Zehn Jahre lang führte Heike Grenigloh das Café in der Alten Kaffeerösterei an der Cappenberger Straße 51. Die Gäste mögen die gemütliche Atmosphäre mit dicken Polsterstühlen, dem Sofa und den Kronleuchtern in den Räumen der ehemaligen Kaffeefabrik. Wohlfühlatmosphäre wie in einem Wohnzimmers bieten der Cafébereich, die gute Stube und die separate Galerie. Mit Lämpchen, Deko und Blumen. Es gibt Frühstück und Kuchen. Stachelbeer-Baiser und Bienenstich sind besonders beliebt.
Ende Januar hat Heike Grenigloh das Café in neue Hände gelegt. Sie blicke auf zehn Jahre voller Leidenschaft zurück, teilt sie auf Facebook mit, auf eine Zeit, in der Gäste zu Freunden wurden. Doch sie habe sich schweren Herzens entschieden, dieses Kapitel für sich zu schließen, um neue Energie zu sammeln.
Inzwischen hat es einen geräuschlosen Übergang gegeben. Neue Betreiberin ist Andrea Tomaszik aus Cappenberg. Sie wollte schon vor zehn Jahren das Café in dem besonderen Ambiente der Rösterei übernehmen, „doch Heike war schneller“, erinnert sie sich. Als jetzt die Veränderungspläne durchsickerten, hat die gelernte Bürokauffrau spontan zugesagt. 23 Jahre arbeitete sie im Laden Edeka Tomaszik ihres Mannes in Bork mit. 2017 gaben sie das Geschäft ab.
Brunch am Wochenende
Gemeinsam mit ihren beiden besten Freundinnen Jennifer Neumann aus Oberaden, die sie schon 45 Jahre kennt, und Catarina Altemeier aus Capelle will Andrea Tomaszik den Betrieb stemmen. Sie hat das bewährte Personal übernommen, auch die Konditorin.
Beim Blick in die Karte werden manche Gäste eine Veränderung sehen: Statt des Lüner Frühstücks soll es ab 1. März am Wochenende Brunch mit Suppe, Rührei, Brotkorb, frischem Obstsalat und vielem mehr geben. Die neue Chefin legt Wert auf regionale Produkte. Wurstwaren bezieht sie von der Fleischerei Bernemann und Röhl, die Eier kommen vom Hof Lüning in Dormund-Lanstrop. Frischen Lachs und Forellenfilets liefert der Fischhof Baumüller aus Wickede.
Montag und Dienstag ist auch weiterhin Ruhetag. Mittwoch, Donnerstag und Freitag gibt es Frühstück von der Karte. Wobei das Jogger-Frühstück jetzt Fitness heißt. Ganz leicht habe sie Preise erhöhen müssen, zuletzt sei das vor drei Jahren der Fall gewesen.
Die größte Rösterei Lünens

Es sei immer ihr Traum gewesen, mal ein Café zu führen. Der hat sich für Andrea Tomaszik jetzt erfüllt. Weiterhin soll es Möglichkeiten für Feiern wie Taufe, Kommunion oder Geburtstage geben. Auch die kulturellen Angebote bleiben. Schon am Samstag (4.2.) liest Autorin Katrin Streich um 15 Uhr aus ihrem Krimi. Am Sonntag (5.2.) feiert Andrea Tomaszik mit ihrem Zwillingsbruder im Café ihren 55. Geburtstag.
Der Gebäudekomplex der ehemaligen Kaffeefabrik, in dem zweimal die Extraschicht mit der Nacht der Industriekultur zu Gast war, hat eine lange Geschichte. Der älteste Teil ist die sogenannte Villa, die 1906 für den früheren Fabrikanten Ignaz Woestmann gebaut wurde. Der gründete 1924 die seinerzeit größte Kaffeerösterei Lünen, die Veluna (Vereinigte Luener Nahrungsmittelwerke). Produziert wurden Bohnen- und Malzkaffee, aber auch Kornkaffee, der so genannte „Muckefuck“.
Neuer Besitzer seit Januar

Kunden der Rösterei waren Cafés in Lünen und dem Umkreis. Der Kaffee wurde bis Düsseldorf und Köln geliefert. Doch in der Weltwirtschaftskrise geriet das Unternehmen ins Schlingern. 1932 gab die Rösterei auf.
Die Gebäude gibt es noch. In den 1970er und 1980er Jahren wurden dort Schuhe und Bekleidung produziert. Seit 1990 ist der Komplex ein Gewerbehof mit unterschiedlicher Nutzung. 20 Jahre später wechselte der Eigentümer im Wege der Zwangsversteigerung. Seit Anfang des Jahres gibt es wieder neue Besitzer für die Immobilie mit vier Wohnungen und elf gewerblichen Einheiten, darunter das Café.
Lüner Kriminalpsychologin Katrin Streich schreibt Krimis: Für Lesung zurück in die Heimat
Eine Banane als Auszeichnung: Galerie Anders in Lünen erhält besondere Wertschätzung
Haus Walbaum in Lünen dauerhaft geöffnet: Besitzer schafft Klarheit nach kurzer Schließung