Waldbesitzer Dieter Kuhne ist empört: Im Februar hat der Orkan Plastikmüll in ein Naturschutzgebiet an der Frydagstraße geweht. Eine betroffene Firma will den Plastikmüll aber nicht aus den Bäumen holen. Betroffen ist auch ein Grundstück der Stadtwerke Lünen.

© Goldstein/Füllgraf

Firma lässt Plastik in Bäumen: Besitzer spricht von „asozialem Verhalten“

rnMüllbeseitigung

Plastikmüll hängt seit dem Orkantief im Februar in den Bäumen eines Naturschutzgebietes. Um die Beseitigung gibt es Streit. Waldbesitzer Dieter Kuhne spricht von „asozialem Verhalten“.

Lünen

, 20.04.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bis heute hat Orkantief „Zeynap“ in der Stadt Spuren hinterlassen: Zu 73 Einsätzen musste die Feuerwehr ausrücken, als im Februar der Sturm über Lünen hinwegfegte und für Verwüstungen sorgte. Meist ging es um umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste.

In einem Naturschutzgebiet an der Frydgstraße gab es aber ganz andere Probleme: Von einer nahen Baustelle wurde Dämmmaterial und Plastikmüll in den Wald geweht. „Sowas habe ich selten gesehen. Es sieht schon sehr schlimm aus“, hatte Waldbesitzer Dieter Kuhne damals gesagt und weiter: Das könne da nicht bleiben: „Wir sprechen hier über ein Naturschutzgebiet.“

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Während die Styroporplatten von der betroffenen Baufirma eingesammelt wurden, sieht es immer noch schlimm aus in dem Wäldchen: Jede Menge Plastikfolien hängen in den Baumkronen. Betroffen von dem Müllproblem ist nicht nur Dieter Kuhne, dem etwa acht Hektar Wald dort gehört. Auch die Stadtwerke Lünen sind dort Grundstückseigentümer.

Streit um Zuständigkeit für Müllbeseitigung

Der Streit um Zuständigkeit und Beseitigung hat sich inzwischen zugespitzt. Das betroffene Bauunternehmen soll über eine Anwaltskanzlei mitgeteilt haben, es habe Dämm-Material aus dem Wald geholt. Die Folien in den Baumkronen allerdings ließen sich der Firma nicht zuordnen. Sie übernehme keine Generalverantwortung für Müll im Wald. Es sei dem Unternehmen nicht zuzumuten, Mitarbeiter in die Bäume klettern zu lassen.

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Das bringt Waldbesitzer Dieter Kuhne auf den Baum. Es sei „unverschämt, sich so rauszureden“. Kuhne spricht in diesem Zusammenhang von „asozialem Verhalten“. Er habe keine Wort dafür. Ihn ärgert, dass alle Wald wollen, aber am Ende der Walbesitzer auf dem Müll sitzen bleibe. Erst jüngst habe er wieder Grünschnitt in Säcken vorgefunden. Jetzt soll er auch noch in die Bäume steigen.

So sah es noch am 8. April in dem Waldstück aus.

So sah es noch am 8. April in dem Waldstück aus. © Goldstein

Stadtwerke empfinden Situation als „unglücklich“

Die Stadtwerke Lünen bestätigen die Situation. „Es ist richtig, dass von der Baustelle Dämmmaterial auf unser Gelände herübergeweht wurde.“ Im Gegensatz zu Kuhnes Wald seien bei den Stadtwerken allerdings nur etwa drei bis vier Bäumen betroffen, in denen sich noch Plastikfolien befinden, teilt Stadtwerke-Sprecherin Jasmin Teuteberg auf Anfrage der Redaktion mit.

Aufgrund der zum Teil rein transparenten Folien lasse sich eine genaue Herkunft nicht ganz erschließen, „scheint aber aufgrund der Nähe der Baustelle nahezuliegen“, so Teuteberg.

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„Die Situation, dass hier keine Verantwortung übernommen wird, empfinden wir als unglücklich und wie so oft bleibt es am Eigentümer hängen“, stimmen die Stadtwerke mit Waldbesitzer Dieter Kuhne überein. Der Energieversorger hat auch einen Lösungsvorschlag: „Da Naturschutz für uns selbstverständlich eine wichtige Rolle spielt und wir verhindern wollen, dass sich die Folien lösen und weiter in die Umgebung gelangen, werden wir nun selbst versuchen, die Folien zu entfernen.“

„Keine Zeit, in Bäume zu klettern“

Auf dem Gelände von Dieter Kuhne hingegen mit dem deutlich größeren Baumbestand werden die Folien wohl erstmal in den Baumkronen bleiben: Der Waldbesitzer müsse jetzt Klimaholz wegsägen und Felder bestellen sowie Blühflächen einsäen. „Ich habe keine Zeit dafür in die Bäume zu klettern und der Firma den Müll hinterherzuräumen“, erklärt er.

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Bei der Umweltbehörde des Kreises Unna war das Thema bis zu den Osterferien im April noch nicht aufgeschlagen. Zu dem weiteren Vorgehen heißt es aus der Pressestelle des Kreises: „Sollten die jeweiligen Eigentümer der Müllbeseitigung nicht nachkommen, werden sie von der unteren Naturschutzbehörde darauf hingewiesen.“

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