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Klinikum Lünen und Werne: Mehr Jobs durch Fusion mit Dortmund?
Bundeskartellamt
Im Dezember könnte das Bundeskartellamt über die Fusion des Klinikums Lünen/Werne entscheiden. Was dann genau passiert, ist allerdings noch unklar - die Gesellschafter schweigen zu Details.
Am 23. Oktober ging der Antrag beim Bundeskartellamt ein: Das Klinikum Lünen/Werne, zu dem das St.-Marien-Hospital und das Christophorus-Krankenhaus zählen, will sich mit drei weiteren Krankenhausgesellschaften zusammenschließen. Durch die angestrebte Fusion mit der St.-Johannes-Gesellschaft, der St.-Lukas-Gesellschaft (beide Dortmund) und dem Marienkrankenhaus in Schwerte entsteht ein katholischer Krankenhaus-Gigant mit zehn Standorten in fünf Städten.
Zu Details dieser Fusion hüllen sich die vier Gesellschafter in Schweigen - auch gegenüber den eigenen Angestellten, die per E-Mail an ihre Dienstadresse und über einen Eintrag im Intranet über den Prüfantrag beim Bundeskartellamt informiert wurden. Dies ist eine Auflage, wenn ein solcher Antrag gestellt wird. Nach Informationen unserer Redaktion wurden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bisher keine weiteren Details genannt.
Auch Axel Weinand, Geschäftsführer des Klinikums Lünen/Werne, gibt auf Nachfrage der Redaktion „vor dem Hintergrund des laufenden Antragsverfahrens beim Bundeskartellamt aus verfahrenstechnischen Gründen“ keine konkreten Antworten - weder zu den Konsequenzen für die Standorte in Lünen und Werne, noch zu seiner persönlichen Rolle, die er in dem künftigen Konstrukt spielen wird.
Gesellschaften behalten Identität
Allerdings teilt der Geschäftsführer mit, dass der geplante Verbund den einzelnen Gesellschaften die Chance geben soll, sich „bei Beibehaltung ihrer Identität weiterentwickeln und somit zukunftsfähig aufstellen“ zu können. Ob eine Gesellschaft mit zwei Klinken im Verbund einer Gesellschaft mit drei Krankenhäusern, zwei Altenheimen und einer Jugendhilfeeinrichtung gegenüber gleichgestellt sein wird, geht aus dieser Information nicht hervor.
Ebenso wenig geklärt ist die Frage, ob alle Abteilungen an den einzelnen Standorten überleben werden. Das St.-Johannes-Hospital bringt beispielsweise eine große Geburtshilfe-Abteilung in die Ehe mit ein, gegen die eine deutlich kleinere Geburtshilfe in direkter Nachbarschaft wohl einen schweren Stand haben dürfte. Axel Weinand geht auf diese Frage nicht ein, stellt aber in Aussicht, dass sich die Sache auch anders entwickeln könnte: „Es wird an jedem Standort zukünftig noch ein breiteres und spezialisiertes medizinisches Angebot zur Verfügung stehen und Kompetenzen können untereinander besser ausgetauscht und gebündelt werden.“ Das sei unterm Strich für Patienten und Bewohner der betroffenen Standorte eine Verbesserung.
Auch was die Konsequenzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht, sei die Fusion laut Weinand ein Vorteil. Die Gesellschaften stellen aktuell in allen Berufsgruppen einen Fachkräftemangel fest: „Unser Ziel ist es, die Attraktivität als Arbeitgeber noch weiter zu erhöhen und somit Karriereperspektiven auf dem Arbeitsmarkt deutlich herauszustellen“, so der Geschäftsführer. Mehr noch: „Durch den Zusammenschluss kann sogar ein Zuwachs an Arbeitsplätzen in unseren Gesellschaften entstehen.“
Zusammenschluss als letzte Chance
Erneut betonte Weinand, dass die Zusammenschlüsse von Krankenhäusern zu „großen, schlagkräftigen Verbünden“ vom Gesetzgeber „nachdrücklich gewünscht und gefördert“ werden. Zur dieser Wahrheit gehört allerdings auch, dass viele Standorte alleine überhaupt nicht mehr überlebensfähig wären - zu den steigenden Kosten gesellt sich ein mindestens ebenso steigender Mangel an Ärzten und Pflegepersonal.
Da es für die Träger solcher Häuser am Ende vor allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit ist, ist die Förderung von Zusammenschlüssen ein Instrument des Bundesgesundheitsministeriums, um die medizinische Versorgung nicht weiter schrumpfen zu lassen. Zuletzt waren in Unna das Evangelische Krankenhaus und das Katharinen-Hospital zum „Christlichen Krankenhaus Unna“ fusioniert.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
