Kirmes ist Helga Saures Leben und ihre absolute Leidenschaft: In Lünen steht sie schon seit vielen Jahren mit ihrem Kinder-Kettenkarussell.

Kirmes ist Helga Saures Leben und ihre absolute Leidenschaft: In Lünen steht sie schon seit vielen Jahren mit ihrem Kinder-Kettenkarussell. © Daniel Magalski

Helga Saure mit dem Kettenkarussell ist in Lünen ein Kirmes-Urgestein

rnHimmelfahrtskirmes

Ist Kinderlachen ein Jungbrunnen? Helga Saure könnte der Beweis für diese Theorie sein. Saure kommt aus einer Kirmes-Familie und liebt den Rummel. Und das Lachen rund um ihr Kettenkarussell.

Lünen

, 25.05.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Falten hat Helga Saure vor allem um die Augen. Lachfalten. Eine Sonnenbrille steckt im blonden Haar. Wer Helga Saure eine „ältere Frau“ nennt, der hätte damit rein vom Alter her vermutlich recht: Die Dattelnerin dürfte sich beim Alter zumindest rechnerisch oberhalb der 80 einfinden.

Frau Saures tatsächliches Alter bleibt aber Spekulation. Die Frage danach beantwortet sie nämlich nur mit einem mädchenhaften Lachen - und einem Hinweis auf ihren Enkel Ronny. Der sei nämlich 40 Jahre alt. Helga Saure bleibt bei diesem Thema aber freundlich standfest: Nein, ihr Alter verrät sie nicht und ihre Augen blitzen dabei wie die einer Vierzehnjährigen. Kinderlachen ist scheinbar wirklich ein Jungbrunnen.

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Und lachende Kinder sieht Helga Saure, wenn sich ihr Kettenkarussell dreht, den ganzen Tag. Die Dattelnerin redet mit Leidenschaft über ihre Leidenschaft: die Kirmes. Sie ist schon die fünfte Generation von Schaustellern in ihrer Familie und wäre ohne die Kirmes vermutlich gar nicht auf der Welt.

Vater heiratete eine „Private“

Ihre Eltern lernten sich nämlich - wie könnte es anders sein - auf der Kirmes kennen und lieben: Der Vater war Schausteller, wie schon seine Eltern und Ur-Großeltern. In Recklinghausen stand er damals mit seinen Eltern mit der „Steilen Wand“. Motorradfahrer zeigten dabei waghalsige Manöver und luden vor der Show die Zuschauer zu einer Fahrt ein. Eine Frau traute sich - und eroberte damit das Herz des Schaustellers.

Helga Saure bereitet alles vor und am Himmelfahrts-Donnerstag dreht ihr Kettenkarussell dann pünktlich zum Kirmes-Start wieder seine Runden.

Helga Saure bereitet alles vor und am Himmelfahrts-Donnerstag dreht ihr Kettenkarussell dann pünktlich zum Kirmes-Start wieder seine Runden. © Daniel Magalski

„Der Vater meines Vaters, selbst Schausteller durch und durch, war erst gar nicht begeistert, dass sein Sohn eine ‚Private’ heiraten wollte, aber trotzdem hielt mein Vater zu meiner Mutter“, erklärt Saure. Der Rest ist Geschichte und Helga Saure wurde „trotzdem“ ein waschechtes Schausteller-Kind.

Dass sie selbst schon mehrere Kirmesgeschäfte, darunter auch ein Kinder-Riesenrad, hatte, ist deshalb natürlich kein Wunder. In Lünen ist sie bei der Himmelfahrtskirmes mit ihrem Kinder-Kettenkarussell dabei. Und das hat ebenfalls eine besondere Geschichte.

Kettenkarussell statt Schmuck

„Schmuck brauche ich nicht, also kaufte ich mir damals lieber ein kleines Kettenkarussell“, erzählt Helga Saure lachend. 20 Jahre ist das nun schon her und bereut hat sie es bis heute nicht. Denn noch immer macht ihr Kettenkarussell nicht nur den Kindern Freude. „Karussells hatten damals viele, aber so ein Flieger, der war eine neue Sache.“ Der Kauf des Kassenwagens musste zunächst noch etwas warten, den lieh sie sich zunächst bei Schaustellerkollegen.

Der heutige Kassenwagen ist längst Helga Saures eigener, gebaut nach ihren Vorstellungen. Vor der Drogerie Müller in Lünen sitzt im Inneren oft eine Freundin, die dann „die Chipse“ verkauft. Die Chefin selbst ist direkt am Kettenkarussell mit dabei, nah an den Menschen. Saure sammelt dort die Fahrchips wieder ein und schaut, dass die Bügel geschlossen am Sitz sind. Ein Plausch mit alten Bekannten ist dabei immer drin, denn die „Helga mit dem Kettenkarussell“ ist ein Lüner Kirmes-Urgestein.

Kirmes ist in Lünen aber nicht Helga Saures einzige Liebe. Denn in der Lippestadt gibt es noch ihren Lebensgefährten Heinz Debelak, der in Lünen-Süd wohnt. Dort war Helga Saure übrigens auch schon, damals beim Oktoberfest. Vor Ort verkaufte sie Getränke aus einem kleinen Wagen. „Der hatte nur 2,50 Meter“, weiß die Dattelnerin. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.