Mobile CO2-Ampeln sollen Lüner Lehrer und Schüler ans Lüften erinnern

Schulen in Corona-Krise

Bald müssen die Schüler nach den Sommerferien wieder in die Klassenräume. Dort und in den Turnhallen soll für ausreichende Lüftung gesorgt werden. Die Stadt Lünen sagt, das sei kein Problem.

Lünen

08.08.2021, 07:45 Uhr / Lesedauer: 3 min
In lediglich acht Prozent der Lüner Klassenräume sind sogenannte raumlufttechnische (RLT) Anlagen eingebaut.

In lediglich acht Prozent der Lüner Klassenräume sind sogenannte raumlufttechnische (RLT) Anlagen eingebaut. © picture alliance/dpa

Die Sommerferien in NRW enden am 17. August. Zu Beginn des neuen Schuljahres ist angesichts weiter steigender Infektionszahlen erneut mit Corona-bedingten Einschränkungen zu rechnen. In diesem Zusammenhang werden oft Luftfilter angeführt, die einen möglichst normalen Schulalltag ermöglichen sollen. Die Stadt Lünen hatte die Lüftungssituation bereits im vergangenen Jahr an allen Schulen in städtischer Trägerschaft sowie in den Kitas systematisch untersuchen lassen.

Der Stadtbetrieb Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) habe schon im November und Dezember 2020 einen unabhängigen Sachverständigen beauftragt, die Räumlichkeiten in Schulen, Kitas und Sporthallen zu untersuchen.

Technische Anpassung in zwei Turnhallen

Das Ergebnis: Alle Räume in den Schulen, den Turnhallen und in den Kitas sind durch eine ausreichende Fensterlüftung oder RLT-Anlagen gut zu belüften. Bei zwei Ausnahmen – in den Turnhallen der Grundschulen „Am Heikenberg“ in Alstedde und der Matthias-Claudius-Schule/Gottfriedschule in Wethmar – sind technische Anpassungen vorgenommen worden, um bessere Lüftungs-Ergebnisse zu erzielen. Deshalb bestehe für die Stadt Lünen kein Förderanspruch auf mobile Luftfilter.

Um dauerhaft geöffnete Fenster in den kälteren Jahreszeiten zu vermeiden hat ZGL mobile CO2-Ampeln beschafft, die Lehrer und Schüler an das regelmäßige Lüften erinnern. Diese Methode bleibt daher Mittel der Wahl, um vor potenziell infektiösen Aerosolen in Innenräumen zu schützen.

Bei neuer Einschätzung des RKI werden Mittel beantragt

Falls das Robert-Koch-Institut (RKI) oder das Umweltbundesamt ihre Einschätzungen zur Raumlufthygiene ändern sollten und mobile Raumluftfilter für alle Raumkategorien gefördert werden, dann wird auch die Stadt Lünen diese Mittel beantragen, so die Pressestelle auf Anfrage.

In lediglich acht Prozent der Lüner Klassenräume sind sogenannte raumlufttechnische (RLT) Anlagen eingebaut. Mittel- und langfristige Strategie der Lüner Verwaltung sei es, alle Klassenräume – zum Beispiel im Zuge von Neubauten oder energetischen Sanierungen – mit diesen stationären Anlagen auszurüsten.

Räume werden mit aufbereiteter Luft versorgt

Die Luft fließt bei RLT-Anlagen aus einem Zentralgerät durch ein Luftkanalsystem. Alle angeschlossenen Räume werden mit aufbereiteter Luft versorgt. Die verbrauchte Raumluft wird aus dem Raum entzogen und ins Freie oder als Umluft im Zentralgerät verarbeitet.

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Alle RLT-Anlagen sind bereits zum Schuljahresbeginn 2020/2021 in Lünen so eingestellt worden, dass ausschließlich unverbrauchte Außenluft in die Räume gelangt. Das Umweltbundesamt empfiehlt – nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen pandemischen Lage – Klassenräume damit auszustatten.

Eine kurzfristige Nachrüstung ist aufgrund der umfangreichen Baumaßnahmen in Lünen nicht möglich. Seitens des Bundes und des Landes sollen RLT-Anlagen außerdem künftig gefördert werden, da deren Nachhaltigkeit und Funktionalität, auch unter pandemischen Lagen, bereits erwiesen ist.

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Diskutiert werden derzeit bundesweit mobile Luftfilter, die in den Klassenräumen aufgestellt werden. Die Raumluft wird dabei durch einen Ventilator angesaugt und gefiltert. Ihre Wirksamkeit hängt grundsätzlich von den Aufstellbedingungen vor Ort und von der Luftausbreitung im Raum ab. Dabei ist es erforderlich, dass die Luftführung und -strömung im Raum exakt erfasst wird. Die mobilen Geräte müssen dann gezielt im Klassenraum platziert werden.

Mit Lüften und Co2-Ampeln, die Lehrer und Schüler ans Lüften erinnern, soll das Problem in den Lüner Klassenzimmern weitgehend gelöst werden.

Mit Lüften und Co2-Ampeln, die Lehrer und Schüler ans Lüften erinnern, soll das Problem in den Lüner Klassenzimmern weitgehend gelöst werden. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Das Umweltbundesamt teilt Schulräume aus innenraumhygienischer Sicht in drei Kategorien ein:

  • Kategorie 1: Räume mit guter Lüftungsmöglichkeit, in denen es raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) gibt oder in denen Fenster weit zu öffnen sind
  • Kategorie 2: Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit, in denen es keine RLT-Anlagen gibt oder Fenster nur auf „Kipp“ zu öffnen sind
  • Kategorie 3: nicht zu belüftende Räume

In Räumen der Kategorie 1 ist laut Umweltbundesamt der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte nicht notwendig. Räume der Kategorie 3 sind aus innenraumhygienischer Sicht nicht für den Unterricht zu empfehlen. Nur bei Räumen der Kategorie 2 werden mobile Luftfilter als Alternative genannt – und zwar nur als Ergänzung zu den üblichen Coronaschutzmaßnahmen (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken/Atemschutz, Lüften).

Mobile Luftfilter reichen nicht aus

Nach grundsätzlicher Auffassung des Umweltbundesamtes und des Robert Koch-Instituts (RKI) reichen mobile Luftfilter nämlich nicht aus, um wirkungsvoll über die gesamte Unterrichtsdauer Schwebepartikel – zum Beispiel Viren – aus der Raumluft zu entfernen, weil die Luft lediglich gefiltert und nicht komplett ausgetauscht wird.

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Die Bundesregierung hat erklärt, den Ländern für die Beschaffung von mobilen Luftfiltern insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Förderung mobiler Luftfilter gilt für Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit (Kategorie 2) in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren, das heißt vor allem in Kindergärten und Grundschulen.

Auf einen flächendeckenden Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten in Klassenzimmern wurde ausdrücklich verzichtet und keine Förderung von Geräten in den Räumen der Kategorie 1 ermöglicht.