
© Udo Hennes
Gekündigt wegen Corona: Jetzt arbeitet Sabrina Lihring (36) im Gesundheitsamt
Coronavirus
Sabrina Lihring wurde von ihrem Arbeitgeber gekündigt, weil sie Corona hatte. Einen neuen Job fand die 36-Jährige nun im Gesundheitsamt des Kreises Unna – sie kümmert sich dort um Corona-Fälle.
Das jüngste Weihnachtsfest war für Sabrina Lihring kein sonderlich schönes, aber ein außergewöhnliches. Große Teile ihrer Familie waren in Quarantäne, sie selbst war Corona-positiv – und hatte genau deshalb wenige Tage zuvor ihren Job verloren. Die Holzwickederin hatte die Stelle erst im Oktober angetreten, als Bürokauffrau im Kundenservice einer Firma, deren Namen sie für sich behält.
Teile ihrer Familie leben im Großraum Berlin, mutmaßlich dort infizierte sie sich im Dezember bei einem Familienessen mit dem Coronavirus.
„Zwei Tage später bin ich aufgewacht mit Fieber und den schlimmsten Rückenschmerzen, die ich je hatte“, sagt Lihring. Außerdem hätte sie Augenschmerzen verspürt. Sie machte einen PCR-Test, der positiv ausfiel.
Am nächsten Tag kam die Kündigung – sie war noch in der Probezeit
Als sie ihrem Arbeitgeber Bescheid sagte, habe der ihr am nächsten Tag die Kündigung geschickt. Lihring war noch in der Probezeit, „er musste die Kündigung nicht begründen“, schildert sie. Sie bekam aber zu hören, dass sie den „Betriebsablauf erheblich gestört“ habe, weil die Firma alle Mitarbeiter, mit denen Lihring in Kontakt war, nach Hause schicken musste.
„Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt die 36-Jährige rückblickend. Halt fand sie bei ihrem Partner, aber auch bei Katja Sträde vom Gesundheitsamt. Sabrina Lihring bezeichnet sie als ihren „Schutzengel“.
Omikron-Variante fing gerade an sich auszubreiten
Dabei hatte Sträde zunächst überhaupt keine guten Nachrichten für sie: Lihring habe sich mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert, bekam sie zwei Tage später telefonisch übermittelt. Inzwischen ist zwar weithin bekannt, dass Omikron in der Regel weit weniger schlimmer Verläufe verursacht als die zuvor grassierende Delta-Variante. Im Dezember, als Omikron sich gerade erst ausbreitete in Deutschland, wusste man das aber noch nicht so genau.
Ihre eigene Erkrankung sei wellenförmig verlaufen, erinnert sich Lihring. „Einen Tag fühlte ich mich schon besser, dann wieder schlechter, es stellte sich auch ein Geruchsverlust ein.“ Hinzu kam die Sorge um ihre Familie, mit der sie an Weihnachten über eine Zoom-Konferenz zusammen kam.
Ständig in Kontakt mit dem „Schutzengel“ vom Gesundheitsamt
Heute spricht Sabrina Lihring gleich doppelt von Glück im Unglück. Zum einen, weil von der Krankheit nichts geblieben sei. Zum anderen, weil sie ihren „Schutzengel“ Katja Sträde im Gesundheitsamt hatte. „Wir standen ständig in Kontakt“, berichtet Lihring und bittet darum, dass dieser Satz unbedingt in den Bericht aufgenommen werden müsse: „Alle im Gesundheitsamt haben wahnsinnig viel geleistet, nicht nur mir meine Ängste genommen, sondern waren auch an Wochenenden und an den Feiertagen immer da.“

Sabrina Lihring bei der Arbeit am Schreibtisch im Gesundheitsamt des Kreises Unna. © Max Rolke/Kreis Unna
Katja Sträde arbeitet eigentlich beim Bündnis für Familie des Kreises Unna. Sie ist eine von vielen Mitarbeiterinnen, die in der Pandemie im Gesundheitsamt eingesprungen sind. Nun gilt es, diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach und nach wieder in ihre eigentlichen Bereiche zurückzuholen, damit dort nicht zu viel Arbeit liegen bleibt. Dafür startete der Kreis Unna im Januar die Kampagne „Covid Heroes“: Für eine Behörde ungewöhnlich unbürokratisch und schnell wurden 40 Männer und Frauen eingestellt, die nun an der Corona-Hotline, in der Kontaktnachverfolgung oder im SMS-Verfahren zur Information von Infizierten eingesetzt werden.
Eine von ihnen ist Sabrina Lihring. die dank der Kampagne kurzfristig schon zum 31. Januar eingestellt wurde. Zunächst befristet für drei Monate, bis Ende April. Aber sie hofft, dass sie länger bleiben kann. Auch wenn das bedeuten könnte, dass auch Corona noch länger bleibt.