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Kontaktlose Fußgängerampeln: Lünen prüft neue Schaltung gegen Corona
Corona-Krise
In Recklinghausen werden einige Fußgängerampeln zeitgesteuert, um Berührung zu vermeiden. Die Stadt Lünen will die Idee prüfen. Für Radfahrer und Fußgänger hätte sie aber nicht nur Vorteile.
Mit der kontaklosen Schaltung von Fußgängerampeln, versucht die Stadt Recklinghausen die Ausbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen. Seit Mitte April ist der Rot-Grün-Rhythmus rund um die Altstadt automatisiert.
Zusätzlich hat die Stadt Aufkleber mit dem Aufdruck „Signal kommt automatisch, kein Berühren erforderlich“ an die Ampelanlagen geklebt. Umsetzbar ist das nicht an allen Ampelanlagen, da bei manchen die Schaltung zu kompliziert ist, wie Katharina Feindler, Sprecherin der Stadt Recklinghausen, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt.
Eine gute Idee, findet Leo Bögerhausen. Der Rechtsanwalt aus Lünen fragt sich, ob die nicht auch von der Stadt Lünen übernommen werden könnte. Nicht nur für Fußgänger, auch für Radfahrer würde so die mögliche Aufnahme von Viren über die Berührung der Ampelanforderung wegfallen.
Lünen hat noch keine „kontaktlosen Ampeln“
Bislang gibt es noch keine coronabedingten „kontaktlosen Ampeln“ in der Lippestadt. Viele Ampelanlagen in Lünen laufen verkehrsabhängig oder schalten sich nur auf Anforderung ein, etwa in den Außengebieten. Hier wäre es laut Stadtverwaltung auch nicht sinnvoll, eine so genannte Daueranforderung einzurichten, erklärt Stadtsprecher Benedikt Spangardt am Donnerstag auf die Anfrage unserer Redaktion vom Montagnachmittag.
Im Stadtgebiet Lünen gibt es 19 Fußgängerampel-Anlagen mit Fußgänger-Taste. Insgesamt gibt es in Lünen 52 Ampelanlagen.
An zwei Stellen in Bereich der Innenstadt will die Verwaltung den Vorschlag aber in der kommenden Woche prüfen, so Spangardt weiter. Konkret handelt es sich um die Fußgänger- und Radfahrerampel Viktoriastraße / Leezenpatt und die Ampelanlage an der Konrad-Adenauer-Straße am St.-Marien-Hospital.
Die Konrad-Adenauer-Straße war bis einschließlich Donnerstag (14.5.) wegen einer Baustelle gesperrt. Vor diesem Hintergrund sei eine Veränderungen der Ampelschaltung ohnehin weder möglich noch gewollt gewesen.
Adfc begrüßt Idee - bedingt
Der Allgemeine deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Veränderung grundsätzlich. „Die Vermeidung von Berührung kann in Corona-Zeiten nicht schaden“, sagt Jürgen Heidenreich vom Bereich Verkehrspolitik des Adfc Lünen dazu.
Dass Fußgänger und Radfahrer wegen eine Schaltung auf Zeit möglicherweise dann zwei bis drei Minuten an der Ampel warten müssen, könne laut Heidenreich zu unerwünschten Effekten führen. Etwa, dass Fußgänger und Radfahrer dann bei Rot über die Straße gehen.
Heidenreich, der beruflich für Straßen.NRW tätig ist, ist sicher, dass die Umsetzung an der Viktoriastraße / Leezenpatt deutlich leichter umzusetzen sein wird als am Marienhospital.
Ein Ende der sogenannten Bettelampeln, wie der ADFC die Anforderungsschaltung nennt, wird die Maßnahme in Corona-Zeiten jedenfalls nicht unbedingt bedeuten. So hatte der ADFC Recklinghausen die kontaklose Schaltung zwar auch begrüßt und zeitgleich gefordert, diese Art der Zeitschaltung dauerhaft zu machen.
Dauerhafte Installation?
Seitens der Stadtverwaltung Recklinghausen hatte es dazu nur geheißen, dass weitere Fußgängerampeln im Stadtgebiet der Taktung folgen sollen. „Wir überprüfen gerade, was ohne großen Aufwand möglich ist“, sagte Axel Fritz, Sachgebietsleiter Straße, im April. „Die Dauer der Maßnahme hängt von der Weiterentwicklung der Pandemie ab.“
Auf Anfrage unsere Redaktion am Dienstag (12.5.) teilte Katharina Feindler weiter mit, dass in Recklinghausen mittlerweile weitere Ampeln nach dem Prinzip der Zeitsteuerung schalten.
Benedikt Spangardt von der Stadt Lünen schränkt außerdem ein, dass eine Ampel mit Anforderung für Fußgänger oder Radfahrer nie ganz kontaktlos sein könne. Die Signalisierung mittels Vibration ist nämlich Pflicht, weil sehbehinderte Menschen darauf angewiesen sind. Sogar dann, wenn es gar keine Anforderungs-Funktion gibt.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
