Die Lüner Kino-Betreiber Lutz Nennmann und Meinolf Thies müssen derzeit mit vielen Kostensprüngen nach oben umgehen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Besucher der „Cineworld“.

Die Lüner Kino-Betreiber Lutz Nennmann und Meinolf Thies müssen derzeit mit vielen Kostensprüngen nach oben umgehen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Besucher der „Cineworld“. © Günter Blaszczyk

Lüner Kino leidet unter steigenden Kosten: „Müssen auf jeden Euro schauen“

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Viele Branchen und Privatpersonen kämpfen derzeit gegen die hohen Kosten in verschiedensten Lebensbereichen. Auch das Lüner Kino ist davon betroffen. Die Betreiber ziehen nun erste Konsequenzen.

Lünen

, 02.08.2022, 15:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die beiden Lüner Kino-Betreiber Lutz Nennmann und Meinolf Thies haben in den vergangenen Wochen ziemlich viele Briefe mit der Post erhalten. Und sie offenbaren allesamt den gleichen Inhalt: Mal geht es um die Erhöhung von Strompreisen, mal wird die Miete teurer und ein anderes Mal stehen die Lieferanten mit neuen Lebensmittelpreisen vor der Tür. Kurzum: Auch Kinos bleiben von den steigenden Lebensunterhaltungskosten nicht verschont.

Wer nun vermutet, dass die Projektoren, die im Lüner „Cineworld“ die Filme über die Leinwand flackern lassen, die größten Stromfresser sind, liegt ziemlich daneben. Denn an der Spitze stehen laut Meinolf Thies die Anlagen, die für Kälte im Inneren sorgen. „Speziell in diesem Sommer mit der vielen Sonne und den Hitzewellen ist das weiteres Liquiditätsgift für uns“, erklärt der 58-Jährige.

Stromkosten um das Dreifache gestiegen im „Cineworld“

Beim Strom haben die Betreiber laut eigener Aussage „doppelt Pech“ gehabt. Ihr Vertrag mit einem relativ guten Tarif endete zum 31. Dezember 2021 während einer Phase, in der Energieversorger Klarheit hatten. „Wir haben die Angebote mit der Hoffnung, dass sich die Lage wieder beruhigt, angenommen. Doch dann ging es ja erst richtig los“, berichtet Thies. Wenn er auf die reine Kilowatt-Stunde blickt, seien die Kosten um das Dreifache gestiegen.

Damit die Besucher eine gemütliche und wohltemperierte Atmosphäre im Lüner Kino genießen können, fließt ganz schön viel Strom. Und der ist teuer.

Damit die Besucher eine gemütliche und wohltemperierte Atmosphäre im Lüner Kino genießen können, fließt ganz schön viel Strom. Und der ist teuer. © Beuckelmann

Genaue Preise für beispielsweise einen 90-minütigen Blockbuster kann er aber nicht nennen. Denn man müsse sich die Kinoimmobilie ganzheitlich vorstellen - vom Foyer bis in den Saal. „Wir gucken, dass überall Lampen brennen und die Besucher eine gemütliche Atmosphäre vorfinden. Sonst ist Kino als Gefühl nicht mehr so sexy, wie es bislang war.“

Auch bei der Miete für die Kino-Immobilie hat sich durch die sogenannte Index-Klausel, die in vielen gewerblichen Mietverträgen verankert ist, einiges verändert. Diese kommt bei Erhöhung bestimmter Preisindizes (Lebenshaltung, Baukosten, Effektivlöhne) zum Tragen. „Das hat uns jahrelang nicht interessiert, weil es hierzulande kaum Inflation gab. Jetzt ist das überall wieder ein Thema“, erklärt Meinolf Thies.

Zusätzlich kämpft auch das Lüner Kino mit den enormen Steigerungen bei Lebensmitteln. „Wenn darüber berichtet wird, dass sich der Pommesfett-Preis erhöht, gilt das gleichermaßen für unser Popcornfett. Das sind Lieferketten, die so nicht mehr zur Verfügung stehen“, so der Betreiber. Auf dem Papier verzeichne man diesbezüglich Preissprünge im „deutlich zweistelligen Bereich“.

Lüner Betreiber ziehen Konsequenzen aus Kostensteigerung

Die vielerlei steigenden Kosten bleiben nicht ohne Folgen. „Wir gucken uns derzeit ganz genau an, ob es eine Möglichkeit gibt, mit einem eingeschränkten Spielzeitangebot die hohen Preise abzufedern.“ Jede Vorstellungsreihe werde daher auf ihre Rentabilität geprüft – auch wenn sich das in den Sommerferien etwas schwierig gestaltet, da die sechs Wochen laut Thies nicht maßgeblich für das tägliche Kinogeschäft seien.

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Aus dieser Analyse könne sich dann durchaus ergeben, dass sich nicht jede Vorstellung rechnet. Thies betont aber, dass das Lüner Kino nur punktuell auf Filme verzichten werde. Sonntagabends um 21 Uhr sei es beispielsweise sehr still in Lünen. Die Betreiber sind sich darüber im Klaren, dass sie durch ihre Programmänderung möglicherweise Besucher verlieren werden. „Auf Dauer rechnet sich das aber trotz alledem. Wir müssen als Kino jetzt auf jeden Euro gucken“, so Thies.

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Schon vor der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine hatten der 58-Jährige und sein Geschäftspartner mit einer Analyse begonnen, die die Veränderungen des Kinogeschäftes aufzeigen sollte. „Früher war um 15 Uhr unter der Woche die beste Zeit für den Kinder- und Jugendbereich. Durch neue Arbeitszeiten- und Schulmodelle hat sich das völlig verändert“, weiß Thies, der seit 33 Jahren in der Branche tätig ist. Digitale Angebote wie Netflix haben auf das Kinogeschäft ebenfalls einen erheblichen Einfluss.

Ausgrenzung von Menschen durch erhöhte Kinopreise

Auch die Preise für ein Kinoticket waren vor einigen Jahren deutlich billiger. Heute kostet ein Filmerlebnis in Lünen elf Euro. Ob sich durch die steigenden Kosten auch die Preise verändern, kann Thies nicht genau sagen. Denn durch das Sharing-Modell im Ticketbereich von Kinos verdiene der Verleih immer die Hälfte mit. Somit sei der Handlungsspielraum dort nur eingeschränkt möglich.

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Viel wichtiger ist für den 58-Jährigen aber, welche Auswirkungen eine Erhöhung auf die Besucher haben könnte. „Wenn ich alle Tickets zwei Euro teurer mache, um einen Euro für uns zu gewinnen, grenze ich einen bestimmten Anteil der Menschen aus, für die Kino dann zu teuer ist. Da muss man wirklich aufpassen, um nicht zu stark in die soziale Schere einzugreifen.“

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