Andreas Dahlke (GfL) will als Landrat Anwalt des Bürgers sein
Landratswahl
Dass eine eher kleine Wählergemeinschaft einen Landratskandidaten aufstellt, hat etwas von David gegen Goliath. Gleichwohl geht Andreas Dahlke (GfL) mit breiter Brust in den Wahlkampf.

Andreas Dahlke, Landratskandidat der Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Lünen" (GfL), in seinem Garten in Lünen-Brambauer: Sein persönlicher Ruckzugsort, um runter zu kommen und einfach mal Stille zu genießen. © Alexander Heine
„Gemeinsam für Lünen“ heißt die Wählergemeinschaft, die mit Andreas Dahlke ihren stellvertretenden Vorsitzenden als Landratskandidat ins Rennen schickt. „Eine Zaunpartei“, sagt er. Lüner Bürger hätten sich am Zaun getroffen und sich gegen das Kohlekraftwerk aufgelehnt. Gemeinsam.
Bürger, Politik und Verwaltung wieder zusammen bringen
Gemeinsam – das steht auch über der Landratskandidatur des 55-jährigen Unternehmers, der als Landrat so etwas wie der Kitt sein will. Für die Gesellschaft einerseits, weil er das Wir-Gefühl wieder stärken will. Die Abschottung in der Gesellschaft – Kokon-Mentalität, wie er es nennt – ist ihm ein Dorn im Auge.
Andererseits will er auch die Kommunen wieder näher zusammenbringen. „Es macht überhaupt keinen Sinn, dass jede Kommune für sich kämpft“, sagt Dahlke. Und letztlich will Andreas Dahlke als Landrat dafür sorgen, dass Politik und Verwaltung einerseits und die Bürger andererseits wieder zueinander finden.
Andreas Dahlke
- Andreas Dahlke kommt ursprünglich aus dem Münsterland, ist seit über 30 Jahren verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne (30, 28).
- Er lebt mit seiner Familie in Lünen-Brambauer, wo er als selbstständiger Unternehmer ein Gartencenter mit angeschlossenem Gartenlandschaftsbau betreibt.
- Politisch engagiert er sich in der nach eigenen Angaben rund 110 Mitglieder starken Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GfL), deren stellvertretender Vorsitzender er ist. Er ist sachkundiger Bürger im Lüner Stadtrat.
„Wir müssen die Bürgerschaft wieder mitnehmen“, sagt er und macht klar, welche Rollenverteilung er sich vorstellt: Politik und Verwaltung als „reine Dienstleister“. „Die Bürgerschaft hat einen Wunsch, Politik und Verwaltung haben die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen – mehr nicht!“
Dahlke spricht über viele Grundsatzthemen, wobei sich vieles davon um einen Kern dreht: Dass das Wirtschaftssystem sich entwickelt hat, wie es ist, hält er für den Grund zumindest vielen Übels. „Globalisierung ist Fluch und Segen zugleich“, so Dahlke, der zwar beispielsweise die Vorzüge der Reisefreiheit schätzt; aber das Rad bei den wirtschaftlichen Strukturen lieber wieder zurückdrehen würde.
Dahlke: „Logistik für mich ein No Go“
„Die oberen paar Tausend wollen immer mehr Geld verdienen, ganze Industriezweige sind aus Profitgier verlagert worden“, beklagt Dahlke, dass es immer weniger produzierendes und verarbeitendes Gewerbe gebe. „Logistik ist für mich ein absolutes No Go. Wir produzieren nichts mehr selbst, sondern verwalten und verteilen Güter, die von irgendwo aus Fernost kommen.“ Deshalb auch „eine ganz freche Forderung“, wie er sagt: „Internethandel mit 20 Prozent zusätzlich besteuern, fertig!“
Freilich Themen, die vielleicht eine Kragenweite zu groß sind für einen Landrat, die Dahlke aber herunterzubrechen versuchen will. Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden will er die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass der Kreis Unna wieder regionaler wird. „Jeder muss mal über den Tellerrand hinausschauen und seine Befindlichkeiten ablegen“, sagt Dahlke. Gemeinsam sei einiges zu schaffen. Etwa in Sachen Verkehrswende, wo Dahlke unverblümt fordert: „ÖPNV kostenlos!“ Wie er das finanzieren will? „Da müssen wir Wege finden, das wird nicht von heute auf morgen funktionieren – aber das Ziel darf nicht verfälscht werden.“
Dahlke will Themen „endlich anpacken“
Die Verkehrswende ist aus seiner Sicht eines von vielen Beispielen für das, was im Moment schief läuft. „Schon lange Thema – aber es passiert einfach nichts.“ Klimaschutz sei auch so ein Thema. Es werde sich immer noch an der Natur versündigt, das entspreche nicht mehr den Anforderungen der Zeit.
Die Kandidatur von Andreas Dahlke hat freilich etwas von David gegen Goliath. Ob er sich ernsthaft Chancen ausrechnet? „Natürlich ist es für einen Quereinsteiger schwer“, sagt er. Aber: „Die alten Strukturen müssen aufgebrochen werden – und wir haben zu viel Arbeit vor uns, als noch mehr Zeit zu vergeuden.“