In fünf Meter tiefe Bohrlöcher stopft die Rüttelraupe Berge an Schotter. Seit zwei Wochen arbeitet das Spezialgerät auf dem südlichen Teil der ehemaligen Mercedesfläche. Weil hier früher die Seseke floss, muss der weiche Boden verdichtet werden. 743 Rüttelstoffsäulen kommen in die Erde. Denn der Bauverein zu Lünen will auf dem Grundstück in Top-Lage bauen: 61 Wohnungen samt Tiefgarage und ein Wohn- und Geschäftshaus. Im Innenhof ist eine Wasserfläche vorgesehen.
Es ist momentan das größte Projekt der Wohnungsgenossenschaft. An der exponierten Stelle in Lünen steht im September der erste Spatenstich an. Es ist auch ein teures. Um 2,5 Millionen Euro sind die Kosten seit der Planung in die Höhe geschossen. Inklusive Grundstück gibt der Bauverein 24 Millionen Euro für die Wohnbebauung aus und nochmal 19 Millionen für das Wohn- und Geschäftshaus.
Das will der Bauherr auf fünf Etagen selbst beziehen: Die direkt gegenüber an der Lange Straße 99 beheimatete Verwaltung mit 45 Mitarbeitenden stoße an ihre Grenzen und brauche mehr Platz. Das relativ neue Verwaltungsgebäude soll dann vermietet werden. Carsten Unterberg (51), Vorstand des Bauvereins, sagt: „Es war immer der Ursprungsgedanke, an diese Kreuzung zu ziehen.“ Der Bauverein, der 5500 Wohnungen vermietet, möchte als Wohnungsunternehmen in Lünen präsenter sein: direkt an der viel befahrenen Kreuzung von zwei Hauptverkehrsachsen. Der Volksmund spricht von der „Mercedes-Kreuzung“, weil hier jahrelang der Standort der bekannten Automarke war. Künftig soll von der Bauverein-Kreuzung die Rede sein.
Über 300 Bewerber
40 Rüttelstoffsäulen schafft das schwere Gerät pro Tag. Die seien nachhaltiger als Beton, erklärt Bauleiter Oliver Wächter (51). Und vor allem deutlich leiser als eine Pfahlgründung. Eine gute Nachricht für die Nachbarschaft. Der Bodenvorbereitung war die Suche nach Blindgängern vorausgegangen. Erwartungsgemäß fand sich nichts.
Auf den im Boden verfestigten Schotter sollen später die Fundamente gelegt werden. Im September will der Bauverein die Baustelle einrichten: zunächst für die beiden Gebäuderiegel mit Wohnungen auf dem nördlichen Teil der 10.000 Quadratmeter großen Fläche entlang der Kurt-Schumacher- und Lange Straße. Alle Häuser sind mit der über 100 Plätze zählenden Tiefgarage verbunden. Für die Wohnungen gibt es schon über 300 Bewerbungen. „Die Resonanz ist riesig“, weiß Unterberg. Noch ist die Höhe der Miete nicht klar. Es werden aber wohl 11 Euro pro Quadratmeter sein.
Bevor die Mieter in die 61 Wohnungen ziehen, soll der Rohbau für das Wohn- und Geschäftshaus an der Viktoriastraße stehen. Neben der Verwaltung des Bauvereins werden hier eine Senioren-Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen sowie Gastronomie zu finden sein. Angegliedert wird ein Multifunktionsraum, der auch für Veranstaltungen offen ist.
Vier Jahre Bauzeit

Dreieinhalb bis vier Jahre Bauzeit kalkuliert der Bauverein. „Es ist ein toller Standort, wenn auch kein einfacher“, sagt Unterberg. Umgesetzt werde ein innovatives Konzept: Das Regenwasser bleibe auf dem Gelände, alle barrierefreien Wohnungen seien mit Lüftung und Wärmerückgewinnung ausgestattet, wobei die Frischluftzufuhr über den Innenhof und nicht über die Straßenseite vorgesehen sei.
Die Architektur nach dem Entwurf des Büros SFW hat in Lünen für Diskussionen gesorgt. Unterberg verteidigt die kleinteilige Gebäude-Struktur. Sie nehme den Charakter der Stadt auf und solle das Gefühl von Zuhausesein vermitteln.

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