Nur noch bis zum Ende des Jahres bekommen Patienten in den Arztpraxen ihre Rezepte in Papierform, da ab 1. Januar 2024 das E-Rezept verpflichtend eingeführt wird. Aber bekommt dann wirklich jeder nur noch diese digitale Form? Nein, denn es gibt so manche Ausnahme von der neuen Regel und genau diese Ausnahmen werden wohl für deutlich mehr Arbeitsaufwand und vor allem Zeit in den Arztpraxen sorgen. So ist auch Dr. Arne Krüger, Sprecher der Lüner Ärzte, skeptisch, ob die Einführung des E-Rezepts so reibungslos laufen wird wie geplant. „Natürlich haben wir alle schon die ersten Schritte vorbereitet,“ so der Mediziner. Denn keiner der Ärzte kann sich gegen das E-Rezept entscheiden, ohne mit finanziellen Einbußen rechnen zu müssen.
Die erste Ausnahme sind Personen, die privat versichert sind. „Für sie ändert sich gar nichts, sie bekommen weiterhin ihre Rezepte in Papierform und können sie dann auch wie gewohnt bei ihrer privaten Krankenkasse einreichen. Alle anderen Versicherten könnten sich ihr E-Rezept auf die digitale Gesundheitskarte laden lassen und diese dann in der Apotheke vorlegen. Doch bis beispielsweise von Krügers Praxis die Infos durch die Karte bis zur Apotheke im selben Haus auf digitalem Weg kommen, kann es schon mal zehn bis 15 Minuten dauern, so die Erfahrung des Mediziners. Er hat das Ganze seit dem 1. November getestet und bilanziert: „Wir haben mit unserem Anbieter deswegen schon insgesamt 40 Stunden telefoniert.“
Ausnahme Altenheime
Es gibt noch eine weitere Gruppe von Patienten, die auch nach dem 1. Januar 2024 die Papierrezepte bekommen werden: Menschen, deren Behandlung nach Unfällen am Arbeitsplatz durch die Berufsgenossenschaft bezahlt wird. Patienten, die kein Smartphone haben oder deren Gesundheitskarte noch nicht entsprechend funktioniert, erhalten ab Januar Papier-Rezepte mit einem QR-Code, den sie dann in der Apotheke vorlegen müssen.
Ein weiteres Problem, das vor allem aber nicht nur Hausärzte lösen müssen, sind Rezepte für Patienten, die in Alten- und Pflegeheimen leben. „Das erfordert viele Absprachen mit den Heimen und den Apotheken, die schon getroffen wurden und noch zu treffen sind. Normalerweise gehen die Patienten mit ihrer Gesundheitskarte zur Apotheke, aber das können die Bewohnerinnen und Bewohner der Heime nicht“, erklärt der Mediziner.
Ein Prinzip aber einige Ausnahmen: Das bedeute für die Praxen einen zeitlichen Mehraufwand, weil sie bei jedem Patienten prüfen müssen, welcher Fall nun vorliegt, so Krüger. „Der Prozess ist zwar durchdacht, aber der Faktor Mensch wurde nicht berücksichtigt.“ E-Rezepte böten sicher Vorteile aber eben auch erhebliche Nachteile.

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