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Personalmangel im Amt: Elterngeld kommt mit monatelanger Verspätung
Kreisjugendamt
In der Elterngeldstelle des Kreisjugendamtes läuft es nicht rund: Das Personal kommt beim Bearbeiten von Anträgen nicht mit und arbeitet nicht effizient. Die Folge: Eltern warten Monate auf ihr Geld.
Wenn es um die Auszahlung des Elterngeldes geht, ist der Kreis Unna für alle Städte und Gemeinden im Kreisgebiet zuständig. Und in der dortigen Elterngeldstelle hakt es seit einiger Zeit, und zwar gewaltig.
Laut Auskunft des Bundesfamilienministeriums ist Elterngeld eine finanzielle Leistung für Eltern von Säuglingen und Kleinkindern. Es soll den Eltern ermöglichen, ihr Kind ohne finanzielle Existenzsorgen zu erziehen und zu betreuen. Denn das Elterngeld schafft einerseits einen Ausgleich, falls Eltern weniger Einkommen haben, weil sie nach der Geburt zeitweise weniger oder gar nicht mehr arbeiten. Andererseits gibt es Elterngeld aber auch für die Eltern, die vor der Geburt kein Einkommen hatten. Die Finanzmittel können und sollen somit die finanzielle Lebensgrundlage von Familien sichern.
Ein Berg von Akten
Doch beim Kreis Unna gibt es einen immensen Bearbeitungsstau der Anträge – aufgrund von Personalengpässen. Das fiel nicht erst einem externen Gutachter auf, der die Organisation des Kreisjugendamtes im Auftrag des Kreistags prüfte, das war auch dem Führungsstab selbst bewusst.
Doch in der jüngsten Jugendhilfeausschusssitzung des Kreistags hob der Gutachter mahnend den Finger, dort umgehend tätig zu werden, und attestierte einen Cocktail an Defiziten: unnötige Arbeitsaufgaben, ineffizientes Handeln, eine fehlende Draufsicht. „Es gibt keine Führung, es gibt viele personelle Ausfälle und neues Personal, das ohne Einweisung und Einarbeitung arbeitet, wie es jedem selbst sinnvoll erscheint“, urteilte Rasmus Hachmann von der Allevo Kommunalberatung, um versöhnlicher hinzuzufügen: „Wir haben viele Möglichkeiten zur Verbesserung gefunden.“
Sorgenkind ist bekannt
Dem Jugendamt war dieses Desaster natürlich nicht verborgen geblieben. Denn nicht nur, dass sich die Anträge stapelten, es hagelte auch entsprechende Beschwerden von Eltern, die auf ihr Geld warteten. „Die Elterngeldstelle ist unser Sorgenkind“, gestand Katja Schuon, Leiterin der Organisationseinheit Familie und Jugend im Kreisjugendamt, ein.
Doch die Nicht-Besetzung der Sachgebietsleitung, krankheitsbedingte Personalausfälle und ein Nicht-Erscheinen von neuen, eingeplanten Kräften führte in einen Teufelskreis. „Die Soll-Stellen waren bestenfalls nur zu 50 Prozent besetzt“, erklärte Schuon.

Es ist nicht etwa ein Babyboom, der für den Stau in der Elterngeldstelle verantwortliche ist. Fehlene Führung, ineffizientes Arbeiten und Unterbesetzung haben zu dem Desaster geführt, unter dem viele Eltern jetzt noch wochenlang leiden müssen. © picture-alliance/ dpa
Maßnahmen zum Gegensteuern griffen nicht. Zwar wurden Überstunden angeordnet, um der Bürokratie Herr zu werden, auch die telefonische Erreichbarkeit wurde eingeschränkt. Dennoch: „Herr Hachmann hat es gesagt: Wer telefoniert, kann nicht zeitgleich Anträge bearbeiten“, erklärte Schuon den Grund. Doch der Berg an Arbeit wurde nicht weniger. Aus dem einstigen landesweiten Spitzenreiter in Sachen Schnelligkeit wurde innerhalb eines Jahres das Schlusslicht.
Aufarbeitung wird dauern
Und dann fielen weitere Vollzeitarbeitskräfte mit langfristigen Erkrankungen aus, was sich erst im Laufe der Zeit abzeichnete. Verbliebene Mitarbeiter mussten zum Ende des Jahres in den Urlaub geschickt werden, weil das nach einem Jahr ohne Auszeit dringend notwendig gewesen sei, betonte Schuon.
Seit Herbst gibt es eine neue Führungskraft, die schon viel geleistet und optimiert habe, lobte Schuon. Zudem habe der Landrat entschieden, Stellen nachzubesetzen. Doch bis heute sind die Rückstände nicht aufgeholt. Seit Montag helfen nun zwei Mitarbeiter des Jobcenters befristet mit.
„Wir haben erstmals seit einem Jahr mehr Personal als offiziell Stellen“, sagte Schuon. Doch alle Rückstände seien wohl erst zum Ende des Quartals, sprich im März, aufgearbeitet. „Und dann bekommen alle Eltern das Geld, das ihnen auch zusteht“, versprach Schuon. Denn: „Das Geld muss fließen. Das sichert den Familien den Unterhalt“, hatte Hachmann der Verwaltung eingeschärft.
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Jahrgang 1979, aufgewachsen und wohnhaft in Bergkamen. Magister-Studium in Münster in Soziologie, Wirtschaftspolitik und Öffentlichem Recht. Erste Sporen seit 1996 als Schülerpraktikantin und dann Schüler-Freie in der Redaktion Bergkamen verdient. Volontariat und Redakteursstellen im Sauerland sowie Oldenburger Münsterland. Seit zehn Jahren zurück in der Heimat und seit Mai 2022 fest beim Hellweger angestellt.
