Lüner nennt jetzt Florida sein Zuhause
Auswanderer im Interview
Die Schwester eines Bekannten ermöglichte ihm einen sechsmonatigen Aufenthalt auf Marco Island in Florida - doch zurück kam er danach nicht mehr. Seit 16 Jahren lebt der 47-jährige Lüner Chris Hadac jetzt in den USA. Im Interview erzählt er uns über seine Lüner Zeit, sein neues Leben in den USA und den Umgang mit Präsident Trump.

Chris Hadac auf einem Golfplatz in Florida mit einem ungebetenen Gast, einem in dem US-Bundesstaat beheimateten Aligatoren.
Seit wann leben Sie in den USA und warum?
Seit 2001 lebe ich in den USA. 1998 war ich mit der Uni fertig. Ich habe in Dortmund studiert. Zu der Zeit war es schwierig für Ingenieure, einen Job zu bekommen. Deshalb bin ich nach München gegangen. Über eine Radio-Anzeige habe ich eine Stelle in der IT-Branche bekommen.
Weihnachten fuhr ich immer nach Hause und im alten „Dampfbierbahnhof“ traf ich einen Bekannten, dessen Schwester auf Marco Island in Florida lebt. Sie hat mir einen Aufenthalt dort für sechs Monate ermöglicht. Anschließend hab ich sechs Jahre lang die Firma eines Freundes mit aufgebaut und mich dann 2007 selbstständig gemacht. In der Zeit hab ich auch meine Frau kennengelernt.
Was machen Sie seitdem beruflich?
Ich bin Freelancer (Freiberufler) im Bereich Computer und außerdem Immobilienmakler.
Wo genau in Florida leben Sie?
Auf Marco Island, südlich von Naples.
Woher aus Lünen stammen Sie und welche Schulen haben Sie besucht?
Ich stamme aus Beckinghausen, hab die ersten Jahre auch dort mit meiner Familie gelebt und deshalb auch die damalige Hellweg-Grundschule besucht. Dann sind wir zur Bismarckstraße in die Stadtmitte umgezogen und ich bin zuerst zum Geschwister-Scholl- und dann zum Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gegangen.
Sie sind nicht der Einzige Ihrer Jahrgangsstufe, der ausgewandert ist. Haben Sie immer mit den Anderen Kontakt gehabt?
Nicht allzu viel mit den „Ausgewanderten“. Mit einigen aus Lünen habe ich noch regen Kontakt. Aber vor drei Jahren hat mich Tom Herr, der nach Kanada ausgewandert ist, über Facebook kontaktiert. Und meinte, er habe noch Bonus-Meilen einer Fluggesellschaft, die bald verfallen würden, ob er mich nicht besuchen könnte. Und so haben wir uns nach 25 Jahren das erste Mal bei mir in Florida wiedergesehen.
Wie war das Treffen?
Als wenn kein Tag vergangen wäre, auch wenn wir natürlich älter geworden sind. Seitdem haben wir regelmäßig Kontakt. Auch mit Manu Liebich, die auf Kreta lebt.
Haben Sie die Entscheidung auszuwandern, je bereut?
Ich habe es nie bereut, ausgewandert zu sein. Es ist nur nicht so einfach, wie es in den Medien dargestellt wird. Nach einiger Zeit, wenn man über den Urlaubsmodus hinweg ist und der Alltag anfängt, ändert sich einiges. Da bin ich in ein Loch gefallen und war einsam, aber da muss man durch. Bei mir hat das sechs Monate gedauert, aber es hat geklappt. Seitdem geht es absolut klasse. Ich mag Lünen immer noch sehr, es wird auch immer meine Heimat bleiben. Aber zurück will ich nicht mehr – Florida ist jetzt mein Zuhause.
Kommen Sie noch ab und zu nach Lünen?
Früher kam ich fast jedes Jahr nach Lünen. Zuletzt war ich Weihnachten vor zwei Jahren in Lünen.
Wie hat sich die Stadt Ihrer Meinung nach im Lauf der Zeit verändert?
Ich finde, die Stadt ist traumhaft schön geworden im Vergleich zu dem Lünen, in dem ich aufgewachsen bin. Seit zehn Jahren ist Lünen immer grüner geworden und auch die Fußgängerzone gefällt mir gut.
Sind sie eigentlich mittlerweile amerikanischer Staatsbürger?
Ich hätte seit fünf Jahren ein Anrecht auf die US-Staatsbürgerschaft. Aber ich möchte meine deutsche Staatsbürgerschaft nicht aufgeben, hätte also gerne die doppelte Staatsbürgerschaft – ich bin Deutscher, aber in den USA bestens integriert. Und meine Frau ist Amerikanerin. Bei diesem Thema macht aber leider Deutschland Probleme.
Hat sich Ihr Leben seit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump im Januar eigentlich verändert?
In unserem Freundeskreis versuchen wir, Diskussionen über Trump aus dem Weg zu gehen – weil die Meinungen auseinandergehen. Oder man macht Witze darüber. Ich denke, Trump ist nur ein Resultat dessen, was überall los ist – auch in Deutschland. Keiner ist mehr bereit, miteinander zu diskutieren und Kompromisse zu schließen.
Florida ist ein Bundesstaat im Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist bekannt als Sunshine State, der Sonnenschein-Staat.
Die gleichnamige Halbinsel wurde von den spanischen Entdeckern während der Osterzeit entdeckt und danach benannt: Ostern heißt auf Spanisch auch Pascua Florida.
Das Emblemtier Floridas ist der Florida-Panther. Die Hauptstadt des Bundesstaates ist Tallahassee.
Die bekanntesten Städte sind Miami und Orlando.
Florida hat mehr als 19,6 Millionen Einwohner. Knapp ein Viertel sind Latinos. Deshalb ist Spanisch auch neben Englisch die Hauptsprache in Florida.