Erster Spatenstich auf der Ex-Mercedesfläche in Lünen Bürgermeister lobt „historisches Projekt“

Erster Spatenstich: Bürgermeister lobt „historisches Projekt“
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Die Größe der Fläche ist bemerkenswert: zehn Hektar. Die Lage ebenfalls: mitten in der Lüner Innenstadt und zugleich an einer der meistbefahrenen Kreuzungen. In der Vergangenheit fiel immer das Wort vom Filet-Grundstück, wenn von der ehemaligen Mercedes-Fläche zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Viktoria-Straße die Rede war, der ehemaligen Mercedes-Fläche. 2019 hatte der Bauverein zu Lünen sie von der Stadt Lünen gekauft. Nach vier Jahren erfolgte am Montag (11. 9.) der symbolische erste Spatenstich zusammen mit Vertretern von Politik und Verwaltung. „Eine schwere Geburt“, wie Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns sagte.

„Das ist ein historisches Projekt für Lünen“, befand der Bürgermeister mit Blick auf die Bedeutung des Vorhabens, die Größe der Bebauung und die Höhe der Investitionssumme von 36 Millionen Euro. Kleine-Frauns erinnerte an die teils heftigen Diskussionen, die das große Bauvorhaben ausgelöst hatte: „Kontroversen sind ja gut, aber da ging es auch um Unterstellungen und Gerüchte.“ Beispiele nannte er nicht, aber die hatten die Männer auf der Baustelle noch in Erinnerung.

2021 war der Bauverein in die Offensive gegangen und hatte unter anderem auf das Gerücht reagiert, er habe das Grundstück von der Stadt sehr günstig erwerben können. Den Preis nannte er nicht, wie mit der Stadt vereinbart. Aber er verwies darauf, dass ein unabhängiger Gutachter im Auftrag der Stadt zur Ermittlung des Kaufpreises ein Wertgutachten angefertigt hat. Das habe dem Rat vorgelegen, als er mit breiter Mehrheit für den Kauf gestimmt hat. „Eine gute Entscheidung“, wie Kleine-Frauns bekräftigte.

„Visitenkarte“ Hertie-Umbau

Er sagte - wohl auch an die Adresse derer, die sich einen Architekten-Wettbewerb gewünscht hatten -, dass er sich „mehr Vertrauen“ wünsche in die Expertise des Bauvereins, der seit 117 Jahren in Lünen aktiv ist. Ihm könne die Stadt eine „Visitenkarte verdanken“, die bundesweit Beachtung finde: der zwischen 2014 und 2017 erfolgte Umbau und die Revitalisierung der Kaufhausimmobilie Hertie. „Ein tolles Schlüsselprojekt“, für das Lünen zu Recht beneidet werde. Und das mit rund 14 Millionen Euro deutlich kleiner ausfiel als das neue Vorhaben. Als jüngstes Beispiel für die Klasse der traditionsreichen Genossenschaft nannte der Bürgermeister das Bauprojekt Preußenstraße. Dort hat der Bauverein auf dem einstigen Bergbaugelände 79 barrierefreie Wohnungen und ein Zentrum für Gesundheitsdienstleistungen geschaffen. Die Fassade des Verwaltungsgebäude der Zeche wurde erhalten.

Bauvereins-Kreuzung

Auf der ehemaligen Mercedesfläche geht es um 61 neue Wohnungen und ein Wohn- und Geschäftshaus auf der Kreuzung, das der Bauverein auch selbst als Verwaltungsgebäude nutzen möchte. Dass dann irgendwann von der Bauvereins-Kreuzung die Rede sein werde anstatt von der Mercedes-Fläche, ist ein Wunsch, den Andreas Zaremba, der Vorstandsvorsitzende des Bauvereins mit einem Augenzwinkern äußerte.

Trotz der lobenden Worte und des Sonnenscheins an diesem Montag. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir schon zwei Jahre früher hier gestanden hätten für den ersten Spatenstich“, so Zaremba. Für die Verschiebung hatte der Bürgermeister zuvor die Gründe genannt: neben den Diskussionen „die Corona-Krise, Zinssteigerung, Baukostensteigerung und behördliche Auflagen“. Insgesamt sei das Projekt bis zu diesem Zeitpunkt „eine schwere Geburt“ gewesen. Dass es jetzt leichter weitergeht, davon geht Bauvereins Vorstand Carsten Unterberg aus.

Nach dem ersten Spatenstich haben die Gäste aus Politik und Verwaltung Spaten und Helme wieder zur Seite gestellt. Jetzt wird richtig gearbeitet.
Nach dem ersten Spatenstich haben die Gäste aus Politik und Verwaltung Spaten und Helme wieder zur Seite gestellt. Jetzt wird richtig gearbeitet. © Sylvia vom Hofe

Zuerst erfolgt die Wohnbebauung inklusive der großflächigen Tiefgarage und der Wasserfläche darauf, „Wohnen am Wasser“: Das Angebot richtet sich laut Unterberg insbesondere an Menschen, denen ihr Einfamilienhaus zu groß und die Wege ins Zentrum zu lang geworden sind. Ihre bisherigen Häuser könnten jungen Familien als Zuhause dienen, wenn sie auf der einstigen Gewerbefläche in der Innenstadt wohnten. „Das ist allemal nachhaltiger als auf der grünen Wiese zu bauen“, sagte Unterberg. Die Ersten könnten in 2,5 Jahren in die Wohnungen einziehen. Der Rohbau für das Verwaltungsgebäude werde zu diesem Zeitpunkt bereits stehen. „Das wollen wir dann ein Jahr später fertigstellen.“

Was dort entstehen wird, sei „ein neues Eingangstor“ zur Innenstadt, etwas, über das die Lünerinnen und Lüner stolz sagen könnten: „Das ist unsere Stadt“, sagte Unterberg. Er ist selbst Architekt und freut sich, ein derart herausforderndes Projekt gestalten zu können. Allerdings handele es sich um Teamarbeit mit Thorsten Rehder von SFW Architekten Lünen.

„Werden nicht verkaufen“

Um erst gar keinen neuen Mutmaßungen Raum zu geben, betonte Andreas Zaremba: „Wir als Bauverein sind ein bestandserhaltenes Unternehmen. Was wir jetzt bauen, bleibt in unserem Besitz. Das wird nicht weiterverkauft.“

Nachdem alle Gäste der Feierstunde mit dem Spaten Erde in die Luft geworfen hatten, konnten Walze und Lkw wieder ihre Motoren anlassen. Die Schotterfläche ist bereits verdichtet. Darauf wird als nächstes die Bodenplatte für die Wohngebäude gegossen.

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