
© Julian Preuß
Lüner Supermarktmitarbeiterin: Täglich mitten im Infektionsrisiko
Lebensmitteleinkauf
In der Corona-Krise haben Jacqueline Link (28) und Marcel Kusio (30) im Supermarkt einen gefährlichen Arbeitsplatz: Sie sind täglich dem Infektionsrisiko ausgesetzt. Sie warten auf die Impfung.
Um kurz nach neun am Freitagmorgen (23.4.) sind einige wenige Kunden im Edeka-Supermarkt an der Kamener Straße. Der große Ansturm vor dem Wochenende wird noch kommen, da ist sich Jacqueline Link sicher. Die 28-Jährige betreut die Abteilung mit den Molkereiprodukten. Sie räumt Milch und Jogurt in die Regale ein oder hilft Kundinnen und Kunden, das Gesuchte zu finden - immer mit Mundschutz, immer mit Abstand. Mehr Schutz vor einer Corona-Infektion hat sie nicht. Und das seit über einem Jahr.
Vormittags und nachmittags sei das Kundenaufkommen am größten, meint Link. Dementsprechend erhöhe sich die Infektionsgefahr. Ein Sicherheitsdienst regelt den Zugang zum Supermarkt mittlerweile nicht mehr. „Ich habe zwar keine Angst vor einer Infektion und den damit verbundenen Symptomen. Aber ich habe Respekt vor den Langzeitfolgen“, sagt Link.
Corona-Impfung bedeutet mehr Sicherheit für die Mitarbeitenden
Dennoch: Mit einer Corona-Schutzimpfung würde sie sich sicherer fühlen. Doch darauf wird Link noch warten müssen. Als Mitarbeiterin im Lebensmitteleinzelhandel befindet sie sich in Gruppe 3 der Impfreihenfolge, an die sich die Bundesregierung halten möchte. „Das Impfen sollte schnellstmöglich durchgezogen werden“, sagt Marcel Kusio. Er arbeitet in der Getränkeabteilung.
Auch Kusio kann nur auf Mundschutz, Abstand und Desinfektionsmittel setzen. Einen schützenden Plexiglaskäfig wie an den Kassen gibt es für die Mitarbeitenden auf der Verkaufsfläche nicht. Trotzdem bleibt er gelassen: „Ich kann nicht mehr machen, als die Hygieneregeln einhalten.“
Eine Testpflicht, wie es sie im normalen Einzelhandel gibt, würde jedoch Gewissheit bringen. „Dann wissen wir, dass die Kunden negativ sein“, führt Kuiso an. Die Mitarbeitenden des Supermarktes lassen sich jedenfalls zu Beginn jeder Woche testen. Dennoch würde er strengere Regeln begrüßen.
Termin- und Testpflicht: Kaum umsetzbar im Supermarkt
Link und Kuiso sehen es allerdings als kaum umsetzbar an, die Regeln für Supermärkte an die des normalen Einzelhandels anzupassen. „Ich glaube, dass eine Termin- und Testpflicht für Supermärkte zu einer Massenpanik führen würde“, meint Link. Das würde die Laune der ohnehin schon gestressten Kundschaft weiter sinken lassen.
Generell habe sich das Arbeiten seit Frühjahr letzten Jahres verändert. „Als die Menschen wie wild Klopapier und Hefe gekauft haben, hatte ich schon ein komisches Gefühl“, gesteht Link. Hinzu kamen die neuen Arbeitsbedingungen im Zeichen der Pandemie. „Wir machen beispielsweise mit weniger Personen Pause“, beschreibt sie.
Bislang nur ein infizierter Mitarbeiter
Auch das trägt dazu bei, dass die Mitarbeitenden zu großen Teilen von einer Infektion verschont blieben. „Es gab einen positiv getesteten Mitarbeiter. Dieser hatte sich aber im privaten Bereich angesteckt“, berichtet Kuiso. Um bis zur Impfung mehr Sicherheit zu erlangen, schlägt er vor, die Anzahl der Kunden im Laden zu reduzieren.
„Dann befinden sich zu den Stoßzeiten nicht mehr so viele Menschen auf engem Raum“, meint er. Wichtig sei aber, dass Regeln in jedem Supermarkt umgesetzt werden - „damit die Kunden wissen, was gilt. Ansonsten wächst die Verunsicherung noch weiter.“ Mehrmals habe er bereits erlebt, dass Kundinnen und Kunden ihren allgemeinen Ärger und Frust an den Mitarbeitenden ausgelassen haben.
Daher wünschen sich Link und Kusio, dass die Menschen trotz der Umstände ihr Lächeln nicht verlieren. Schließlich ist der Einkauf eine der wenigen Beschäftigungen, die während Pandemie und Lockdown noch erlaubt sind.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.