SAL-Chefin Daniela Fiege kannte den Plan nicht, unmittelbar an den Krempelbach-Knick im Bereich Brucknerstrße/Rudolph-Nagell-Straße die städtische Kita zu erweitern. © Goldstein (A)/SAL
Stadtentwicklung
Entsetzen über Vorschlag: Kita-Anbau über Überflutungsfläche in Lünen
Lünen braucht dringend mehr Kitaplätze. Der jüngste Vorstoß der Stadtverwaltung dazu hat aber für fassungsloses Kopfschütteln gesorgt - sowohl bei Politikern als auch bei der SAL-Chefin.
Zwar nur 1,3 Kilometer lang, dafür aber spannend auf Schritt und Tritt: Das ist die Entdeckertour Nummer vier des Stadtbetriebs Abwasserbeseitigung Lünen (SAL). An elf Stationen lernen Klein und Groß via App, was das Gewässer im Lüner Norden so besonders macht. Und so gefährlich. Nicht jeder in der Stadtverwaltung hat diese Tour schon unternommen. Denn sonst wäre es nicht zu dem Vorschlag gekommen, der im Stadtentwicklungsausschuss für heftiges Kopfschütteln gesorgt hat.
SAL-Entdeckertour informiert über Gefahr
Lünen braucht dringend zusätzliche Kita-Plätze. Dafür muss die Stadt bauen - am besten Anbauten auf Grundstücken, die ihr bereits gehören. Vor diesem Hintergrund hat die Stadtverwaltung einen Vorschlag gemacht, der aber nicht das gewünschte Echo fand. Für die Idee, die bestehende städtische Kita an der Rudolph-Nagell-Straße um zwei Gruppen dauerhaft zu erweitern, gab es kein Lob, sondern es hagelte Kritik. Und das hat mit dem Krempelbach zu tun.
Der Bach entspringt im Cappenberger Wald. Zwischen dem Gymnasium Altlünen und der Siedlung Brusenkamp knickt er auf seinem Weg zur Lippe in Richtung Borker Straße ab: eine 90-Grad-Biegung - genau da, wo der Erweiterungsbau der Kita geplant ist. Jeder, der die SAL-Entdeckertour absolviert hat, weiß: Dieser künstliche Knick hat es in sich.
Verbesserung 2019, aber immer noch Risiko
Bis 2019 floss das Wasser vom Durchlass durch die Brucknerstraße Richtung Borker Straße. Hinzu kamen mehrere Feldüberfahrten im weiteren Verlauf, die die Durchgängigkeit des Gewässers behinderten. Das habe „bei Hochwasser immer wieder zu Überflutungen“ geführt - so steht es in der App der SAL. Zwar haben Umbauten 2019 die Situation verbessert - das Wasser fließt inzwischen in einem größeren Bogen zum Durchlass unter der Borker Straße und die Feldüberfahrten sind entfernt -, aber dennoch bleibt der Nutzungskonflikt.
Schnurgerade verläuft der Lüner Krempelbach nach dem Knick an der Rudolph-Nagell-Straße in Richtung Borker Straße. Der Blick fällt über die Weide auf die Laakstraße. © Sylvia vom Hofe
Als erstes hat Hakan Takil von den Grünen den Finger in die Wunder der Kita-Planung gelegt. Wie die Verwaltung doch selbst schreibe, sei ein Regenrückhaltebecken vorgesehen, wo jetzt die Kita gebaut werden solle. „Den Bau des Rückhaltebeckens aufzugeben, verstehe ich nicht.“ An dieser Stelle zu bauen, erst Recht nicht. „Da gibt es ein Überflutungsproblem. Das dürfen wir nicht zulassen.“ Mit Takils Worten richteten sich alle Augen im Ausschuss auf Daniela Fiege, die SAL-Chefin, die nicht minder betroffen blickte wie die Politikerinnen und Politiker.
SAL-Chefin weiß nichts von der Planung
„Mir ist diese Planung nicht bekannt“, sagte sie. Und wenn, dann wäre es nicht so weit gekommen, dass ein Beschlussvorschlag für den Kita-Bau ausgearbeitet wurde. „Dieser Bereich ist Überflutungsfläche. Ich halte diese Fläche für sehr gefährlich.“
Thomas Berger, Leiter der Abteilung Stadtplanung, versuchte die Situation noch zu retten. Es gehe lediglich darum, „in die weitere Prüfung einzusteigen“. In der Beschlussvorlage, die das Grundstück empfiehlt, werde durchaus auf Risiken verwiesen.
Allerdings eher auf deren Unbedenklichkeit: „Die für die Erweiterung des Kindergartens an der Rudolph-Nagell-Straße vorgesehenen Flächen weisen derzeit auf Grundlage der Hochwassergefahren- und Risikokarten des Landes
keine Hochwasserprobleme bezogen auf den Krempelbach auf“, ist dort zu lesen. „Die hydraulischen Berechnungen aus dem Jahr 2017 zeigen, dass der Krempelbach ein 100-jährliches Hochwasser schadlos abführen kann, sofern entsprechende Maßnahmen in dessen Einzugsgebiet umgesetzt werden.“
Ein anderes Kita-Projekt stieß dagegen auf vorbehaltlose Zustimmung: In Brambauer wird auf der Ecke Josefstraße/Diesterwegstraße bis Ende 2023 ein dreigeschossiger Neubau mit Staffelgeschoss entstehen. Oben sind Wohnungen geplant, im Erdgeschoss eine Dependance und später ein Ersatz für die DRK-Kita Hokus Pokus in der Konradstraße.
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