Das Brauhaus Drei Linden in der Lüner Innenstadt ist auch unter der Woche gut besucht. Besitzer Frank Teschler steht dort seit 21 Jahren am Zapfhahn. In der Vergangenheit habe er die Bierpreise immer nur um zehn Cent angepasst. Das hat sich in diesem Jahr geändert. „Im März haben wir eine Preiserhöhung um zehn Prozent bei allen Getränken vorgenommen", sagt Teschler. Er sehe die Preisanpassung als Inflationsausgleich an. Schließlich sind nicht nur die Einkaufspreise sondern auch die Energiekosten gestiegen.
Preiserhöhungen sind ein sensibles Thema, besonders wenn es um Bier geht. Kaum ein Lebensmittel steht so stellvertretend für die deutsche Kultur wie das goldfarbene Gebräu.
Im Brauhaus von Frank Teschler gibt es fünf verschiedene Biersorten zu kaufen. Seit der Preiserhöhung im März kosten 0,2 Liter 2,20 Euro, 0,3 Liter 3,30 Euro und 0,5 Liter 5,50 Euro. Nur Hövels ist um jeweils zehn Cent teurer.
Teschler sei Kunde des Lüner Getränkehändlers Gefromm, vergleiche aber auch die Preise. Seit der Coronapandemie öffnet er das Brauhaus von Dienstag bis Donnerstag erst ab 16 Uhr anstatt um 11 Uhr. „Die Zeit kann man auch nutzen, um nach Angeboten zu schauen. Mein Kofferraum ist schon wieder voll", scherzt er.
Eine weitere Rolle in Teschlers Kalkulationen spielt auch der gestiegene Mindestlohn, wie er sagt. Mit Aushilfen eingerechnet beschäftigt er in seinem Brauhaus zwölf Mitarbeiter. Im Oktober 2022 wurde der Mindestlohn von 10,45 Euro auf 12 Euro erhöht. Eine weitere Erhöhung auf 14 Euro steht für 2024 im Raum.
Hohe Preise für Cola und Wasser
Jörg Schröder ist für den Einkauf bei Gefromm zuständig und erklärt, dass zwischen Dezember 2022 und April 2023 die Brauereien ihre Preise um ungefähr zehn Prozent erhöht hätten. Brauen ist energieintensiv und auch die Rohstoffe sind in den vergangenen Monaten teurer geworden.
Eine weitere Preiserhöhung im Bier-Segment erwarte er in diesem Jahr nicht mehr. Wenn überhaupt, dann erst zum Ende des Jahres. Schröder geht aber dennoch davon aus, dass die Brauereien die Preise früher oder später weiter nach oben justieren werden.
Noch stärker als für Bier sind im April die Preise für nicht-alkoholische Getränke gestiegen. Um 15 bis 20 Prozent, sagt Schröder. Insbesondere die Preise für Cola und Mineralwasser sollen laut dem Einkäufer „exorbitant erhöht" worden sein. Ein Grund dafür sei unter anderem auch gewesen, dass im zweiten Halbjahr 2022 das Angebot für Kohlensäure auf dem Markt stark begrenzt war.

Gastronom Michael Schlottke, der die Gaststätte „Zum Hubertus" auf der Moltkestraße betreibt, sagt dazu: „Um das aufzufangen, haben wir die Preise für nicht-alkoholische Getränke um 10 Cent angehoben."
Die Bierpreise habe er bei der letzten Preiserhöhung aber nicht angepasst. „Wir haben nicht jede Preiserhöhung der Industrie weitergegeben. Was möglich war, haben wir so gelassen.“ Derzeit kosten in seiner Gaststätte 0,2 Liter Bier 1,80 Euro, 0,3 Liter 2,60 Euro und 0,5 Liter 4,30 Euro. Hövels ist bei Schlottke, so wie im Brauhaus, etwas teurer. Da kostet das Glas mit 0,3 Liter 3 Euro, ein halber Liter 4,90 Euro.
An seinem Bestellverhalten hätten die Preisschwankungen grundsätzlich nichts geändert, sagt Schlottke. Es gebe immer eine Mindestmenge, die da sein muss. Aber: „Das ändert sich, sobald der Biergarten geöffnet ist, weil wir dann zwei Zapfstellen bestücken müssen. Also brauchen wir natürlich mehr Bier.“
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