Die Nachricht erreichte sie auf dem Weg von einer Messe zur nächsten. Papst Franziskus, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, ist am frühen Montagmorgen in Rom gestorben. Gegen 10 Uhr ging die Nachricht um die Welt. Ausgerechnet am Ostermontag, einem besonderen Tag für alle Katholiken und ein Tag mit oft mehreren Messen für die Pfarrer. „Ich kam gerade von dem 10-Uhr-Gottesdienst in Horstmar, um in Lünen um 11.30 Uhr die nächste Messe zu beginnen, da sah ich auf meinem Handy die E-Mail vom Erzbistum Paderborn mit der Todesnachricht“, erzählt Pfarrer Thomas Roddey. In der unmittelbar anschließenden Messe baute er spontan ein Gebet für den verstorbenen Papst ein. „Das werde ich auch in allen kommenden Gottesdiensten machen, bis zu seiner Beerdigung“, sagt Roddey. Diese ist für Samstag in Rom geplant.
Ähnlich erging es Pater Dominik Kitta vom Katholischen Pfarramt St. Johannes Evangelist. Er kam gerade von seinem Gottesdienst in der Stiftskirche in Cappenberg, um um 10.30 Uhr den nächsten in Langern zu halten, da bekam er die Eilmeldung auf sein Handy. Auch er baute spontan ein Gebet für den Papst in seinen Gottesdienst ein. „Als ich ihn am Sonntag bei seiner Ansprache ‚Urbi et orbi‘ im Fernsehen gesehen habe, dachte ich schon, dass er am Ende seiner Kräfte ist und dies wohl sein letztes Osterfest sein könnte“, berichtet der Cappenberger Pater.

Ebenfalls veranlassten beide, zur Mittagsstunde die „Totenglocke“ zu läuten. Für eine Viertelstunde ertönten aus den Kirchtürmen die tiefsten Schläge der größten Glocke. „Das wird jetzt an jedem Tag bis zur Beerdigung so sein“, so Pater Dominik. „Im Hochgebet der heiligen Messe wird der Papst ohnehin erwähnt – zwischen dem Tod eines Papstes und der Wahl seines Nachfolgers aber ohne seinen Namen zu nennen“, erklärt der Pater.
Eine Kerze in Lünen anzünden
Thomas Roddey veranlasste zudem, dass in der Kirche Herz Jesu in Lünen ein Foto des verstorbenen Papstes aufgestellt wird. Mit dem nebenstehenden Kerzenaltar sollen Besucher der offenen Kirche so die Gelegenheit haben, Abschied zu nehmen.

Am Tag nach Ostermontag sind dort zwei Besucherinnen anzutreffen, die eine Kerze anzünden. „Wir haben gehört, dass es diese Möglichkeit in manchen Kirchen geben soll und wollten auf unserem Spaziergang mal nachschauen“, erzählen die beiden Gläubigen hinterher vor der Kirche. „Es ist sehr schade, er war ein guter Papst“, sagt eine von ihnen, „er hat sich für die Armen eingesetzt und war liberaler als die anderen Päpste.“
Menschen und Umwelt waren Papst wichtig
„Er war durchaus ein guter Papst“, sagt Roddey. „Es war gut, dass er aus Südamerika kam und mal nicht so einen eurozentrischen Blick mitgebracht hat.“ Vor allem habe ihn Franziskus’ Nähe zu den Menschen beeindruckt: „Er hatte keinerlei Berührungsängste auf dem Petersplatz und ist auch einfach mal ein Eis essen gegangen.“ Im Glauben fühlte sich Roddey stets mit Franziskus verbunden, mit einer gesunden Mischung aus Ehrfurcht und einem kritischen Blick.

„Unter dem Strich hat er einen guten Dienst geleistet“, resümiert Pater Dominik die zwölfjährige Amtszeit von Franziskus. Er sei einerseits in seinen Einlassungen etwas sprunghaft gewesen, aber auch sympathisch, „sehr nah an den Menschen“, so Kitta, „und auch an Einzelnen interessiert“. Besonders imponiert habe ihm, dass Franziskus für seine erste Amtsreise die Mittelmeerinsel Lampedusa ausgewählt hat, wo er einen Kranz ins Wasser ließ, im Gedenken an die vielen im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtenden. Auch, dass Franziskus oft den Politikern ins Gewissen redete und sein Buch „Laudato si‘“ über Umweltschutz werden ihm und vielleicht dem Rest der Welt im Gedächtnis bleiben, so der Pater.
Bischöfe kannten ihn besser
Der emeritierte Bischof des Bistums Münster, zu dem die pastoralen Räume für Nordkirchen, Olfen, Selm und Werne gehören, Dr. Felix Genn, sagt in seinem Nachruf über Papst Franziskus, dass „sein Vermächtnis das einer synodalen Kirche“ sei, dass also dieser Papst die katholische Kirche weltweit in Richtung Demokratisierung verändert habe. „Ich habe ihn und seine oft unkonventionelle und erfrischende Art sehr geschätzt. Und besonders beeindruckt hat mich, dass er in der Verkündigung des Evangeliums stets die Armen in den Mittelpunkt gestellt hat“, so Genn.
Der Erzbischof Paderborns, Dr. Udo Markus Bentz, dem der pastorale Raum Lünen untersteht, sagt, Franziskus habe vor allem dafür gewirkt, „dass die Menschengemeinschaft in eine friedvolle und gute Zukunft gehen kann, da war er auch ein energischer und prophetischer Mahner“. Franziskus’ Hoffnung und Sorge habe „der ganzen Menschheitsfamilie“ und dem „gemeinsame Haus der Schöpfung“ gegolten. Persönlich verbindet sie, dass Franziskus Bentz zum Erzbischof von Paderborn ernannte – „ein großes Vertrauenszeichen, was für mich ein Anspruch ist. Er hat mich für meinen bischöflichen Dienst sehr inspiriert“, so Bentz. Der Papst habe außerdem „viel frischen Geist und damit Aufbruch und Erneuerung in die katholische Kirche und auch in die Welt hineingetragen.“