Der bekannte Psychotherapeut Dr. Christian Lüdke sagt: „Wir sollten alle glücklichen Augenblicke sammeln und persönlich das Beste auch aus der Pandemie machen.“

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Lüner Psychotherapeut Christian Lüdke rät: Das Gute im Schlechten sehen

rnGlücklich sein in der Pandemie

Glücklich sein in der Pandemie - keine einfache Aufgabe. Aber es ist möglich, sagt der bekannte Lüner Psychotherapeut Dr. Christian Lüdke. Jeder kann selbst etwas für sein Glück tun.

Lünen, Selm

, 20.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Menschen fragen sich nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie, was denn eigentlich in dieser belastenden Zeit gut war oder ist. „Wenn man sich überlegt, was denn das Gute im Schlechten ist, dann ist man dem Glück ziemlich nah“, sagt Psychotherapeut Dr. Christian Lüdke aus Lünen.

Für ihn ganz persönlich hat die Pandemie sogar mehr Vor- als Nachteile mit sich gebracht. „Wir haben weniger Geld ausgegeben, weil wir kaum ausgegangen sind, ich habe Kochen gelernt und unsere Töchter waren oft da, wir haben beispielsweise Spieleabende zusammen gemacht.“ Eindeutige Corona-Gewinner seien auch die Hunde der Familie gewesen: „Sie waren noch nie so oft mit uns draußen wie in der Pandemie.“

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Das Wort Glück, erklärt der Experte, stamme übrigens aus dem Mittelalter, von den Zimmermännern. „Wenn sie einen Dachstuhl zimmerten und der dickste Balken in die nach Augenmaß gefertigte Halterung gelegt wurde und passte, dann war das Glück.“

Um auch in schwierigen Situationen wie in der Pandemie mit Kontaktbeschränkungen, Quarantäne oder Home Schooling ein Stück vom Glück zu finden, sollte man auf seine eigenen Rahmenbedingungen schauen und es sich passend machen - „dann bin ich glücklich“.

Das Zuhause und das Zusammensein mit der Familie genießen - das ist für Dr. Christian Lüdke ein Teil vom Glück in schwierigen Zeiten.

Das Zuhause und das Zusammensein mit der Familie genießen - das ist für Dr. Christian Lüdke ein Teil vom Glück in schwierigen Zeiten. © Beate Rottgardt

Man müsse sich im Leben immer wieder verändern, meint der 61-Jährige: „Gewohnheit ist gewöhnlich, gerade durch Krisen sind wir zu Veränderungen gezwungen, alleine und in der Familie, das bedeutet natürlich immer erstmal Stress. Aber am Ende bedeutet das etwas Positives.“

Sekundenglück erleben

Der große Wolfgang von Goethe hat mal gesagt, wenn er alle seine Glücksmomente im Leben zusammenzählt, wären das drei Minuten. Nicht wirklich viel. Tröstlicher ist da Herbert Grönemeyers Lied „Sekundenglück“, denn, so Lüdke, „darum geht es, diese glücklichen Augenblicke zu sammeln, die auch einen dauerhaften Veränderungsprozess auslösen können.“

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Altes loslassen und auch Dinge annehmen, wie sie sind, wenn wir sie nicht ändern können. Dabei fällt einem der Operetten-Liedtext ein: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“

Lüdke erinnert sich an ein Gedicht, das er vor 30 Jahren bei einem Besuch in New York gelesen hat: „Sinngemäß hieß es, man kommt nach Hause und findet einen Zettel vom Glück, das da war, während man es draußen irgendwo gesucht hat. Oft suchen wir das Glück tatsächlich weit in der Welt, dabei ist es doch ganz nah bei uns. Wenn ich es mir zu Hause nett mache, ein leckeres Essen koche, kreativ werde zum Beispiel.“

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Man müsse sich klar machen, dass wir nicht hilflos ausgeliefert sind, auch nicht einer Pandemie. „Jeder ist seines Glückes Schmied, da steckt viel Wahrheit drin.“ Die Gehirnforschung zeigt, dass Menschen, die denken, dass etwas schlimm ist, dann tatsächlich seelisch und körperlich schlimme Zeiten erleben.

Wie es erträglich wird

Lüdke: „Wenn wir versuchen, das Beste aus einer Situation zu machen, die wie die Pandemie alle erleben müssen, dann wird es auch erträglich.“ In diesen schwierigen Zeiten sind vor allem Hoffnung und Zuversicht wichtig. Aber auch Fantasie und Vorstellungsvermögen sollte man einsetzen, um seine persönlichen Glücksmomente auch in der Pandemie zu erleben, empfiehlt der Psychotherapeut. Allerdings brauche es dazu immer etwas Mut, sich etwas zu trauen, was man vielleicht noch nie versucht hat: „Glück ist nichts Statistisches.“ Nicht zählbar und für jeden Einzelnen etwas ganz Persönliches - aber dennoch unglaublich wichtig für ein zufriedenes Leben auch in Corona-Zeiten.