Geplatztes Hochschul-Projekt: Staatssekretär ging von falschen Vorzeichen aus

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Geplatztes Hochschul-Projekt: Staatssekretär ging von falschen Vorzeichen aus

rnHybride Hochschule

Hochschulstandort Lünen - ein Projekt, das die Stadtverwaltung nach eigener Aussage weiter verfolgt. Auf einen vermeintlichen Partner kann sie sich dabei jedoch nicht mehr verlassen.

Lünen

, 03.06.2019, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 23. Juli 2018 veröffentlichte die Stadt Lünen eine Pressemitteilung, wonach man eine praxisorientierte Hochschule „an einem zentralen Standort in der Lippestadt“ etablieren wolle. Partner dieses Projektes seien die Fachhochschule (FH) Dortmund, eine private Hochschule und lokale Unternehmen. Zum zeitlichen Horizont hieß es, dass die Hochschule „womöglich noch in diesem Jahr Wirklichkeit werden“ könnte. Christoph Dammermann (FDP), Staatssekretär aus dem NRW-Wirtschaftsministerium, versprach, für das Projekt in Düsseldorf zu werben.

Mittlerweile weiß man: Diese Mitteilung war nicht mit der FH abgestimmt. Das hat auch Rainer Schmeltzer zur Kenntnis genommen, der daraufhin eine Kleine Anfrage an die schwarz-gelbe Landesregierung stellte. Der Bürgermeisterkandidat der SPD wollte zwei Dinge wissen: Hat es die versprochene Werbung Dammermanns in Düsseldorf gegeben und ist die Regierung daran interessiert, einen Hochschulstandort in Lünen zu etablieren?

Hochschule ein „heißer Ballon, der geplatzt ist“

Die Antwort: Nein. „Ernüchternd“, findet das Schmeltzer, der sich auf seinen Gegenkandidaten bei der Bürgermeisterwahl 2020, Amtsinhaber Jürgen Kleine-Frauns (GFL), einschießt: „Werbung, wie sie seitens der Stadt angekündigt war, sieht anders aus. Ein großer Ballon mit heißer Luft, der unmittelbar nach dem Start geplatzt ist.“

Lünens Wirtschaftsförderer Eric Swehla hatte im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, dass die Stadt unabhängig von der Absage durch die FH weiter an der Idee eines Hochschulstandortes arbeite und dazu in diversen Gesprächen sei. Einer sitzt dabei nicht mit am Tisch: Das Land NRW. Während die Antwort in der Kleinen Anfrage kurz und knapp ausfiel, erklärte Staatssekretär Christoph Dammermann im Gespräch mit unserer Redaktion die Hintergründe: „Mir wurde das Ganze als Projekt der FH Dortmund vorgestellt.“ Er habe die Idee gut gefunden. „Deshalb habe ich auch das in der Pressemitteilung der Stadt verwendete Zitat freigegeben, dass ich in Düsseldorf dafür werben wolle.“

Kein Thema bei weiteren Gesprächen

In einem Telefonat mit der FH sei ihm jedoch unmittelbar danach mitgeteilt worden, dass die Hochschule gar nicht zur Verfügung stehe. „Das hat das Ministerium mir dann noch einmal bestätigt. Damit war mir quasi die Geschäftsgrundlage entzogen.“

Bei weiteren Gesprächen mit der Stadt Lünen, die es regelmäßig zu diversen Themen gebe, sei die Hochschule danach nie wieder angesprochen worden. Von sich aus hatte die Stadt Lünen das Aus der „hybriden Hochschule“ nie erwähnt - erst eine Nachfrage unserer Redaktion bei der FH Dortmund brachte die Absage ans Tageslicht.