Kinofest Lünen 2022 Mario Adorf kam, sah und lobte Künstler Andrzej Irzykowski

Kinofest: Mario Adorf kam, sah und lobte Künstler Andrzej Irzykowski
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Es war ein besonderer Abend in der Cineworld. Zur Eröffnung des 32. Kinofestes kam Weltstar und Schauspiel-Ikone Mario Adorf aus Paris nach Lünen. Am Mittwochabend (23.11.) nahm der charmante 92-Jährige den Preis für sein Lebenswerk entgegen. Und war vom Kunstwerk „Nike“ des Lüner Bildhauers Andrzej Irzykowksi sicht- und hörbar begeistert.

Irzykowski bedankte sich für das große Lob mit einem Katalog und erzählte Adorf, dass sein Film „Die Blechtrommel“ ihn zur Gestaltung seiner Lüner Marktplatzfiguren inspiriert habe. „Es ist einer der wenigen Ehrenpreise, die tatsächlich ein Kunstwerk sind, sonst gibt es ja immer Tiere wie Löwen, Bambi oder Panther“, so Adorf. Er wisse auch sehr zu schätzen, dass Irzykowskis Nike kein Schwert trage, sondern eher eine Lyra oder einen Siegerkranz.

Mario Adorf (3.v.l.) mit Laudator Dieter Kosslick (v.l.), den Kinofestveranstaltern Lutz Nennmann und Meinolf Thies und der künstlerischen Festivalleiterin Sonja Hofmann.
Mario Adorf (3.v.l.) mit Laudator Dieter Kosslick (v.l.), den Kinofestveranstaltern Lutz Nennmann und Meinolf Thies und der künstlerischen Festivalleiterin Sonja Hofmann. © Günter Blaszczyk

Unter stehenden Ovationen des Publikums im ausverkauften größten Kinosaal der Cineworld hatten die beiden Kinofestveranstalter Meinolf Thies und Lutz Nennmann sowie die künstlerische Leiterin des Festivals, Sonja Hofmann, dem Grandseigneur des europäischen Films den Preis überreicht. „Ich bin ein bisschen traurig, dass ich nicht früher mal nach Lünen gekommen bin. Denn ich bekomme lieber Preise für meine Rollen als fürs Lebenswerk“, so ein blendend aufgelegter Mario Adorf.

Drei Tage bleibe er in Lünen, stellt ausgewählte Filme aus seinem fast 70-jährigen Schaffen vor und den Dokumentarfilm „Es hätte schlimmer kommen können“, den Dominik Wessely über ihn gedreht hat. „Ich wünsche allen ein tolles Fest, wunderbare Tage mit tollen Filmen und freue mich sehr, dass ich hier bei Ihnen bin“, dankte Adorf für den lang anhaltenden Applaus.

Dieter Kosslick (2.v.l.), der bis 2019 die Berlinale leitete und dem Kinofest seit den ersten Jahren verbunden ist, hielt die Laudatio auf Mario Adorf. Darüber freuten sich die Kinofestveranstalter Lutz Nennmann (l.) und Meinolf Thies und die künstlerische Leiterin Sonja Hofmann.
Dieter Kosslick (2.v.l.), der bis 2019 die Berlinale leitete und dem Kinofest seit den ersten Jahren verbunden ist, hielt die Laudatio auf Mario Adorf. Darüber freuten sich die Kinofestveranstalter Lutz Nennmann (l.) und Meinolf Thies und die künstlerische Leiterin Sonja Hofmann. © Günter Blaszczyk

Die launige Laudatio auf Mario Adorf hielt ein guter alter Bekannter - sowohl des Preistrrägers als auch des Kinofests. Dieter Kosslick, der bis 2019 die Berlinale geleitet hatte, kam natürlich mit dem typischen roten Schal ans Mikro. „Beim Anruf aus Lünen hatte ich gedacht, dass ich den Preis bekomme. Aber als ich hörte, dass es um Mario Adorf geht, hab ich mich noch mehr gefreut“, so der gebürtige Pforzheimer.

Er ließ die lange Karriere des 1930 geborenen Adorf Revue passieren. Von den Anfängen 1953, als sich Adorf an der renommierten Münchner Schauspielschule bewarb und man ihm dort „Kraft und Naivität“ bescheinigte. Über den ersten Preis vier Jahre später, als er den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchs-Schauspieler erhielt, und die „Schublade“, in der er zunächst gesteckt wurde, weil er immer wieder nur die Schurken und Gauner verkörpern musste.

Winnetous Schwester

Dann habe das deutsche Publikum ihm schwer übel genommen, dass er als „Santer“ in den Karl-May-Filmen Winnetous Schwester auf dem Gewissen hatte. Adorf drehte in Hollywood, in Frankreich und Italien - und das immer in der jeweiligen Landessprache. Die Stunts übernahm er selbst: „Weil es keinen Stuntman mit seiner Figur gab.“ Auch für den neuen deutschen Film mit Regisseuren wie Fassbender oder Schlöndorff ist Adorf eine Bereicherung. Und auch im Fernsehen brilliert er - ob in „Kir Royal“ oder als „Der große Bellheim“.

Kein Wunder, dass Volker Schlöndorff ihn einst als „unseren Jean Gabin und unseren Walter Matthau“ bezeichnete. Kosslick: „Er ist unzählige Male auf der Leinwand gestorben, aber seine Rollen sind unsterblich.“ Zudem habe er einst in Stuttgart bei einer Preisverleihung „die Ehre meiner Mutter gerettet“. Adorf dankte für die Laudatio und bekannte: „An viele Dinge habe ich mich nicht mehr erinnert.“ Das wohl größte Kompliment machte Kosslick ihm mit der Aussage: „Mario, du bist ein Mensch.“

Mario Adorf im Publikum des größten Cineworld-Saals am Mittwochabend,
Mario Adorf im Publikum des größten Cineworld-Saals am Mittwochabend. © Günter Blaszczyk

Nach einem Jahr Corona-Zwangspause 2020 und dem von vielen Auflagen gekennzeichneten 31. Kinofest 2021 war es am Mittwoch wieder „wie immer“. Im Foyer der Cineworld standen die Gäste dicht gedrängt. Unter viele Lüner Besucher mischten sich auch Schauspieler wie Nina Petri, Fabian Busch und die große Crew des Eröffnungsfilms „Orphea in Love“ von Regisseur Axel Ranisch. Auch der frühere Kinofestleiter Mike Wiedemann war nach Lünen gekommen.

Eröffnet wurde die Gala von den beiden Kinofest-Veranstaltern Meinolf Thies und Lutz Nennmann, die ein Gespräch nach dem Ende des 31. Kinofests vor einem Jahr nachspielten und dabei durchaus auch schauspielerisches Talent bewiesen. Applaus gab es für die Feststellung: „Unser Team hat die Sache gut gerockt.“ Lob bekamen auch der operative Leiter Max Biela („immer voll auf Kamikaze“) und die künstlerische Leiterin Sonja Hofmann („sie hat direkt gut performt, dieser Tipp von Mike Wiedemann war ein extremer Glücksfall“).

Die beiden Kinofest-Veranstalter Lutz Nennmann (l.) und Meinolf Thies bewiesen bei der Eröffnung auch einiges an schauspielerischem Talent.
Die beiden Kinofest-Veranstalter Lutz Nennmann (l.) und Meinolf Thies bewiesen bei der Eröffnung auch einiges an schauspielerischem Talent. © Günter Blaszczyk

Umfrage in Lünen

Eine Umfrage bei Lünerinnen und Lünern zeigte, dass das Kinofest ankommt. „Schon fast Kult“ sei das Festival und das „größte in NRW, eigentlich in ganz Deutschland“ und man müsse hingehen. Das unterstrich auch Sonja Hofmann: „Nahezu zu jedem der 63 Filme, die wir bis Sonntag zeigen, sind auch Gäste da.“ Max Biela bedankte sich schon mal bei seinem Team und hofft, das Publikum fühle sich so wohl, dass es auch nächstes Jahr wieder beim Kinofest dabei ist.

Für Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns ist das Gefühl, beim Kinofest zu sein, so wie das für Kinder, die sich auf Weihnachten freuen. Für ihn sind das Kinofest-Team „die Helden“, wenn man das Festival mit einem Film vergleiche: „Co-Produzenten sind die Film- und Medienstiftung und die Sponsoren.“ Nathanael Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei, erklärte, Lünen könne stolz auf das Kinofest sein.

Der langjährige Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, hielt die Laudatio auf Mario Adorf.
Der langjährige Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, hielt die Laudatio auf Mario Adorf. © Günter Blaszczyk

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