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Entdeckertour: Kinder helfen Rosalie bei der Suche nach ihrer Familie
Neues Angebot
Der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL) bietet neuerdings geführte Entdeckertouren an. Unsere Reporterin war dabei, als Grundschulkinder einem Wassertropfen zu Hilfe eilten.
„Haaallo? Ist da jemand?“ fragt die Stimme im Smartphone. Es ist Rosalie, ein Wassertropfen. Sie sucht ihre Familie und möchte zurück in den Wasserkreislauf, aber das schafft sie nicht alleine. Sie braucht Hilfe. Angesprochen sind die Kinder des Offenen Ganztags (OGS) der Kardinal-von-Galen-Schule aus Werne-Stockum, denn sie sind im Rahmen ihres Ferienprogramms zum Cappenberger See gekommen, wo sie nicht nur Rosalie kennenlernen, sondern auch jede Menge über den natürlichen Kreislauf des Wassers erfahren.
„Na klar, helfen wir Rosalie und ihrer Familie“, sind sich die Grundschulkinder direkt einig. Und los geht es: Zwei Kilometer, 60 Minuten, neun Stopps. Das ist die Cappenberger-See-Route, eine von zehn Entdeckertouren, die die Abwasserberater der SAL in Lünen anbieten. Eine Reise, die spannende Themen verspricht, wie zum Beispiel Wissenswertes zum Cappenberger See und über unser Regenwasser und dessen Nutzung. Themen, mit denen sich an diesem Ferientag auch die OGS Kinder im Rahmen der Rettungsaktion von Rosalie und ihrer Wassertropfenfamilie beschäftigen.
Kinder fragen, die App antwortet
Alles was sie dazu brauchen: Einen Erwachsenen mit einem Smartphone, der die App Actionbound installiert hat, denn darüber spricht Rosalie mit ihnen und navigiert sie von Etappe zu Etappe. Es kommen viele Fragen auf: Wie heißen die rechteckigen Öffnungen in der Straße? Wofür sind die Straßenabläufe da? Wie viele gibt es davon? Und warum gibt es den Cappenberger See eigentlich? Antworten liefert die App, aber auch SAL-Betriebschefin Daniela Fiege ist mit dabei. Sie beantwortet alle Fragen zum Wasserkreislauf, gemeinsam mit Rosalie natürlich, die in diesem Moment wieder aus dem Smartphone spricht: „Zählt ab hier, wie viele Bäume am Ufer ins Wasser des Cappenberger Sees hängen.“ Gesagt getan: Gemeinsam geht es weiter um den See.
„Hier hängen ziemlich viele Bäume im Wasser“, sagt Lennard, einer der OGS-Schüler. Und dann bleibt die Gruppe wieder stehen, direkt vor der Wasserkaskade am hinteren Teil des Sees. „Wir haben eine neue Aufgabe bekommen“, zeigt Daniela Fiege in ihr Smartphone und liest vor: „Zählt, wie viele Stufen die Kaskade hat.“

Stolz halten die Kinder des Offenen Ganztags der Kardinal-von-Galen-Schule in Werne-Stockum ihre Entdecker-Urkunden in den Händen. © Irina Link
Insgesamt zehn solcher Entdeckertouren hat der SAL für Lünen entwickelt. Andere Städte können die entwickelten Formate und Materialien angepasst auf ihre Situation übernehmen, erläuterte Daniela Fiege bereits bei der Vorstellung des Modellprojekts im März. Während Kinder auf diesem Wege verschiedene Stationen des Wasserkreislaufs erkunden, erfahren die begleitenden Eltern durch verschiedene Tipps, wie man als Familie Entwässerungsgebühren sparen kann. „Und der Umwelt hilft es auch“, so Daniela Fiege.
Entdecker ohne Feierabend
Die Kinder haben mittlerweile am Rande der Kaskade auch Rosalies Schwester gefunden. Jetzt fehlen nur noch die Wassertropfen Mama und der Papa. Vorbei an Wasserläufern, Libellen, Fröschen und anderen Seetieren, geht es südwärts Richtung Wasserablauf des Cappenberger Sees. „Das ist wie ein Überlauf in der Badewanne“, sagt Daniela Fiege, „stellt euch vor, es regnet sehr viel und das Wasser könnte nirgends abfließen, dann könntet ihr nicht mehr um den See spazieren gehen oder auf den Spielplätzen spielen, weil das Wasser überall hochsteht. Und wer stünde dann nicht hier, direkt neben dem Ablauf?“ Es ist Wassertropfen Papa. „Der wäre dann nämlich weggeschwemmt worden“, erklärt Fiege.
Ein Stück weiter, am Endpunkt der Tour, wartet schließlich auch Rosalies Mama mit einem Experiment. Die Familie ist wieder vollständig und die Entdeckertour vollendet. Doch bevor es zurück geht, testen die Schüler noch, wo Wasser am besten versickert? Im Sand, auf den Pflastersteinen oder auf der Wiese? Entdecker haben eben niemals Feierabend.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
