Lüner Schüler pflanzen Gedenkbaum für die Juden
Pogromnacht nicht vergessen
Bereits zum 26. Mal erinnern die Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums an die Pogromnacht vom 9. November 1938. „Pflanz Toleranz“ - so lautet das Motto in diesem Jahr.

Die Gymnasiasten sammelten zur Erinnerung an die Progromnacht Wünsche der Lüner. © Sina Osterholt
Etwa 35 angehende Abiturienten überlegten sich verschiedene Aktionen zum Gedenken an die Novemberpogrome. Anders als zuvor übernahmen die beiden Lehrerinnen Anna-Maria Rickert und Natascha Bettin die Leitung.
Bevor der seit mehr als 25 Jahren Verantwortliche Lehrer, Martin Löhr, im nächsten Jahr in den Ruhestand geht, hat er für frischen Wind gesorgt: „Ich will sichergehen, dass die Aktion erhalten bleibt“, sagt Löhr. Da es in dem Stadtgymnasium auch besonders viel religiöse und kulturelle Vielfalt gebe, müssten Toleranz und Respekt vermittelt werden.
Gedenkbaum erinnert an die Mordopfer der Neonazis
In verschiedenen Stationen befolgten die Schüler die Agenda des Lehrers: Nachdem die Lüner an einem Holzbaum Blätter mit Wünschen für Lünen anhängen durften und „Vergissmeinnicht“-Samen erhalten haben, ging es über zum Hauptpunkt: die Baumpflanzung am Flussufer der Lippe.
Damit setzten die Schüler ein Symbol. Seit dem 3. November erinnern Bäume im sächsischen Zwickau an die Mordopfer der Neonazi-Terrorzelle NSU. „Genau wie Zwickau, pflanzen wir auch einen Gedenkbaum für die Juden“, sagt die 18-Jährige Schülerin Henrike Fleischmann.
Ein Baum sei ein Zeichen, sich für Toleranz einzusetzen. Der Stadtverband für Heimatpflege engagierte sich an dem Vorhaben des Freiherr von Stein Gymnasiums und stellte eine Flatterulme zur Verfügung. „Wir setzen uns gerne gegen den Antisemitismus ein“, sagt der Vorsitzende Horst Störmer.
Dass der Baum am Lippeufer gepflanzt wird, war der Schule besonders wichtig. Der Lüner Jude Waldemar Elsoffer war zu der Zeit in der Lippe ertrunken. Deshalb trägt der Fluss eine besondere Bedeutung für den Gedenktag. Anschließend schmückten die Gymnasiasten traditionell die zuvor gesäuberten Stolpersteine mit Blumen.
Lüner sind von Aktion ergriffen
Die Lünerin Maria Ahland ist gerührt von der Aktion: „Ich kann mich noch gut an die schreckliche Zeit erinnern, über die nicht gesprochen werden durfte“, sagt sie. Es sei wichtig, dass die junge Generation über die Zeit spricht und daraus lernt. Auch Hans-Robert Pothmann befürwortet das Gedenken an die Pogromnacht. Erst habe er den Sinn von „Pflanz-Toleranz“ nicht verstanden, aber auf dem zweiten Blick ist ihm die tiefgründige Bedeutung aufgefallen.