
Bärbel und Ulrich Stowasser aus Lünen-Süd kamen nach ihrem entspannten Nordsee-Urlaub nicht vom Gleis am Preußenbahnhof herunter. © Laura Schulz-Gahmen
Fahrstuhl-Ärger am Preußenbahnhof: Heimreise wird für Lüner Paar zur Odyssee
Bahnhof
Ein Nordsee-Urlaub endete für ein Ehepaar aus Lünen-Süd mit viel Stress. Denn Bärbel und Ulrich Stowasser kamen am Preußenbahnhof nicht vom Bahnsteig herunter. Zwei Systeme versagten gleichzeitig.
Eine Woche lang haben Bärbel und Ulrich Stowasser ihren Urlaub an der Nordsee genossen. Tiefenentspannt fuhren sie dann am Sonntag, 14. August, mit dem Zug zurück. Erst ging die Rückreise nach Münster, um im Anschluss von dort weiter nach Lünen zu fahren. Am Preußenbahnhof sollte für das Ehepaar dann aber Endstation sein. Vor Ort sind sie nämlich auf ein Hindernis gestoßen, mit dem sie trotz guter Reiseplanung nicht gerechnet hatten.
Aus dem Zug konnte das Ehepaar noch problemlos aussteigen, nur vom Bahnsteig nach unten zur Preußenstraße kamen sie nicht. Denn der Fahrstuhl vor Ort, der im Zuge des Umbaus vor gut fünf Jahren installiert wurde, war defekt. Davon wussten die zwei Lüner allerdings nichts. Bärbel Stowasser, die in einem elektrischen Rollstuhl sitzt, ist jedoch dringend auf den Lift angewiesen. „Wir waren sogar über den Mobilitätsservice angemeldet“, erklärt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Bis nach Münster hat alles einwandfrei funktioniert
„Die Mobilitätsservice-Zentrale organisiert alles Notwendige, wenn Sie Hilfe beim Ein-, Um- oder Aussteigen benötigen - zum Beispiel einen Hublift für den Rollstuhl. Wir beantworten auch Fragen zu geeigneten Zügen, der Barrierefreiheit von Bahnhöfen oder Mindestumsteigezeiten“, heißt es auf der Homepage der Deutschen Bahn. Doch am Sonntag war dies nicht der Fall.
„Bis nach Münster hat alles einwandfrei funktioniert“, erklärt Bärbel Stowasser. Aber dass der Fahrstuhl am Preußenbahnhof nicht funktioniert, war dem Service offenbar nicht bekannt. „Sonst hat dieser Mobilitätsservice immer gut funktioniert“, fügt sie noch hinzu.
In Dortmund gab es das nächste Problem
Bärbel und Ulrich Stowasser wussten nicht weiter. Sie riefen in ihrer Not sogar die Feuerwehr an. „Die Leitstelle in Unna war auch sehr freundlich. Sie setzte sich mit der Feuerwehr in Lünen in Verbindung, doch die kann nur etwas unternehmen, wenn ein Notfall vorliegt“, sagt Ulrich Stowasser.

Der Fahrstuhl im Preußenbahnhof in Lünen funktioniert seit Dienstag, 16. August, wieder. © Laura Schulz-Gahmen
Also hat sich das Ehepaar mit der Deutschen Bahn in Verbindung gesetzt. Dort hieß es, sie sollen mit dem Zug nach Dortmund weiterfahren, in die U-Bahn steigen und dann mit dem Bus weiter nach Lünen fahren. Gesagt, getan. Doch in Dortmund angekommen, ergab sich bereits das nächste Problem.
„Wir wollten uns von Dortmund ein Taxi nach Hause nehmen. Doch die Autos, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind, fahren am Wochenende nicht“, sagt Ulrich Stowasser. Also Plan B: die U-Bahn. Doch auch hier zeigten sich erneut Komplikationen. Denn zwischen dem Bahnsteig und dem Einstieg in die U-Bahn gab es einen großen Höhenunterschied, den die Eheleute mit dem elektrischen Rollstuhl nicht alleine überwinden konnten. Glücklicherweise haben sich freundliche Helfer vor Ort gefunden, die Bärbel Stowasser samt Rollstuhl in die Bahn gehoben haben. „Aber was wäre gewesen, wenn da jetzt nicht zufällig starke Männer gewesen wären?“, fragt sich Ulrich Stowasser im Nachhinein.
App und Mobilitätsservice
Nach dem letzten durchaus turbulenten Teil ihrer Rückfahrt kamen die beiden zum Glück doch noch zu Hause in Lünen-Süd an. Die Koffer hatte eine Bekannte netterweise schon am Preußenbahnhof eingesammelt. Trotzdem stellen sich Bärbel und Ulrich Stowasser nun die Frage, warum sie nicht darüber informiert wurden, dass der Fahrstuhl defekt war. Denn dafür gibt es sogar eine App.
Auf die weist auch Dirk Pohlmann, Pressesprecher der Deutschen Bahn in NRW, hin. „In der App ‚Bahnhof Live‘ werden alle Fahrstühle aufgelistet, die Rollstuhlfahrer nutzen können. Auch wenn einer defekt ist, wird das dort angezeigt.“ Im aktuellen Fall wurde den Eheleuten Stowasser jedoch nicht angezeigt, dass der Lift am Preußenbahnhof nicht funktioniert. Auch eine Meldung an den Mobilitätsservice, die sonst über ein Meldesystem direkt von einem defekten Fahrstuhl erfolgt, wurde nicht abgesetzt. „Eigentlich wird auch vom Meldesystem sofort ein Techniker informiert“, so der Pressesprecher.
„Können uns nur entschuldigen“
Die Stowassers haben dem Pressesprecher nach alles richtig gemacht, also in die App geschaut und den Mobilitätsservice genutzt. Es sei ein dummer Zufall gewesen, dass beide Services gleichzeitig nicht funktionierten. Im Regelfall sind laut Pohlmann etwa 90 bis 95 Prozent der DB-Fahrstühle intakt.
Am Sonntag schien allerdings nichts vom eigentlichen System funktioniert zu haben. „Dafür können wir uns nur aufrichtig entschuldigen“, so Pohlmann. Der Fahrstuhl am Preußenbahnhof funktioniert seit Dienstag, 16. August, aber wieder.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
