AfD im Kreis Unna hat sich selbst demontiert

© Alexander Heine

AfD im Kreis Unna hat sich selbst demontiert

rnKommentar der Redaktion

Die AfD wird aller Voraussicht nach nicht im nächsten Kreistag vertreten sein – obwohl das Wählerpotenzial im Kreis Unna vorhanden wäre. Die Partei hat es sich selbst verdorben, kommentiert unser Autor.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 31.07.2020, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit markigen Sprüchen haben die Vertreter der Alternative für Deutschland (AfD) noch nie gegeizt. Man sei die einzig wahre Opposition gegen die Systemparteien, die sich den Staat zur Beute gemacht hätten, ist eine der Phrasen, die auch im Kreis Unna immer wieder zu hören war und ist. Hier bezogen vor allem auf die verhasste Sozialdemokratie, die die Bürger verraten habe; an der Spitze mit Landrat Michael Makiolla, der auf seiner „Liste“ stehe, wie der inzwischen zurückgetretene Kreissprecher Michael Schild einmal drohend formulierte.

Bei der Kommunalwahl 2014 war die damalige Anti-Euro-Partei unter Gründer Bernd Lucke noch nicht stark genug, um in die Kommunalparlamente einzuziehen. Nach den Wahlerfolgen auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene sollten nun, 2020, aber auch die Stadträte und der Kreistag „blau“ werden, so das Kalkül der AfD.

Von den großspurigen Ankündigungen der AfD ist wenig geblieben

Doch mit internen Streitigkeiten, Flügelkämpfen und Intrigen fügte sich die Partei selbst so großen Schaden zu, dass von den kühnen Träumen wenig übrig geblieben ist. Die großspurig angekündigte Bürgermeisterkandidatur in Bergkamen? Geplatzt. Die Kandidatenliste für den Kreistag? Vom eigenen Bezirksvorstand wegen zu großer Nähe zur rechtsextremen Szene einkassiert. Der Einzug in die Stadträte? Kann mangels Personal nur noch in Kamen, Lünen und Schwerte gelingen. In allen anderen Städten und Gemeinden tritt die AfD gar nicht erst an.

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Die Schuld dafür braucht sie nicht bei den „Altparteien“ oder „Staatsmedien“ zu suchen, sondern einzig und allein bei sich selbst. Die Liste für den Kreistag etwa, das wurde im Wahlausschuss am Mittwoch sehr deutlich, wäre einfach zu retten gewesen, hätte die AfD schlicht und ergreifend eine weitere Aufstellungsversammlung durchgeführt.

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Stattdessen sind auf der schlecht gepflegten Internetseite der Kreis-AfD all die längst überholten Ankündigungen noch immer zu lesen. Und auf ihrer Facebookseite wird neben der üblichen Stimmungsmache gegen Andersdenkende, Medien und Minderheiten lediglich die Kandidatur für den Stadtrat in Schwerte verkündet. Für die Wahl der AfD wirbt eine junge Frau im bauchfreien Shirt und Hot Pants mit einer Roten Karte in der Hand.

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Wer sucht, was die Partei in Lünen, Schwerte oder Kamen eigentlich im Stadtrat erreichen will, also ein Wahlprogramm, wird hingegen nicht fündig.

Vielleicht aber ist die Frage, was man auf kommunaler Ebene von einer Partei als Wähler erwarten kann, die sich schon bei der Kandidatenaufstellung so ineinander verkeilt, dass sie keine Liste zustande bringt, auch längst hinreichend beantwortet.