Kuriose Fälle für Wachtmeister im Gericht: Seniorin mit Waffen im Gepäck

© Sylvia Mönnig

Kuriose Fälle für Wachtmeister im Gericht: Seniorin mit Waffen im Gepäck

rnAmtsgericht

Wer in das Lüner Amtsgericht möchte, wird von Bernd Spatzier kontrolliert. Auch Schusswaffen hat er dabei schon entdeckt. Die Pandemie sorgt für zusätzliche Arbeit des Justizwachtmeisters.

Lünen

, 05.12.2021, 17:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mittlerweile seit 36 Jahren ist Bernd Spatzier als Justizwachtmeister im Amtsgericht tätig. Er sitzt quasi in der Schaltzentrale, ist auch regelmäßig für die Einlasskontrolle zuständig. Er mag seine Arbeit - auch wenn die zu Corona-Zeiten mit Herausforderungen verbunden ist.

Für Besucher, die sich des Öfteren in dem Gebäude am Spormeckerplatz aufhalten, gehört Bernd Spatzier (63) zum gewohnten Bild. Er begegnet den Eintretenden stets geduldig und hilfsbereit, wird nie müde, das Prozedere der Kontrolle zu erläutern, gibt Auskünfte, betätigt sich als Wegweiser und greift, um Fragen zu beantworten, auch immer wieder zum Telefonhörer.

Scharfe Schusswaffen in der Handtasche

Und, was die Kontrolle von Taschen und Kleidung betrifft, entgeht seinen Augen kein Detail. So entdeckt er in seltenen Ausnahmen auch Dinge, die im Gerichtsgebäude nichts zu suchen haben. Zumeist denken Besucher gar nicht an die Nagelfeile, die kleine Schere, den Brieföffner oder das Messer in ihrer Tasche, haben die Gegenstände schlicht und ergreifend vergessen. Die Utensilien werden während ihres Aufenthalts im Gericht verwahrt und danach wieder an sie herausgegeben.

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Manchmal befinden sich allerdings auch verbotene Dinge im „Gepäck“ – ein Einhandmesser oder auch Reizgas ohne Prüfnummer und dem Aufdruck Hunde-Abwehr. Ein Erlebnis, das Bernd Spatzier vor etlichen Jahren hatte, bringt ihn noch heute zum Schmunzeln, auch wenn der Vorfall im ersten Moment alles andere als harmlos wirkte. Eine ältere Dame erschien mit zwei scharfen Schusswaffen in der Handtasche. Es stellte sich heraus, dass die Seniorin die Waffen ihres verstorbenen Gatten bei der Polizei abgeben wollte und auf dem Weg zuvor nur kurz etwas bei Gericht regeln wollte.

Zusätzliche Arbeit durch die Pandemie

Für Bernd Spatzier wird es nie langweilig. Im Gegenteil: Derzeit hat er zusätzliche Arbeit. Im Zusammenhang mit der Pandemie bittet er jeden Besucher, eine Selbstauskunft auszufüllen. Er achtet darauf, dass Masken getragen und Hände desinfiziert werden. Und das kann manchmal etwas länger dauern. Nicht zuletzt deshalb steht in Ladungen auch extra, dass Prozessbeteiligte um frühzeitiges Erscheinen gebeten werden – um Menschenmassen vor der Schleuse zu minimieren. Die Bitte richtet sich auch an Rechtsanwälte, Dolmetscher, Sachverständige oder Pressevertreter.

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„Ich bin wirklich gerne hier“, betont Bernd Spatzier und bestätigt, dass er seine Berufswahl nicht bereut. Auch im Moment nicht. „Ich versuche, dem Publikum trotz angespannter Lage freundlich, aber auch bestimmt gegenüberzutreten. Ich erwarte aber auch, dass die Besucher mir gegenüber ebenfalls die Freundlichkeit bewahren – auch wenn es einmal etwas länger dauert.“

Trotz schwieriger Lage hätten sie versucht, den Geschäftsbetrieb im Gericht aufrechtzuerhalten und das sei ihnen auch gelungen. Ohnehin seien die meisten Besucher freundlich, zeigten sich geduldig und hätten Verständnis – zumal ihnen bewusst sei, dass die Maßnahmen nicht zuletzt auch ihrem Schutz dienten.

In Einzelfällen gereizt und unfreundlich

Aber natürlich gebe es auch immer wieder Einzelfälle, in denen Personen gereizt und unfreundlich reagieren würden. „Da würde ich mir ein bisschen mehr Geduld und Verständnis wünschen. Wir können es doch auch nicht ändern. Die Pandemie ist nun mal da.“

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In dem Kontext bittet Amtsgerichtsdirektor Dr. Niklas Nowatius die Bürger noch einmal darum, ihre Anliegen derzeit, soweit möglich, schriftlich oder telefonisch zu regeln und ansonsten im Vorfeld einen Termin zu vereinbaren. Er weiß den Einsatz seines Teams zu würdigen: „Die Wachtmeister sind die Visitenkarte des Gerichts, die machen einen tollen Job und der freundliche Empfang wirkt nicht nur nach außen, sondern ins Haus hinein.“

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