Warten an der Ampel am Lindenplatz: Manche Ampeln fordern die Geduld der Radfahrer und Fußgänger heraus. Auf den „Drücker“ möchte die Stadt Lünen aber nicht verzichten.

© Stephanie Tatenhorst

Kontaktlose Rad- und Fußgänger-Ampeln: Stadt Lünen erteilt Absage

rnAmpeln in Lünen

Coronavirus und Hygienebestimmungen setzen eine Diskussion um Ampeln in Lünen in Gang. Lassen sich so schalten, dass der klassische Drücker überflüssig wird und nicht mehr bedient werden muss?

Lünen

, 01.06.2020, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Kreis Coesfeld macht es vor, die Stadt Lünen hat es ebenfalls geprüft: Können die Ampeln für Fußgänger und Radfahrer in der Stadt so geschaltet werden, dass die Betätigung des klassischen Drückers überflüssig wird? In Corona-Zeiten eine mögliche Hygiene-Maßnahme, um unnötige Berührungen zu vermeiden. Doch eine solche Installation hätte generelle Auswirkungen auf den Verkehr.

Die Stadt Lünen sagt daher nun eindeutig: „Aus technischer Sicht ist eine Umstellung grundsätzlich möglich, wenn auch mit einem gewissen Personal- und Kostenaufwand verbunden. Aus Sicht der Verkehrssicherheit und unter der Maßgabe eines möglichst guten Verkehrsflusses halten wir die Umstellung aber nicht für sinnvoll“, so Stadtsprecher Benedikt Spangardt.

Zwei Ampelanlagen in Lünen überprüft

Überprüft wurden dabei zwei Ampelschaltungen: die an der Viktoriastraße/Wallgang und Konrad-Adenauer-Straße/Altstadtstraße (Marienhospital). Diese Stellen kämen nach Meinung der Stadt am ehesten für eine solche Umstellung in Betracht.

Gerade am Leezenpatt (Wallgang) würde eine Umstellung auf Dauerfreigabe für Radler und Fußgänger längere Wartezeiten im Vergleich zur individuellen Anforderung bedeuten. Der Verkehr auf der Viktoriastraße würde zudem regelmäßig gestoppt, auch wenn keine Fußgänger oder Radfahrer die Straße überqueren. „Vor diesem Hintergrund befürchten wir Akzeptanzprobleme und haben auch Sicherheitsbedenken: Wenn ohne ersichtlichen Grund „Rot“ ist, kann das erfahrungsgemäß schneller zu Rotlichtverstößen führen“, teilt Spangardt mit.

Nahe des Marienhospitals kommt noch weitere Aspekte hinzu: Hier steht die Hauptrichtung auf Dauergrün, um den Verkehrsfluss auf der Konrad-Adenauer-Straße möglichst zu gewährleisten. Nebenrichtung und Fußgängerampel werden ausschließlich auf Anforderung grün. Das Problem hier: „Die Knotenpunkte am Nordring sind weitgehend miteinander koordiniert, eine Daueranforderung würde die Koordinierung beeinträchtigen.“ Und auch der ÖPNV würde beeinträchtigt.

Dauerschaltung könnte ÖPNV ausbremsen

Die Busfahrer haben nämlich die Möglichkeit, die Schaltung an manchen Anlagen zu beeinflussen. Das ginge bei einer Daueranforderung nicht mehr und würde so den ÖPNV ausbremsen, was zu Verspätungen führt. Zudem weist die Stadt nochmals darauf hin, dass blinde und sehbehinderte Menschen auf die Taster an den Ampeln angewiesen sind.

Doch nicht nur die Stadt, auch Fußgänger und Radfahrer haben eine Meinung zu dem Thema - und kontaktlose Ampeln gäbe es in Lünen bereits, teilte Leser Leo Bögershausen unserer Redaktion mit: Und zwar am Überweg Lange Straße/Viktoriastraße in Höhe des Bauvereins sowie an der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Kamener Straße/Viktoriastraße.

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„An diesen beiden Kreuzungen werden auch die Interessen von sehbehinderten Menschen in vollem Umfang berücksichtigt“, erklärt Bögershausen, der viele Stellen sieht, an denen die Stadt einen prüfenden Blick werfen sollte, zum Beispiel an der Kurt-Schumacher-Straße/Lindenplatz. „Hier würden sich auch die Autofahrer freuen, die den Lindenplatz verlassen wollen“, sagt er.

An der Kreuzung Lange Straße/Viktoriastraße sind an den Ampelmasten zwar Drücker angebracht, betätigt werden müssen diese aber nicht. Die Grünphase für Radfahrer kommt automatisch.

An der Kreuzung Lange Straße/Viktoriastraße sind an den Ampelmasten zwar Drücker angebracht, betätigt werden müssen diese aber nicht. Die Grünphase für Radfahrer kommt automatisch. © Stephanie Tatenhorst

Radfahrer müssen an Horstmarer Straße lange warten

Die Ampel ist tatsächlich durchaus frequentiert: Endet doch hier der Seseke-Radweg für all jene, die die Lüner Innenstadt ansteuern. Vom Schwansbeller Wald kommend fahren sie durch die Horstmarer Straße und stranden an der Ampel, deren Grünphase nach Knopfdruck auf sich warten lässt.

„Manchmal dauert es schon eine gefühlte Ewigkeit“, sagt ein Sportradfahrer während einer Zwangspause. „Die Radwege in Lünen sind ja schon ein Thema für sich, aber die Ampeln sind teilweise unbeschreiblich.“