Susanne Schneider (FDP) will aus dem „Elfenbeinturm Kreishaus“ eine Service-Behörde machen
Landratswahl
Susanne Schneider (FDP) hat Humor – die Landratskandidatur aber meint sie sehr ernst, sagt sie. Wie es scheint, mehr aus Ernüchterung als aus Überzeugung.

Die Landtagsabgeordnete Susanne Schneider aus Schwerte tritt für die FDP als Landratskandidatin an – und will das Kreishaus im Sinne der Bürger ordentlich umkrempeln. © Alexander Heine
Sie ist die Galionsfigur der Liberalen im Kreis Unna, gleichwohl ist die Landratskandidatur von FDP-Kreisparteichefin Susanne Schneider eine der Überraschungen bei dieser Wahl. Sie, die sich mit ihren Themen Gesundheit und Gleichstellung einen Namen gemacht hat in der Landespolitik. Ob sie sich wirklich vorstellen kann, vom Landtag ins Kreishaus zu ziehen?
Schneider kandidiert eher aus Ernüchterung als aus Überzeugung
Sie gibt sich überzeugt; wenngleich sie unumwunden einräumt, dass ihre Kandidatur mehr aus Ernüchterung als Überzeugung gewachsen ist: Von den Mitbewerbern sei für die FDP „keiner wählbar“ – deshalb hat sie, pragmatisch wie sie ist, einfach selbst ihren Hut in den Ring geworfen. Das passt aber auch irgendwie zu dieser Frau – engagiert, tough und resolut wie sie ist.
Susanne Schneider
- Susanne Schneider (53) stammt aus Baden-Württemberg und ist über Bayern und Bochum nach Schwerte gekommen, wo sie lebt.
- Mit dem Examen zur Krankenschwester erfüllte sie sich einen Kindheitstraum, ehe Schneider sich für eine Ausbildung zur Pharmareferentin entschied und als solche bis zur Geburt ihres ersten von drei Kindern arbeitete.
- Schneider ist Vorsitzende der FDP Kreis Unna und Mitglied im FDP-Landesvorstand. Seit 2012 ist sie Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Gleichstellung.
- Im Internet wirbt sie unter www.schneider-susanne.de für ihre Ziele.
„Lieber machen als meckern“, beschreibt sie ihren Grundsatz, der sie überhaupt erst in die Politik gebracht hat. Nach der Geburt ihres ersten von drei Kindern war die examinierte Krankenschwester und spätere Pharmareferentin unzufrieden mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einerseits, machte aber auch Defizite in Bildungsangeboten aus.
Sie arbeitete die Parteiprogramme durch – und „die FDP hat gewonnen“, sagt Schneider, wenngleich die überzeugte Katholikin aus sehr einfachen Verhältnissen stammend nicht die typische FDP-Vita hat. Sie selbst beschreibt sich als sozialliberal und meint, dass auf Landesebene sicher auch Rot-Gelb funktioniert hätte.
Im Kreis Unna ist das Verhältnis zwischen SPD und FDP freilich ein schwieriges; auch deshalb wirft Schneider selbst ihren Hut in den Ring. Politik kann sie – aber kann sie auch eine Verwaltung führen? „Man kann sehr viel lernen“, sagt sie.
Tatendrang hat sie. Schneider will die Behörde bürgerfreundlicher gestalten. Digitalisierung sei wichtig, sagt sie – aber das persönliche Angebot genauso. Sie avisiert im Falle ihrer Wahl eine Samstagsöffnung. „Mir ist das alles zu sehr Elfenbeinturm.“
Überhaupt müsse die Kreisverwaltung sich viel mehr als Serviceagentur verstehen. Auch müsse der Kreis als Arbeitgeber attraktiver werden, verweist sie insbesondere auf das Gesundheitsamt. „Das ist nicht gerade der Lieblingsarbeitgeber von Ärzten oder anderem medizinischen Personal“, meint sie.
Gesundheitsamt stärker auf Prävention ausrichten
Freilich will sie als Landrätin ihren gesundheitspolitischen Schwerpunkt ausspielen. Das Gesundheitsamt müsse das Thema Prävention viel stärker in den Blick nehmen; etwa im Feld der Ernährungsberatung, der Impfaufklärung oder der Ersthelfer-Lehre in Schulen.
Auch das Thema Gleichstellung will sie angehen und damit bei der Kreisverwaltung anfangen: „Warum sind die Dezernenten allesamt Herren?“, fragt Schneider und hält Jobsharing für möglich. Die interkommunale Zusammenarbeit im Sinne gebündelter Kompetenzen nennt sie als eines ihrer Ziele – und in Sachen Wirtschaftsförderung, dass endlich mehr qualifizierte Jobs in die Region geholt werden müssen. „Wir brauchen nicht den x-ten Logistiker.“
Im Landtag versteht Susanne Schneider sich vor allem als Vertreterin des Bürgers. Ein Selbstverständnis, das sie sich bewahren will. Der Bürger könne sich mit ihr als Landrätin auf jemanden freuen, der das „mit sehr viel Herzblut und sehr viel Leidenschaft“ angeht. Schneider: „Ich bin ein Kümmerer. Ich liebe es, Menschen zuzuhören und herauszufiltern, was sie brauchen.“