Das Museum der Stadt Lünen will sich mit dem Umzug in die Villa Urbahn nicht nur vom Standort her verändern, sondern auch inhaltlich neu erfinden. Aus diesem Grund wird derzeit der zweite Museumstest im Ladenlokal in der Marktstraße 2a veranstaltet.
„Im ersten Museumstest haben wir das Projekt sehr allgemein vorgestellt. Es gab das Modell des Museums und ein paar Grundrisse zu sehen. Wir sind jetzt in der Ausstellungsplanung einen Schritt weiter. Deswegen wollen wir in diesem Test mehr den Fokus darauf legen, im Gespräch mit den Menschen zu klären, wie sie Lünen in der Vergangenheit und in der Gegenwart wahrnehmen und dargestellt bekommen haben", sagt der Ausstellungsgestalter Paul Beaury vom Unternehmen museeon.
Abstimmung über beste Momente
Beaury, seine Kollegin Julia Tödt und die Lüner Museumsleiterin Katja Stromberg haben sich für den Museumstest 2.0 die Auswahl sogenannter "Lünen-Momente" überlegt. Auf den Social-Media-Kanälen der Stadt wurden im Vorlauf des Museumstests 14 verschiedene Fotografien und Malereien mit dazugehörigen Informationen veröffentlicht.
Im Laufe des Museumstests sollen die Lünerinnen und Lüner dann bei einer "Mach Mit"-Veranstaltung über die sieben besten Momente abstimmen. „Wir möchten die Zeitgeschichte der Stadt in kurzer und knapper Form darstellen, ohne etwas rauszuschmeißen", erklärt Beaury.
Zur Auswahl stehen unter anderem Bilder von der Eröffnung des Rathauses 1960, der ersten Bahnstrecke zwischen Lünen und Dortmund 1874, dem Beginn des Bergbaus 1873 bis hin zum Marktplatz im Jahr 1195. Mit kreisförmigen Stickern können die Besucher über ihre Favoriten abstimmen. Zu Beginn waren schon einige Aufkleber verteilt. Besonders beliebt schien das Bild vom Bergbau zu sein.

Des Weiteren sollen die Besucher schriftlich festhalten, was sie mit der Stadt Lünen verbinden. An den Scheiben steht unter anderem: "naturnah", "Heimat" oder "hohe Lebensqualität".
Museumsleiterin Katja Stromberg sagt: „Wir wollen ein Museum für alle sein. Deswegen können wir auch freier arbeiten und Ausstellungen zu den Themen machen, die wir mit den Bürgern diskutieren. Es soll so einfach und verständlich sein, dass es alle anspricht."
Der Zuspruch von den Leuten stellt die Verantwortlichen zufrieden. Beaury: „Das Format an sich ist auf jeden Fall ein Erfolg. Es können aber gerne noch mehr Menschen vorbeikommen."
Mehr Abwechslung im Museum
Katja Stromberg ist seit viereinhalb Jahren Leiterin des Museums und möchte es zu einem beliebteren Ort machen. "Als ich hier anfing, war das Museum mit einer Dauerausstellung aufgestellt. 90 Prozent der Ausstellungsfläche wurde Mitte der 1980er Jahre eingerichtet und war seitdem quasi unverändert. Mit der Zeit lockt man damit keine neuen Leute mehr an", sagt sie.
Das soll sich in der Villa Urbahn ändern. Insbesondere das Ausstellungs- und Vermittlungskonzept soll überarbeitet werden. Am neuen Standort in der Innenstadt gebe es zwar nach wie vor eine Dauerausstellung, diese werde aber "komplett neu aufgestellt" und zudem mit einem Wechselausstellungsbereich ergänzt.
Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich mit dem Museum identifizieren können und es nicht als einen Ort betrachten, den sie lediglich früher mal mit der Schule besucht haben. Julia Tödt bringt es so auf den Punkt: „Es soll ein lebendiger Ort mit einem partizipativen Ansatz sein. Ein Ort, an dem die Menschen leben und sich nicht nur erinnern. Es ist toll, dass Lünen diese Chance nutzt."
Im Bereich der Wechselausstellungen sollen demnach die Besucher auch Vitrinen mieten können, in denen sie Teile aus ihrem Leben präsentieren. Das könnten Pokale und Medaillen eines Sportvereins sein oder Bilder von Hochzeiten.

Neueröffnung im Frühjahr 2025
Die Villa Urbahn steht auf dem Gelände neben dem Rathaus und wird derzeit mit viel Aufwand umgerüstet. Bis zur Eröffnung des neuen Museums wird es aber noch ein wenig dauern. Stromberg sagt: „Nach dem Zeitplan wird die Neueröffnung im Frühjahr 2025 stattfinden. Dann wird das Gebäude 100 Jahre alt. Man kann jetzt aktuell schon täglich Veränderungen sehen. Die Übergabe an das Kulturbüro ist im Juni 2024. Dann können wir rein und mit der Einrichtung anfangen."
Das jetzige Museum im Schloss Schwansbell ist noch bis Oktober diesen Jahres geöffnet. Danach wird erstmal nur noch hinter den Kulissen gearbeitet.
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