Wilhelm Kanne Junior, Chef der Bäckerei Kanne in Lünen, kämpft aktuell mit stark gestiegenen Preisen für Mehl, Butter und Energie. Die Preise für seine Backwaren musste der Unternehmer bereits anheben.

Wilhelm Kanne jr, Chef der Bäckerei Kanne in Lünen kämpft aktuell mit stark gestiegenen Preisen für Mehl, Butter und Energie. Die Preise für seine Backwaren musste der Unternehmer bereits anheben. © Montage: Sophie Schober

Hohe Preise für Bäckerei Kanne: „Es ist eine extreme Ausnahmesituation“

rnPreissteigerung

Die Preise für Energie und Rohstoffe schießen durch die Decke – Brot und Kuchen werden teurer. Auch bei der Bäckerei Kanne in Lünen kaufen die Kunden weniger. Die Bäckerinnung hat eine klare Forderung.

Lünen

, 02.09.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Durch die Decke schießende Gaspreise und in die Höhe schnellende Preise für Weizen, Butter und Eier: Die Bäckereien stehen in diesen Tagen vor besonders großen Herausforderungen. Die Kosten für die Produktion von Brötchen, Brot und Kuchen ist in kurzer Zeit enorm gestiegen. Einen Teil haben die Bäcker bereits an die Kunden weitergegeben und die Preise ihrer Waren um einige Cent angehoben.

„Bei allen gestiegenen Preisen haben wir genau geprüft, welche Produkte wir verteuern müssen, Im Schnitt sind alle unsere Waren um 3,5 Prozent teurer geworden“, sagt Wilhelm Kanne Junior, Chef der Bäckerei Kanne in Lünen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei viel Bewegung bei den Preisen von Zucker, Mehl und Butter.

Keine Lieferengpässe zu befürchten

„Wir hatten Zeiten, da hat sich der Preis für Zucker innerhalb eines Tages verdoppelt. Es ist eine extreme Ausnahmesituation“, erklärt der Kanne-Chef gegenüber der Redaktion. Einen Versorgungsengpass gebe es derzeit aber nicht. „Der hohe Preis entsteht nicht, weil es wenig Rohstoffe gibt, sondern weil die Preise an der Börse gemacht werden“, so Wilhelm Kanne. Doch trotz aller Umstände will er die Preise in der kommenden Zeit nicht weiter erhöhen.

Jetzt lesen

Dass das Unternehmen an den Preisen schrauben musste, dafür haben die meisten Kunden Verständnis. Doch sie haben ihr Kaufverhalten angepasst. „Wir bemerken zwar nicht unbedingt weniger Kunden, aber manche kaufen jetzt nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Stücke Kuchen“, so der Unternehmer.

Die Brötchen der Bäckerei Kanne sind teurer geworden. Das liege vor allem daran, dass die Preise für Rohstoffe an der Börse gemacht werden.

Die Brötchen der Bäckerei Kanne sind teurer geworden. Das liege vor allem daran, dass die Preise für Rohstoffe an der Börse gemacht werden. © Storks

Hohe Kosten sind extreme Belastung für die Bäckereien

Diese Entwicklung registriert auch die Bäckerinnung. „Bäckereien sind systemrelevante, energieintensive Unternehmen. Unabhängig von ihrer Größe. Alleine die Energiekostensteigerungen werden den zu erwartenden Gewinn von vielen Bäckereien spätestens im Jahr 2023 vollständig auffressen“, erklärt Innungschef Henning Funke auf Anfrage.

Hinzu komme die Erhöhung des Lohns zum Jahresbeginn, der die Kasse der Betriebe belaste. Die Sorgen der großen und kleinen Bäckereien seien daher extrem groß, so Funke weiter.

Jetzt lesen

Bei den Kunden habe die Kaufkraft seit den Sommerferien deutlich nachgelassen. Weniger Kunden hätten in den vergangenen Monaten auch durchschnittlich weniger Waren eingekauft, beschreibt Henning Funke. So würden die Unternehmen weniger produzieren und so Platz für das Angebot im Discounter machen, erklärt der Innungs-Chef.

Staatliche Unterstützung nötig

Doch viele Bäckereien hätten bereits auf die herausfordernde Situation reagiert und Energie eingespart, das Sortiment optimiert oder Arbeits- und Lieferprozesse optimiert, erklärt Funke.

Jetzt lesen

Doch das reicht nicht. „Die Handwerksbäckereien benötigen dringend eine Härtefallregelung für die steigenden Kosten der energieintensiven Handwerksunternehmen. Das aktuelle Energiekostendämpfungsprogramm der Bundesregierung läuft vollständig am Bäckerhandwerk vorbei und begünstig ausschließlich Industrieunternehmen“, so der Innungs-Chef.

Schlagworte: