„Frechheit“: Grundschulen in Lünen sind sauer auf Ministerin Gebauer
Corona-Tests
Frechheit, Unverschämtheit, beschissene Organisation - wer solche Sachen über seinen Arbeitgeber sagt, der hat ordentlich Wut im Bauch. Lehrer in Lünen sind an diesem Punkt.
Frechheit, Unverschämtheit, beschissene Organisation - wer solche Sachen über seinen Arbeitgeber sagt, der hat aber nicht nur Wut im Bauch, sondern nennt vermutlich auch besser nicht seinen Namen. Der Redaktion sind sie bekannt, nur in die Öffentlichkeit sollen sie bitte nicht, denn neben Wut ist da auch Angst. „Den Job bin ich los, wenn ich mich so äußere“, befürchtet ein Lehrer.
Adresse des Unmuts ist nämlich keine andere als die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer. Grund ist Chaos bei den Corona-Tests der Schüler und eine über viele Stunden fehlende Information an die Schulen.
Warten auf das Schulministerium
Ein Labor, das die Corona-Tests der Schüler auswertet, schickt am frühen Dienstag (25.1.) noch vor dem Schellen zur ersten Stunde eine E-Mail an Grundschulen in Lünen. „Die Corona-Einzeltests entfallen“, steht in dem Schreiben.
Das Schulministerium werde sich dazu melden, teilt das Labor noch mit, dann beginnt für die Schulen das Warten. Stunden verstreichen, am Dienstagnachmittag laufen im Fernsehen erste Berichte zum Thema. Die Schulen warten weiter auf offizielle Informationen.
Presseinformation, aber keine Schulmail
Dienstagabend gegen 19 Uhr dann veröffentlicht das Schulministerium eine Presseinformation. Die Grundschulen haben noch immer keine Informationen ihres Dienstherren. Eine Lehrkraft: „Die Schulen werden wieder einmal zuletzt informiert, das kennen wir ja schon aus diversen anderen Vorfällen.“ Das Warten geht also weiter, noch mehr als drei Stunden.
Die Schulmail mit den offiziellen Informationen für die Grundschulen kommt dann nämlich doch noch - um 22.14 Uhr. Mathias Richter, Staatssekretär beim Schulministerium, informiert nun die Schulen über das, was sie schon seit Stunden aus anderen Quellen wissen: Die Einzeltests entfallen zur Entlastung der Labore. Schüler müssen sich bei einem vom Labor gemeldeten positiven Klassenpool in der Schule mit einem Schnelltest in der Nase selbst testen oder ein Testcenter besuchen - das gilt schon ab Mittwoch, 26.1.
Zum Test gehört in manchen Schulen nun immer eine Zange, so fest sitzt die Kappe auf dem Röhrchen mit der Test-Flüssigkeit. „Kinder haben keine Chance das zu öffnen, selbst wir haben Schwierigkeiten“, erzählt eine Lehrerin.
Die Schulen setzt das unter Druck. „Die Eltern müssen ja informiert werden, was das für sie und ihre Kinder bedeutet und das ist so spät am Abend mehr als ein Problem“, so ein Lehrer. Wochen schon sei klar, dass die Omikron-Welle mit Wucht komme und seit Tagen zeichne sich ab, dass die Labore an ihre Grenzen kommen, „warum also war das Ministerium nicht besser vorbereitet auf so eine Situation?“
Zum Ablauf finden sich weitere Hinweise in der Landes-Schulmail. „Schülerinnen und Schüler mit einem positiven Antigenschnelltest-Ergebnis müssen in der Schule umgehend von den übrigen Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse isoliert und beaufsichtigt werden“, schreibt Staatssekretär Richter.
Keine Entschuldigung aus dem Ministerium
„Die Anweisung ist ein schlechter Witz“, kommentiert eine Lehrerin. „Das Corona-Virus macht ja auch vor uns nicht Halt, wir haben überall Ausfälle und weder Personal noch Räume für zusätzliche Betreuungen.“ Im Sinne der Kinder werde man aber eine Lösung finden - finden müssen.
Eine Lösung finden müssen vermutlich auch viele Eltern mit ihrem Arbeitgeber. „Die Eltern / Erziehungsberechtigten dieser jungen Schülerinnen und Schüler werden über ein positives Antigenschnelltest-Ergebnis ihrer Kinder informiert und aufgefordert, ihre Kinder unmittelbar von der Schule abzuholen“, erläutert nämlich der Staatssekretär.
Eine Entschuldigung für die späte Informationen und das damit an den Grundschulen verursachte Chaos, die finden die frustrierten Lehrerinnen und Lehrer übrigens nicht in der Schulmail aus dem Ministerium.
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.