Das „Quasi-Wunder“ traf letztlich dann doch ein. Im Juni dieses Jahres hatte Karsten Niehues, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Lünen, nämlich von einem solchen „Quasi-Wunder“ gesprochen, dass es doch noch zusätzliche Fördergelder für die Brücken für den Radweg zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) gibt - und tatsächlich wurden nun zusätzliche Mittel in Höhe von 1,95 Millionen Euro bereitgestellt.
Lünens Beigeordneter Arnold Reeker berichtete im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung (19. Oktober), dass der „Aufstockungsantrag auf Grund baukonjunktureller Baukostensteigerungen“ gestellt sei und dem auch bereits stattgegeben wurde. „Wir haben zwar noch keinen Zuwendungsbescheid, aber es gibt eine unverbindliche Aussichtstellung. Wir können mit den Maßnahmen beginnen“, sagte Reeker.

Nun wurde im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung beschlossen, dass die Verwaltung die Aufträge zum Bau der Lippe-Brücke zu rund 4,5 Millionen Euro und der Brücke über die Kamener Straße zu rund 2,5 Millionen Euro an den wirtschaftlich günstigsten Bieter vergibt. Die Abstimmung verlief jedoch nicht geräuschlos.
Andreas Dahlke (GFL) sagte: „Wir werden uns enthalten. Wir wollen dem Projekt nicht im Weg stehen, haben aber bei der Brücke über die Kamener Straße Bedenken, die wir in vorherigen Ausschüssen vorgetragen haben.“ Ein Argument: Dafür großflächigen Wald abzuholzen, sei nicht hinnehmbar.
„Erscheint uns als Harakiri“
Gegen den Beschluss stimmte die FDP. „Eine Erhöhung der Förderung ist zwar schön. Aber wir empfinden es problematisch, dass die Endsumme des Projektes noch unklar ist“, meinte Ludger Auferoth. Er bezog sich mit dieser Aussage darauf, dass in den vergangenen Monaten die Kosten für das Projekt immer weiter stiegen. Zwar plant die Stadt aktuell mit insgesamt 7,01 Millionen Euro, aber in Anbetracht der vorherigen Entwicklungen ist eine weitere Zunahme nicht ausgeschlossen.
Bereits vor der Abstimmung hatte die FDP-Fraktion durch ihren Vorsitzenden Karsten Niehues ein Statement abgegeben. Dort heißt es unter anderem: „Die Zustimmung des Ausschusses zur Vergabe der Aufträge erscheint in der desolaten Haushaltslage unserer Stadt als Harakiri. Schon die explodierenden Kosten und die Erhöhung der Eigenmittel untersagt uns eine Zustimmung zu dem Projekt. Eine Zustimmung bei nicht abgeschlossener Prüfung ohne verbindliche Zusage ist für uns ausgeschlossen.“

Beide Brücken sind elementar für den IGA-Radweg. Stand Oktober 2023 belaufen sich die Kosten für beide Brücken auf insgesamt 7,01 Millionen Euro. Vier Bieter hatten ihre Offerten bei der Stadt Lünen eingereicht. Die Angebote hatten sich zum Teil deutlich unterschieden. Für die Lippe-Brücke lagen die Zahlen zwischen 4,5 und 6,6 Millionen Euro - bei der Brücke über die Kamener Straße zwischen 2,5 und 3,1 Millionen Euro vor. Zu den rund 7 Millionen Euro des Gesamtvorhabens kommen noch rund 1,1 Millionen Euro Planungskosten hinzu.
Dank der neuen Fördergelder in Höhe von 1,95 Millionen Euro und der bereits bestehenden Unterstützung in Höhe von 3,35 Millionen Euro werden damit gut 65 Prozent des Gesamtprojekts IGA-Radweg gefördert. Sprich: 5,3 Millionen Euro von 8,1 Millionen Euro.
Wäre der Bau einer oder sogar beider Brücken nicht zustande gekommen, hätte die gesamte Förderung des IGA-Radwegs auf dem Prüfstand gestanden. Der Grund: Der Förderzweck hätte dann nicht mehr erreicht werden können. In diesem Fall wäre die Stadt auf den Planungskosten von 1,1 Millionen Euro sitzen geblieben und hätte die bisherigen Fördergelder wieder zurückzahlen müssen.
Bauende für Mitte 2025 geplant
Zum Hintergrund: Im Juni dieses Jahres stellte sich heraus, dass es bei dem Vorhaben eine Kostenexplosion gibt. Nach den damaligen Kostenberechnungen wurden für die Brücke über die Lippe 4,8 statt 3,4 Millionen und die Brücke über die Kamener Straße 1,7 statt 1,3 Millionen veranschlagt.
Wegen dieser Steigerung stand das Projekt lange auf der Kippe. Nun gab der Ausschuss aber grünes Licht. Die Bauarbeiten sollen noch im vierten Quartal dieses Jahres beginnen. Das Bauende ist für Mitte 2025 geplant.
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