Kritik an Lüner Ratsherr „Baumflüsterer“ Dahlke rodet 7 Hektar Wald auf Victoria-Brache

„Baumflüsterer“ Dahlke rodet 7 Hektar Wald auf Victoria-Brache
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Wenn Andreas Dahlke (54), seit September vergangenen Jahres Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GFL), sich als Mitglied im Lüner Stadtrat oder aber als Mitglied im Stadtentwicklungs- sowie im Sicherheitsausschuss für eine Sache stark macht, dann ist das ohne jede Frage der Erhalt der Bäume. Das hat dem Kommunalpolitiker, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, den Titel „Robin Hood“ der Bäume beziehungsweise „Der Baumflüsterer“ eingehandelt.

Dabei steht außer Frage, dass sich Dahlke, seines Zeichens auch Chef des „Pflanzenland Dahlke“ in Lünen, mit Bäumen auskennt.

Zum Pflanzenland zählt nämlich auch ein so genannter Baumdienst. Laut Firmen-Homepage sieht dieser neben Kronenpflegearbeiten auch Baumfällungen vor. Und genau hier liegt nach Meinung des einen oder anderen Ratsmitglieds das Problem.

„Sich auf der einen Seite als Retter der Bäume aufspielen und gleichzeitig aus betriebswirtschaftlichen Interessen auf Lüner Stadtgebiet die Motorsäge schwingen. Das passt nicht wirklich zusammen.“ Das sagt ein Ratsmitglied, das seinen Namen nicht veröffentlicht wissen will.

Großauftrag Victoria-Brache

Tatsächlich ist es so, dass die Firma Dahlke im Auftrag der Stadt Lünen im großen Stil Bäume auf der Victoria-Brache gerodet hat. Entsprechende Informationen unserer Redaktion hat die Pressestelle der Stadt auf Anfrage bestätigt. Wie es dort hieß, habe die Stadt Lünen zur Vergabe des Auftrags ein EU-weites Vergabeverfahren durchgeführt, bei dem sich am Ende die Firma Dahlke durchgesetzt hat. Das ausgeschriebene Auftragsvolumen betrage 28.313,67 Euro. Die Frage, ob die Firma Dahlke auch an anderen Stellen im Stadtgebiet tätig war, beantwortete die Stadt nicht: „Da müssen Sie bei der Firma nachfragen.“

Zu den Arbeiten auf der Victoria-Brache teilte die Stadt unserer Redaktion folgendes - hier der Wortlaut - mit:

  • Es wurden auf der nördlichen, künftig städtischen Fläche der ehemaligen Kokerei circa 7 Hektar Wald gerodet.
  • Dabei handelte es sich vor allem Birken, Ahorne und Balsampappeln.
  • Die Bäume waren zwischen 20 und 40 Jahre alt.
  • Darüber hinaus wurde die circa 3,3 Hektar große Fläche der künftigen Forensik vorbereitet.
  • Hier wurde eher Ruderal-Vegetation mit niedrigen Sträuchern und kleinen Baumgruppen im Randbereich entfernt, das Alter betrug im Schnitt circa 5 bis 10 Jahre.
  • Weitere Informationen zu den Arbeiten finden Interessierte auf der Hompage der Stadt Lünen.

Das sagt Andreas Dahlke

Zu der Kritik an seine Person erklärte GFL-Fraktionschef und Unternehmer Andreas Dahlke am Dienstag (28. Februar) im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es schade sei, dass „sich die Kritiker nicht auch direkt an mich gewandt haben. Ein guter Austausch untereinander wäre wünschenswert. Es zeigt aber auch, wie es um die Politik in Lünen bestellt ist.“

Wie Andreas Dahke weiter sagte, sei es ein großer Unterschied, ob eine Fläche wie die Victoria-Fläche wegen stark schadstoffbelasteter Böden und Unzugänglichkeit für Bürger grundlegend saniert werde und anschließend für die Bevölkerung wieder ein Landschaftspark angelegt werde, oder ob man Grün und Bäume vernichte, um Gewerbe anzusiedeln und damit Natur unwiederbringlich vernichte wie dies mit der Fällung der Bäume auf der Steag-Fläche passiert sei.

Zur Erinnerung: Die GFL-Fraktion mit Andres Dahlke an der Spitze hatte sich bis zum Schluss für den Erhalt des Waldes auf der ehemaligen Steag-Fläche in Lünen eingesetzt - ohne Erfolg.

„Kein Gebot für Steag-Fläche“

Darauf angesprochen erklärte Dahlke am Dienstag: „Die Steag-Fläche haben wir nicht bearbeitet und auch nicht darauf geboten oder ein Angebot abgegeben. Wir haben auch an anderen Stellen in Lünen (zum Beispiel aktuell im Nordpark) Baumfällungen im Auftrag der Stadt vorgenommen. Diese Pflege-Arbeiten zur Totholzentfernung und Fällungen dienten ausschließlich zur Verkehrssicherung.“

Unter Würdigung dieser Aspekte, sagte Andreas Dahlke weiter, sehe er keinen Interessenkonflikt. Die Firma Dahlke habe sich lediglich aktiv an der Sanierung der Victoriafläche beteiligt und das insbesondere vor dem Hintergrund der Wiederaufforstung und Schaffung des bürgeroffenen Landschaftsparks:

„Leider sind Fällungen von kranken und sicherheitsgefährdenden Bäumen immer wieder erforderlich. Wichtig ist dann die Wiederaufforstung beziehungsweise erneute Pflanzung von vitalen und klimaresistenteren Jung-Bäumen.“

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