Das Haus Breddemann, hier ein Foto aus dem Jahr 1935, hat in Lünen eine besondere Geschichte. Zu dem Ausflugslokal an der Brunnenstraße kamen die Gäste früher sogar in einer Kutsche vorgefahren. Inzwischen steht es nicht mehr. Auf dem Grundstück wird bald die Firma Ares Geschichte schreiben. © H. Tarrach
Zukunftspläne
Haus Breddemann in Lünen: Mondäner Ausflugsort wird neue Firmenadresse
Unter Bäumen bot Haus Breddemann den Gästen einst ein schattiges Plätzchen. Manche kamen per Kutsche. Jetzt baut Spiegel-Hersteller Ares hier auf seine Zukunft. Mit Glanz hat auch er zu tun.
Mitten im Grünen lag das Ausflugslokal Haus Breddemann. Passend dazu trug es den Namen „Zum Lindenbaum“. Damals war ringsherum Wald. Von der heutigen Industriekulisse des Lippewerks oder der Steag war an der Brunnenstraße 67 noch keine Spur.
Als Dietrich Breddemann 1907 das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1849 übernahm, gehörte es Freiherr Udo von Rüxleben, dem Schlossherrn der Buddenburg. Glanz lag also damals schon über dem Fleckchen Erde, auf dem Dietrich Breddemann neben der Landwirtschaft eine Gastwirtschaft betrieb. Glanzvoll soll auch die neue Zukunft des Grundstücks werden. Der Lüner Spiegel-Hersteller Ares ist auf Expansionskurs. Für das Unternehmen mit Sitz im Gewerbe-und Industriegebiet Achenbach sollen hier an der Brunnenstraße 67 neue Produktionshallen entstehen. Auch Lünens erster Handwerkerhof ist hier geplant. Dafür muss das letzte, noch stehende Wohnhaus auf dem Grundstück weichen.
Kurhaus mit Spielcasino
Ganz früher war Lippholthausen mal ein Badeort mit Kurhaus, Spielcasino und Quellwasser. Die Quelle sprudelte zwischen 1774 und 1830. Daran erinnert auch der Name Brunnenstraße. Das an dieser Straße beheimatete Haus Breddemann zog ab 1907 die reichen Ausflügler aus Dortmund an. Sie kamen vielfach elegant gekleidet mit der Kutsche vorgefahren und genossen das grüne Plätzchen im Schatten der hohen Bäume. Bald will Ares dort am Standort Kunden gewinnen für seine innovativen und individuell gefertigten Spiegel.
Die Gäste von damals schätzten das Haus Breddemann auch wegen der Tanzabende im Saal. Ein Schild gab die Verhaltensregeln vor: „Schieber und Dreher verboten“, war dort zu lesen. Zur Kontrolle für unsittliches Tanzen erschien auch mal die Polizei.
Saal wieder aufgebaut
1927 übernahm Dietrich Breddemann das Lokal von seinem Vater. im Zweiten Weltkrieg wurde der Saal zerstört und wieder aufgebaut. Walzertanz war jeden Sonntag, auch viele Familienfeste erlebte das Lokal.
1938 veränderte sich mit der Inbetriebnahme des Steag-Kraftwerks der Ortsteil Lippholthausen. Im gleichen Jahr gingen auch die Vereinigten Aluminiumwerke (VAW) auf dem Gelände des heutigen Recyclingzentrums Remondis ans Netz. Im Haus Breddemann tranken die Beschäftigten viele Jahre lang das ein oder andere Bierchen. Auch für zahlreiche Vereine wurde die Gaststätte in späteren Jahren zum Stammlokal.
Gaststätte brannte aus
1971 kaufte Diethelm Breddemann das Haus und baute es um. Ein Unglücksfall ereignete sich drei Jahre später: 1974 explodierte eine Tiefkühlbox unter der Theke. Die Gaststätte brannte aus. Doch die Geschichte von Haus Breddemann ging weiter. Nachdem sich Diethelm Breddemann 1996 zur Ruhe gesetzt hatte, übernahmen die Geschwister Barabara und Rüdiger Brunken das Lokal. Vorher wurde noch renoviert. Niedrige Decken, Gemälde und Antiquitäten: Die Atmosphäre blieb gemütlich. Die beiden servierten mittags und abends Hausmannskost, bekannt waren sie auch für Fischgerichte. Im Sommer saßen die Gäste im Biergarten.
Haus Breddemann an der Brunnenstraße steht nicht mehr. Nur das Wohnhaus ist noch da. Das soll für den Neubau der Firma Ares weichen. © Goldstein
Neues entsteht auf altem Grund
Im Jahr 2000 übernahmen die Brunkens auch die Gaststätte „Zum Lüner Brunnen“. Acht Jahre später begann der Bau des Kohlekraftwerks Trianel. Längst ist aus der grünen Oase für Ausflügler ein Industriegebiet geworden. Das Haus Breddemann gibt es nicht mehr. Das Steag-Kraftwerk ist stillgelegt und wird zurückgebaut. Nicht nur der Spiegel-Hersteller Ares sieht hier an der Brunnenstraße seine Zukunft. Auf dem ehemaligen Steag-Gelände soll ebenfalls Neues entstehen. Vorher allerdings muss Altes fallen. Für den 28. März ist die Sprengung des Kühlturms geplant, ein Bauwerk, das seit 1938 die Kulisse von Lünen geprägt hat.
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