
© dpa
Misstrauisch bleiben, wenn´s um den Erfolg von Pillen und Pulvern geht
Verbrauchertipp
Die Werbung verspricht wahre Wunder, wenn es um den angeblichen Erfolg von Pulvern und Pillen geht. Nahrungsergänzungsmittel sind aber keine Zaubermittel, warnt die Verbraucherberatung.
Gelockt wird in der Werbung mit Versprechungen vom schnellen Erfolg beim Abnehmen oder Sport, mit dem Kick für die Potenz oder der Aussicht, Vitamin- und Mineralstoffmangel auszubügeln. Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die Hersteller oft - ähnlich wie echte Medikamente - als Pillen, Kapseln oder Pülverchen anbieten, sind jedoch Lebensmittel, die die normale Ernährung ergänzen sollen.
„Nach den gesetzlichen Vorgaben ist es verboten, für diese Produkte mit vorbeugenden, lindernden oder heilenden Wirkungen zu werben. Nur von der EU zugelassene gesundheits- und nährwertbezogene Aussagen für bestimmte Substanzen dürfen verwendet werden“, erläutert Jutta Gülzow von der Lüner Verbraucherberatung. Worauf Verbraucher achten sollten, erklärt sie in Fragen und Antworten.
? Kann man den Bewertungen der Nahrungsergänzungsmittel im Internet trauen?
Bei Erfahrungen und Bewertungen anderer Käufer in Onlineshops oder auf Internet-Marktplätzen sollte man einiges bedenken. „Wenn dort von unglaublichen Erfolgen bei der Gewichtsabnahme, grandioser Potenzsteigerung oder wundersamen Schmerzlinderungen die Rede ist, sind das bloße Meinungsäußerungen. Fünf Sterne vermeintlich positiver Bewertungen können sich zudem bisweilen als gekauftes Lob entpuppen“, so Jutta Gülzow.
? Wie sollte man die vergebenen Sterne richtig deuten?
Wie bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen im Internet bewerten Kunden auf Verkaufsplattformen und in Shops auch Nahrungsergänzungsmittel, die sie bereits geschluckt oder getrunken haben. Anhand einer Skala von ein bis fünf Sternen soll die Benotung anderen Interessenten die Kaufentscheidung erleichtern. Unter Rezensionen echter Käufer können sich auch bei Agenturen für Kundenbewertungen eingekaufte geschönte Kritiken mischen. Diese Agenturen heuern Rezensenten an, die für einen kleinen Obolus ihre Bewertungen abgeben. In einem aktuellen Test der Stiftung Warentest (07/2020) wurden mittelmäßige Bewertungen mit drei Sternen nicht von jeder Agentur gebilligt, sondern die Korrektur hin zu einer höheren Bewertung verlangt. Auch sollten einige Produkte allein anhand von Fotos bewertet – ausprobiert oder angewendet werden durften sie nicht.
- Terminvereinbarung mit der Verbraucherberatung unter Tel. (02306) 301 3801 oder über das Kontaktformular im Internet www.verbraucherzentrale.nrw/luenen.
- Parallel besteht weiter die Möglichkeit einer Erstberatung telefonisch oder schriftlich, um Probleme direkt und schnell zu lösen.
- Sprechzeiten per Telefon sind Mo, Mi, Don und Fr von 9 bis 13 Uhr, Mo und Don 13.30 bis 17 Uhr und Mi 14 bis 18 Uhr.
- Persönliche Termine mit Maske und Abstand können telefonisch vereinbart werden.
? Wann sollte man misstrauisch werden?
Zu schön, um wahr zu sein? – Wer die Bewertungen mit dieser Fragestellung filtert, kann die Sterne vom Himmel holen. Ob dank Nahrungsergänzungsmitteln etwa mühelose Abnehmerfolge binnen Tagen realistisch sein können, sportliche Höchstleistungen bei Gelenkerkrankungen hürdenlos möglich sind oder die Immunabwehr es mit jedem Virus aufnehmen kann – wo solche Erfolgsmeldungen mit vielen Sternen honoriert werden, ist Misstrauen angesagt. Zu denken geben sollte auch, wenn sich selbst auf den hinteren Seiten keine neutralen oder negativen Rezensionen finden, obwohl ein Produkt durch viele Nutzer bewertet worden ist.
? Wo findet man unabhängige Informationen über Nahrungsergänzungsmittel und ihre Wirksamkeit?
Anstatt Bewertungen im Internet blind zu vertrauen, sollte unabhängige Information das Rezept bei Kaufüberlegungen für Nahrungsergänzungsmittel sein. Das Portal www.klartext-nahrungsergaenzung.de der Verbraucherzentralen bietet hierzu eine Fülle an Fakten und Hilfestellungen. Auch in Apotheken gibt es individuelle Beratung. Zudem haben EU-Kommission und Bundeskartellamt inzwischen erste Schritte eingeleitet, um Verbraucher vor gefälschten Nutzerbewertungen zu schützen. Doch bis die neuen Regelungen umgesetzt sind, wird es noch eine Weile dauern.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
