Explodierende Heizkosten: UKBS gibt Mietern ein Versprechen
Energiekrise
Die Energiekrise bereitet große Sorgen, nicht nur in der Wirtschaft. Fachleute im Kreis Unna warnen vor gravierenden Problemen. Derweil bekommen Mieter der UKBS ein Versprechen.
Gerät ein Mieter wegen seiner Heizkostenabrechnung in Schwierigkeiten, dann soll sie oder er deswegen nicht um die Wohnung fürchten müssen: Das kommunale Wohnungsunternehmen im Kreis Unna, die UKBS, gab nun ein Versprechen: keine Kündigungen aufgrund von Zahlungsverzug bei der Heizkostenabrechnung.
Die Zusage ist ein erstes Ergebnis einer Initiative des Landrats zum Umgang mit der Energiekrise. Wie sich zeigt, sind die Sorgen im Kreis Unna gewaltig.
UKBS: Keine Kündigungen wegen Zahlungsverzug
Landrat Mario Löhr hatte vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Energiekrise einen Runden Tisch einberufen. Zum Gespräch kamen Vertreter von Handwerk und Wirtschaftsförderung, Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft und Kommunalversorgern sowie die Verantwortlichen der Arbeitsagentur, des Jobcenters und der Kreisverwaltung. Es sollen weitere Akteure aus Gesellschaft und Wirtschaft dazustoßen, heißt es in einer Mitteilung aus dem Kreishaus.

Die Gesprächsrunde auf Initiative von Landrat Mario Löhr (r.) soll ab sofort regelmäßig zusammenkommen, um über Projekte als Antwort auf die Energiekrise zu beraten. © Heine/Kreis Unna
„Wir müssen uns als so etwas wie die Kümmererspitze verstehen“, sagte Löhr. Er wolle mit seiner Initiative erreichen, dass Bürger, Ehrenamt und Wirtschaft konkrete Hilfen bekommen.
Sorgen im Handwerk: Schließen Betriebe?
„Uns erreichen insbesondere Stimmen aus den sehr energieintensiven Betrieben des Handwerks, die durch Kündigungen ihrer Energielieferverträge große Sorge haben, die Produktion im kommenden Jahr aufrecht erhalten zu können“, berichtete etwa Volker Stein für die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe. „In einem Fall wurde laut darüber nachgedacht, ob es wirtschaftlich sinnvoller ist, den Betrieb zu schließen, als die Altersvorsorge des Unternehmers für die Überbrückung der Krise aufzubrauchen.“
Sascha Dorday, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna, warnte vor einer Schließungswelle als Kettenreaktion der Energiekrise: „Egal ob Handwerks- oder Industrieunternehmer – diese Krise betrifft jeden.“
Auch Vereine in der Region stehen vor großen Belastungen. „Flüchtlingskrise und Corona-Krise, jetzt Energiekrise – das ist eine ganz prekäre Situation für unsere Vereine“, sagte Klaus Stindt. Er ist Vorsitzender des Kreissportbundes und vertritt damit rund 100.000 Sportlerinnen und Sportler in 460 Vereinen. „Wenn sich bei einem ehrenamtlich getragenen Sportverein die Energiekosten plötzlich verdreifachen, dann können die den Laden zumachen.“

Zum Runden Tisch kamen Vertreter von Handwerk und Wirtschaftsförderung, Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft und Kommunalversorgern sowie die Verantwortlichen der Arbeitsagentur, des Jobcenters und der Kreisverwaltung. © Heine/Kreis Unna
Das Versprechen, Mietern bei Zahlungsschwierigkeiten zu helfen, konnte UKBS-Chef Matthias Fischer mit der Rückendeckung seines Aufsichtsratsvorsitzenden Mario Löhr geben. Fischer betonte, man werde gemeinsam nach Lösungen wie Ratenzahlungen suchen. „Wichtig ist, dass die Mieterinnen und Mieter aktiv Kontakt zur UKBS aufnehmen, wenn Zahlungsprobleme entstehen – persönlich, schriftlich oder telefonisch.“
Städte sagen Beratungsangebote zu
Die Bürgermeister der zehn Kreis-Kommunen hätten ihre Unterstützung für die Initiative zugesagt, so Löhr. Dies gelte insbesondere mit Blick auf gemeinsame Bemühungen, niederschwellige und gewissermaßen interdisziplinäre Beratungsangebote in den Städten und Gemeinden zu schaffen. Hierfür sagten am Runden Tisch auch Arbeitsagentur und Jobcenter sowie Wohlfahrtsverbände ihre Kooperation zu.
Die Gemeinschaftsstadtwerke Kamen-Bergkamen-Bönen kündigten ein Beratungsangebot als Hilfe in konkreten Problemsituationen an, das auf andere Kommunen übertragen werden könnte. Die Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt verwies auf eine gute Zusammenarbeit mit Kommunalversorgern, Kommunen und Jobcentern und auf die lange Beratungserfahrung der Verbände.
Hilferuf: „Wie sollen wir das schaffen?“
Der Landrat und die anderen Partner der Initiative wollen nun regelmäßig zusammenkommen, um über Projekte zu sprechen. Beim Auftakttreffen richtete der Runde Tisch auch einen Appell an NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Geben Sie Antwort auf die drängendste Frage der Gesellschaft: Wie sollen wir das schaffen?“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben an die Staatskanzlei mit konkreten Forderungen. „Machen Sie Ihren Einfluss auf die Bundespolitik geltend, um schnellere und umfänglichere Hilfen insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen auf den Weg zu bringen“, heißt es in dem Papier, das zudem für Förderprogramme beziehungsweise Hilfsfonds für ehrenamtlich organisierte Sportvereine wirbt. Und weiter: „Statten Sie Verbraucherzentralen und Wohlfahrtsverbände mit zweckgebundenen Mitteln aus, um dem erwartbar steigenden Bedarf an Energie- und Schuldenberatung gerecht werden zu können.“
Auch die strukturelle Unterfinanzierung der Kommunen müsse endlich nachhaltig gelöst werden, „damit Städte und Gemeinden ihrerseits der kommunalen Daseinsvorsorge gerecht werden können.“