
Mathias Sandmann, Geschäftsführer der Lippetouristik GmbH, will den Lippetourismus nachhaltig fördern. © Lippetouristik
Lippetouristik auf der Victoria-Halde? Stadt lehnt Unternehmer-Plan ab
Stadtentwicklung
Der Lüner Unternehmer Mathias Sandmann (55) will den Lippetourismus fördern und nimmt dazu die Victoria-Halde ins Visier. Die Verwaltung sendet offenbar unterschiedliche Signale.
Die Lüner Lippetouristik GmbH mit Geschäftsführer Mathias Sandmann (55) an der Spitze will den Lippe-Tourismus nachhaltig ausbauen und dafür bis zum Start der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA) mehrere Millionen Euro in die Gestaltung der Victoria-Brache investieren. Doch die Zeichen dafür stehen eher schlecht.
Denn nach ersten, positiven Signalen Richtung Sandmann, erteilte die Verwaltung dem millionenschweren Vorhaben des Lüner Unternehmers auf Anfrage unserer Redaktion eine Absage.
Erholungsraum Lippe?
Wie Stadtsprecher Daniel Claeßen am Freitag (26. August) sagte, sei es erklärtes Ziel der Stadt Lünen, gemeinsam mit Bergkamen im Rahmen der IGA 2027 den Tourismus auszubauen und dauerhaft zu stärken. Dabei spiele natürlich auch die Lippe als Erholungsraum eine wesentliche Rolle.
„Vor diesem Hintergrund begrüßt die Verwaltung ausdrücklich die Initiative von Mathias Sandmann beziehungsweise der Lippetouristik, im Bereich Freizeit und Tourismus in Lünen zu investieren“, sagte Claeßen weiter: „Entscheidend ist aber, dass es eine abschließende politische Beschlusslage gibt, mit der die Ideen, so wie Herr Sandmann sie vorgetragen hat, nicht vereinbar sind.“
Abgesegneter Bebauungsplan Victoria-West
Weitere Angaben dazu machte der Stadtsprecher keine. Vielmehr verwies er auf den vom Stadtrat abgesegneten Bebauungsplan Victoria-West. Dazu findet sich auf der Homepage der Stadt unter anderem folgender Hinweis mit diesem Wortlaut:
- Die westliche Victoria-Fläche soll als Landschaftspark neu gestaltet werden.
- Der Landschaftspark soll großzügige Erholungs-, Spiel- und Freizeitflächen vorweisen, darunter ein Maxispielplatz sowie zukünftige Trend- und Fun-Sport-Areale, Ruheorte und Liegewiesen sollen zum Verweilen einladen.
- Für das Haldentop ist eine gastronomische Einrichtung vorgesehen.

Das sieht der Plan der Lüner Lippetouristik GmbH für die Victoria-Halde vor. © Sandmann
Offen für weitere Ideen?
Gleichwohl erklärte Claeßen, dass die Stadtverwaltung jedoch offen für weitere Ideen sei, um den Tourismus in Lünen zu stärken: „Allen Beteiligten müsse klar sein, dass die vorhandenen Rahmenbedingungen als Resultat der bisherigen Planung die notwendige Realität darstellen. Darauf aufbauend sind jedoch neue, kreative Lösungen sicherlich möglich.“
Außer die von Mathias Sandmann? „Von einer ‚Unvereinbarkeit‘ unseres Investitionskonzepts mit einer etwaigen vorhandenen politischen Beschlusslage war bisher nie die Rede“, sagte Lippetouristik-Geschäftsführer Sandmann Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion - von der Absage der Verwaltung immer noch überrascht: „Es scheint, dass hier die Verantwortung einer offensichtlich fehlgelenkten IGA-Projekt-Entwicklung der Lüner Politik in die Schuhe geschoben werden soll. Wie sich jüngst herausstellte, wurde unser Konzept nicht einmal von der Verwaltung den politischen Gremien als Alternative zur Diskussion vorgelegt.“
Machbarkeitsstudie
Dabei habe, sagte Sandmann weiter, das von der Stadtverwaltung schon im Jahr 2016 für eine Machbarkeitsstudie zur Flächenentwicklung der Viktoria-Brache beauftragte Stadtentwicklungsbüro DTP und SSR „unser Konzept als in sich schlüssig geprüft und als reizvolle Bereicherung für eine Flächenentwicklung auf der Zechenbrache eingestuft“.
Inwieweit das modifizierte Konzept nun mit einer vorhandenen politischen Beschlusslage inkompatibel sein soll, bleibe ihm verborgen, sagte Sandmann. Dass dem nicht so sei, sagte der Lüner Unternehmer weiter, gehe aus den von ihm kürzlich geführten Gesprächen mit der CDU, Grünen und der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GFL) hervor. Ein Gespräch mit der SPD-Fraktion steht noch aus.
Gespräche mit Politik
Tenor aller geführten Gespräche ist laut Mathias Sandmann gewesen, dass ein einfaches Café ohne Einbindung in ein touristisches Gesamtkonzept, wie es derzeit vom Lüner IGA-Management geplant sei, nicht die notwendigen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit erfüllen kann: „Zusätzlich Möglichkeiten zur Kurzzeitübernachtung in Hütten, Zelten und Wohnmobilen sowie Wellnessangeboten in der Winterzeit zu schaffen, um damit auch die Überlebensdauer einer Gastronomie ohne künstliche Beatmung durch die Stadt zu gewährleisten, wurde ausdrücklich begrüßt.“
Selbst das von der Stadt Lünen beauftrage Landschafts-Architektenbüro Greenbox (Köln) sehe hier keine „grundsätzlichen Unverträglichkeiten“ mit den bisher entwickelten Plänen. Die Themen Wellness und Übernachtung seien durchaus integrationsfähig, heiße es bei Greenbox.
Lippetouristik hofft auf Unterstützung
Die Lippetouristik, Lünes Anbieter von Naturerlebnis-Touren auf Westfalens längstem Fluss, hofft nach Angaben ihres Geschäftsführers Mathias Sandmann „nun auf Unterstützung aus Politik und Wirtschaft, um die Idee Lippe-Tourismus mit Lünen in der Mitte nicht nur zu erhalten sondern auch auszubauen“.
Zur Erinnerung: Erst vor wenigen Tagen hatte die Stadt mitgeteilt, dass ihr der Förderbescheid des Landes für die Umsetzung des Landschaftsparks Victoria in Höhe von 1,47 Millionen Euro zugegangen ist. Dazu hatte Lünens Technischer Beigeordneter Arnold Reeker erklärt: „Mit der Förderzusage ist ein entscheidender Schritt zur Umgestaltung der belasteten und seit Jahrzehnten ungenutzten Viktoria-Brache im Herzen der Stadt Lünen zum Landschaftspark Viktoria erfolgt.“
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
