Schulleiterin Iris Lüken wünscht sich für ihre Schülerinnen und Schüler möglichst Präsenzunterricht nach den Weihnachtsferien 2022. Speziell für die jüngsten in der Grundschule sei das wichtig.

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Ferienende in Lünen: Schulen bereiten sich auch auf Distanzlernen vor

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Nach Ferienende sollen Schüler weiter in Präsenz unterrichtet werden. Lüner Schulen bereiten sich trotzdem auch auf Distanzunterricht vor. Teils mit flauen Gefühlen, teils mit Vorfreude.

Lünen

, 04.01.2022, 09:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Noch sind Weihnachtsferien in NRW. In die Schule geht es wieder ab dem 10. Januar. Und zwar im Präsenzunterricht, wenn sich im Laufe der Woche nichts mehr an den Regeln ändert. Am Mittwoch (5.1.) wollen die Kultusminister der Länder kurzfristig in einer Videokonferenz über die Lage an den Schulen beraten, bevor am Freitag (7.1.) eine Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stattfinden soll.

„Wir haben uns alle auf Präsenzunterricht eingerichtet, aber mit einem flauen Gefühl im Magen“, sagt Iris Lüken, Leiterin der Osterfeldschule und Sprecherin der Grundschulen in Lünen, am Montag (3.1.) auf Anfrage. Aber: „Wir haben sicherlich alle einen Plan B in der Tasche.“ Für den Fall, dass ab kommenden Montag doch wieder Distanz- oder Wechselunterricht angesagt sein sollte.

Aus rein pädagogischer Sicht wäre Unterricht in Anwesenheitsform sehr begrüßenswert, speziell für die jüngsten Schüler. Die Folgen der langen Phasen von Distanzunterricht während Lockdownzeiten seien bei ihnen am deutlichsten zu spüren gewesen. Bis Lüken und ihr Kollegium wieder mehr Lernerfolge bei den Schülern gesehen hätten, sei es schon kurz vor Weihnachten gewesen. Auch wenn alle sich auf die Ferien gefreut hätten: „Wir haben eigentlich alle gesagt, dass es jetzt eigentlich keine Ferien geben dürfte.“

Erstklässler mit wenig Konzentration

Denn die Konzentrationsphasen der Schulkinder hätten sehr durch die Zeit im Distanzlernen gelitten. Direkt nach den Sommerferien sei sie teils froh gewesen, „wenn ich eine Minute Konzentrationsphase in einer Unterrichtsstunde hinbekommen habe“, berichtet Lüken aus dem Mathematikunterricht in einer ersten Klasse. Sie könne sich natürlich einfach vor die Klasse stellen und Unterricht machen. „Aber ich unterrichte ja nicht für mich, sondern für die Kinder.“

Im Durchschnitt gehe man von Konzentrationsphasen von um die 20 Minuten aus. Wo ist dieser Unterschied festzumachen? Kinder die vorher viel alleine waren, eben vor dem Computer, mussten mit einem Mal wieder in einer Gruppe lernen. Da seien viele Konflikte aufgetaucht, „weil die Kinder das nicht gelernt oder wieder verlernt hatten.“ Hinzu sei der ihrem Gefühl nach hohe Medienkonsum, also passives Verhalten, gekommen. „Lernen ist aber ein aktiver Prozess.“

Zuverlässige Konzepte und Luftfilter nötig

Die Fortschritte von vor Weihnachten sollten jetzt, wenn möglich, nicht wieder mit einer neuen Distanz-Lernphase zunichte gemacht werden. Alles natürlich mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen. „Es wäre wünschenswert, wenn wir künftig mehr Sicherheit hätten“, sagt Lüken.

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Dafür brauche es Konzepte von Wissenschaftlern, Virologen und Experten. Grundsätzlich gelte: Wenn Distanz- oder Wechselunterricht nötig wird, sei die Osterfeldschule darauf vorbereitet. Am Wochenende will Lüken sich zusammen mit dem Steuerungsteam noch einmal zusammensetzen.

Ungebrochen sei auch der Wunsch nach Luftfiltern in Schulen. „Ich hätte da ein deutlich besseres Gefühl.“ Die Osterfeldschule hätte mobile Luftfilter auch über den eigenen Förderverein beschaffen können. „Das ist uns aber mit dem Ratsbeschluss Ende des Jahres verboten worden“, gibt sie ihrer Enttäuschung Ausdruck.

Distanzunterricht als Erfolgskonzept am KKG

Der Schulleiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen-Süd, Reinhold Bauhus, steht Wechsel- oder Distanzunterricht hingegen durchaus positiv gegenüber. „Wir sind so vorbereitet, dass wir sofort ohne Probleme wechseln können“, sagt er. Auch die Forderung nach Präsenzunterricht um jeden Preis könne er so nicht unterschreiben.

Reinhold Bauhus erklärt, dass der Wechselunterricht an der KKG ein Erfolgsmodell ist und auch abseits von Corona durchaus sinnvoll sein könnte.

Reinhold Bauhus erklärt, dass der Wechselunterricht an der KKG ein Erfolgsmodell ist und auch abseits von Corona durchaus sinnvoll sein könnte. © Torsten Storks (A)

Bauhus gehe eher mit der Meinung von Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Der hat sich Anfang Januar für flexible Unterrichtsformen nicht nur in der Corona-Pandemie ausgesprochen. „Was ist falsch an Hybrid-Unterricht abseits von Corona?“, fragte Hilgers mit Blick auf Unterricht in einer Mischung aus Online- und Präsenzformen. Man müsse endlich weiterdenken.

„Das ist sehr bemerkenswert“, meint Bauhus und untermauert seine Einstellung damit, dass die KKG durchaus sehr gute Erfahrungen mit Wechsel- und Distanzunterricht gemacht habe. „Unser jetziger elfter Jahrgang ist sehr leistungsstark.“

Klassenweite Quarantänen absehbar

Das läge natürlich auch an den Schülern selbst, aber eben auch daran, dass sie, da noch als Zehntklässler, im Lockdown gelernt hätten sehr eigenverantwortlich zu arbeiten. „Das ist gut und das hätten wir vorher so gar nicht erwartet“, so Bauhus weiter. Auch eine Studie der TU-Dortmund an der KKG mit Vergleichsgruppen zwischen Distanz- und Präsenzunterricht habe keinen Leistungsunterschied gezeigt.

Auf weitere Quarantänen für ganze Klassen müssten die Schulen sich ohnehin einrichten. Bislang gehen nur die direkten Sitznachbarn von mit Corona infizierten Schülern in Quarantäne. Mit einer möglichen größeren Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante sei das zu erwarten. „Da haben wir dann eh wieder Distanzunterricht.“ Eine grundsätzliche Regelung sei da vorab sinnvoller. „Ich bin schon auf die Schul-Mail am Freitagabend gespannt.“

Luftfilter hingegen würden dringend in allen Schulen gebraucht. „Wir hatten bisher Glück, dass der Winter mild war. Was wird, wenn der Februar so hart wird, wie 2021?“ Er könne verstehen, dass die Stadt kein Geld dafür habe. „Was mich ärgert ist, dass man es nicht einmal als Pilotprojekt versucht hat.“