
Der Lüner Hospizverein mit Domizil an der Gertrud-Bäumer-Straße feiert sein 25-jähriges Bestehen. Vorsitzender Rolf Pinno wirbt um Mitarbeit in der Sterbebegleitung. Der Verein sucht weitere Ehrenamtliche. © Goldstein/Quiring-Lategahn
Lüner Hospizverein schenkt Sterbenden Nähe: „Man bekommt viel zurück“
Jubiläum
Nähe schenken, wenn es ums Sterben geht. Darin sehen die Ehrenamtlichen des ambulanten Lüner Hospizvereins ihre Aufgabe. „Man bekommt viel Dankbarkeit zurück“, sagt Vorsitzender Rolf Pinno.
Es ist eine Arbeit, die in die Tiefe geht. Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten, richtet den Blick auch auf das Leben. Auf schöne Momente, auf die letzten Stunden, auf Leben bis zuletzt. Ehrenamtliche des ambulanten Hospizdienstes Lünen schenken Sterbenden Zeit und Nähe - schon seit 25 Jahren. Das silberne Jubiläum des Vereins feiern sie am 18. August.
Rolf Pinno (66) ist seit September vergangenen Jahres Vorsitzender des Hospizvereins. Der zählt heute 123 Mitglieder. Trotz Coronakrise konnten die 27 Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr 40 Sterbende begleiten, zehn in ihrem häuslichen Umfeld und 30 in Pflegeheimen. Man bekomme viel zurück, vor allem Dankbarkeit, schildert Rolf Pinno. Als der ehemalige Einkaufsleiter eines Versorgungsunternehmens in den Ruhestand ging, hatte er zeitlich mehr Spielraum. Auch durch sein familiäres Umfeld wurde er auf den Hospizverein aufmerksam. Hier sieht er für sich eine Aufgabe. Wie alle anderen Ehrenamtlichen, wurde er in Schulungen auf seinen Einsatz vorbereitet. Die Arbeit kann psychisch mitunter fordernd sein. Supervision ist eine wichtige Hilfe.

Der Hospizverein in Lünen feiert Jubiläum. Seit 25 Jahren engagieren sich Ehrenamtliche in der Sterbebegleitung. © Hospizverein
Wertvolle Erinnerungen wecken
Jede Begleitung ist unterschiedlich, so wie es die Sterbenden auch sind. Manche wollen sich etwas von der Seele reden. Das gelingt ihnen bei Außenstehenden manchmal besser als bei den eigenen Angehörigen. Andere haben einen letzten Wunsch. Wie eine begeisterte Hobby-Reiterin, die noch einmal das Pferd sehen wollte. An ihrem Geburtstag schaute es zum Fenster herein. Der Sohn hatte diese Überraschung vorbereitet. Es war eine große Freude. Oder der Bergmann, der nicht viele Worte fand. Das gemeinsame Anschauen von Bildern aus dem Bergbau weckte liebgewordene Erinnerungen. Ein kostbarer Augenblick.
Cäcilia Ebel gehört zu den Gründungsfrauen des ambulanten Hospizvereins. Sie war dabei, als 1997 Initiatorin Irene Schmidt acht Frauen für die Idee eines Lüner Hospizes gewinnen konnte. Zur ersten Veranstaltung kamen 90 interessierte Frauen und Männer, am Ende sagten 25 ehrenamtliche oder finanzielle Unterstützung zu. Über sieben Wochen bot der Verein Schulungen an und im Herbst 1997 den ersten Grundkurs der Seminare für Sterbebegleitung. Erst nach einer Praxisphase und einem Aufbaukurs entschieden sich Teilnehmerinnen für die Arbeit im Hospizverein. „Wir suchen immer nach neuen Ehrenamtlichen, die mitarbeiten wollen“, wirbt Rolf Pinno für die Sterbebegleitung.
Trauer Cafè und Hospiz macht Schule
Anfangs trafen sich die Engagierten im Gesundheitshaus, später im Evangelischen Altenzentrum an der Bebelstraße und anschließend in der Parkresidenz in Horstmar. Seit fast drei Jahren haben sie ihr Domizil im Caritashaus an der Gertrud-Bäumer-Straße. Dort sind auch die beiden Koordinatorinnen Vera Hänel und Gabriele Franzak zu erreichen, unter Tel. (02306) 9 41 08 35, per Mail info@luenerhospiz.de.
Längst hat das Hospiz seine Arbeit ausgeweitet. Zu den Angeboten gehören ein Trauer Café jeden zweiten Sonntag im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr in den Räumen des Hospizvereins. Mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ gehen Ehrenamtliche in Grundschulen, um kindgerecht über das Sterben zu sprechen. Vor der Corona-Zeit hat es nächtliche Sitzwachen im St. Marien Hospital gegeben.
Begleitung kann über Monate sein
Die meisten der vom Hospizverein begleiteten Sterbenden sind über 80. Manchmal dauert eine Begleitung eine Woche, vielfach aber auch bis zu sechs Monate oder länger. 3559 ehrenamtliche Arbeitsstunden sind für den Hospizverein im vergangenen Jahr zusammengekommen. Es ist wertvolle Zeit, im Einsatz für Menschen am Ende ihres Lebens.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
