Lüner Eltern ärgert Abschaffung des Schülerspezialverkehrs „Das ist eine Katastrophe“

„Eine Katastrophe“: Eltern in Alstedde ärgert Abschaffung des Schulspezialverkehrs
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Yvonne Schmiegel wohnt im Schäferweg in Alstedde. Ihre Tochter besucht die dritte Klasse der Kardinal-von-Galen-Schule, ihr Sohn wird dort im Sommer eingeschult. Jeden Morgen kommt der Schülerspezialverkehr auf seiner Runde durch den Außenbezirk an ihrem Haus vorbei. Die Mutter ging bis vor Kurzem fest davon aus, dass bald beide Geschwister gemeinsam einsteigen können. In der Regel fahren zwei Fahrzeuge die Schüler aus Alstedde zur Kardinal-von-Galen-Schule oder der Heikenbergschule. Das alles ist nötig, da die nächste Bushaltestelle rund einen Kilometer entfernt ist.

Doch dieses Angebot wird es bald nicht mehr geben. Weil die Stadt Lünen angesichts der schwierigen finanziellen Lage in verschiedenen Bereichen sparen muss, wird unter anderem der Schülerspezialverkehr ab dem Schuljahr 2023/24 gestrichen. Davon betroffen sind 40 Schüler, die in den Außenbereichen (zum Beispiel Alstedde Römerweg, Landwehr und Nordlünen oberhalb Krempelbach), der Stadt wohnen. Diese betroffenen Kinder werden mit Kleinbussen oder Taxen befördert. Für diese Beförderungsart fallen Kosten in Höhe von rund 94.000 Euro pro Jahr an.

Schulweg zu Fuß zu unsicher

Den betroffenen Haushalten soll im Gegenzug eine Wegstreckenentschädigung gezahlt werden, die die Stadt pro Jahr 5000 Euro kostet. „Ich brauche kein Geld, ich brauche jemanden, der mein Kind fährt“, erklärt Yvonne Schmiegel verärgert. Für sie sei es ein immenser Zeitfaktor, morgens und nachmittags zur Schule und zurückzufahren. Aufgrund der unterschiedlichen Schuljahrgänge ihrer Kinder würden zudem mittags gleich zwei Fahrten notwendig. Dazu komme, dass der kürzeste Fußweg zur Schule aufgrund der Verkehrssituation extrem unsicher sei.

Ähnliche Kritik an der Entscheidung der Stadt übt Astrid Steinkuhl. „Vor acht Wochen habe ich meine Tochter an der Schule angemeldet. Da ist das Busticket noch ausgestellt worden“, berichtet sie. Mit der Stadt Lünen hat sie bereits gesprochen. Dort habe sie die ausweichende Antwort erhalten, dass die unsichere Straßenlage nur für Kinder im ersten Schuljahr ein Problem sei. „Die Straße ist viel zu gefährlich. Auch in der dritten Klasse geht man da nicht entlang“, kritisiert die Alstedderin. Teilweise müsse man über unbefestigte Wege gehen. Hinzu kommt ein unbeschrankter Bahnübergang.

Zahlreiche Eltern und Kinder aus Alstedde setzen sich für die Weiterführung des Schülerspezialverkehrs ein, der Stadtrat hat sich aus Kostengründen für eine Streichung ab dem kommenden Schuljahr entschieden.
Zahlreiche Eltern und Kinder aus Alstedde setzen sich für die Weiterführung des Schülerspezialverkehrs ein. Der Stadtrat hat sich aus Kostengründen für eine Streichung ab dem kommenden Schuljahr entschieden. © Bastian Becker

Angebot der Kostenbeteiligung

Vor allem ärgert die betroffenen Eltern, dass die Stadt die Entscheidung gefällt habe, ohne überhaupt mit ihnen zu kommunizieren. „Der Rat hat abgestimmt, ohne uns vorher zu fragen“, kritisiert Daniela Wolf. „Das ist doch eine Katastrophe für die CO2-Bilanz“, gibt sie angesichts der erforderlichen Fahrten zu bedenken.

Auch vor den Grundschulen sei es morgens dann noch voller und damit gefährlicher. „Die Anbindung an den Bus ist einfach nicht gesichert“, stellt Patricia Tosic fest. Sie und auch die anderen Eltern würden gerne der Stadt entgegenkommen, damit der Schülerspezialverkehr doch weitergeführt werden kann.

Yvonne Schmiegel nennt als mögliche Lösungsansätze etwa eine Aufteilung der Kosten zwischen Eltern und Stadt sowie eine Abfahrt an drei Sammelpunkten, um Zeit zu sparen. „Wir wurden ja gar nicht gefragt, ob wir uns beteiligen wollen“, sagt Stefanie Otto und kann darüber nur den Kopf schütteln. Vielen Eltern und Kinder ist es wichtig, dass sie in Zukunft sicher und verlässlich zur Schule kommen. Die Eltern wollen in den nächsten Wochen deshalb das Gespräch mit der Stadt suchen. „Vielleicht ist ja ein Kompromiss möglich“, hofft nicht nur Astrid Steinkuhl.

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