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Drei Musik-Prüfungen geschafft, aber Lüner darf noch nicht studieren
Wegen Corona-Pandemie
Eigentlich wollte Tillmann Sancken im Herbst mit dem Musikstudium beginnen. Alle Aufnahmeprüfungen liefen erfolgreich, doch dann kam ihm Corona dazwischen. Jetzt muss er ein Jahr warten.
Musik ist seine Welt - Tillmann Sancken spielt Saxofon, seitdem er ein kleiner Junge war. Als er 2020 mitten in der Corona-Pandemie am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium sein Abitur machte, stand für ihn fest, dass er Jazzmusik studieren will.
„Zwischendurch“ kam dann die Nachricht, dass er den Nachwuchs-Förderpreis des Lüner Kulturpreises 2020 erhält. „Eigentlich sollte es noch eine gemeinsame Feierstunde mit dem Kulturpreisträger Hermann Nüdling geben, doch dann musste es immer wieder verschoben werden“, so der 19-Jährige.
Bürgermeister überreicht Preis
Am Sonntag (22.8.) war es dann endlich soweit - im Rahmen einer Freiluftlesung des Kulturbüros zeichnete Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns den talentierten jungen Lüner mit dem Nachwuchspreis aus. Mit dabei war auch Jochen Otto, der Vorsitzende der Kulturpreis-Jury.

Bei der Überreichung des Förderpreises am Sonntag: (v.l.) Tillmann Sancken, Jochen Otto, Vorsitzender der Kulturpreis-Jury, und Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns. © Kulturbüro
Eigentlich wollte Sancken im Herbst mit einem Jazzmusik-Studium beginnen. Die Vorzeichen standen sehr gut. An drei renommierten Musik-Hochschulen hatte er sich beworben und auch die Aufnahmeprüfungen absolviert: In Köln, Essen und Bremen. „Ich habe alle drei Prüfungen bestanden aber leider waren wegen der Pandemie keine Studienplätze frei“, erzählt Tillmann Sancken.
Das lag daran, dass die Bachelor-Studenten für ihre Abschlussprüfung ein Konzert geben müssen. Aufgrund von Corona hatten sie die Wahl - entweder findet das Konzert online nur für die Prüfungskommission statt oder es wird um ein Jahr verschoben. „Die Mehrzahl hat sich für eine Verschiebung entschieden und deshalb gibt es jetzt keine freien Studienplätze für Erstsemester“, so der Lüner.
Also heißt es jetzt auch für ihn, ein Jahr zu warten. Leider kann er die bestandenen Aufnahme-Prüfungen auch nicht mitnehmen, sondern muss sich im Frühsommer 2022 noch mal prüfen lassen. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, weil es ja dieses Jahr so gut geklappt hat.“

Tillmann Sancken gab bei der Preisverleihung natürlich auch eine Kostprobe seines Könnens. © Kleine-Frauns
An der berühmten Folkwang-Hochschule in Essen hatten es 16 junge Talente versucht, nur fünf bestanden die Aufnahmeprüfung, darunter Tillmann Sancken. In Essen würde er am liebsten studieren denn dort ist nun Karolina Strassmayer Professorin für Jazz-Saxofon. „Sie war lange Jahre 1. Altsaxofonistin in der WDR Big Band in Köln, hat mit allen Größen des Jazz schon zusammengespielt.“
Köln als Studien-Alternative
Auch an der Lüner Musikschule ist Tillmann Sancken von einer Jazz-Saxofonistin unterrichtet worden. Catrin Groth war viele Jahre seine Saxofon-Lehrerin. Auch Köln wäre für den Nachwuchspreisträger eine gute Studien-Alternative. Denn dort ist die renommierte WDR Big Band zu Hause.

Bei der gut besuchten Freiluftlesung am Sonntag fand die Überreichung des Förderpreises an Tillmann Sancken statt. © Kulturbüro
Um die Zeit bis zu den erneuten Aufnahmeprüfungen sinnvoll zu überbrücken und auch als Plan B, falls es doch nicht mit einem musikalischen Beruf klappen sollte, hat sich Sancken an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster eingeschrieben. Er wird dort Deutsch und Philosophie auf Lehramt studieren.
Verschiedene Möglichkeiten nach einem Musik-Studium
Plan A ist aber ein Musikstudium. Mit dem Ziel, später entweder in einem Orchester zu spielen oder aber - dann mit einem Masterabschluss - an die Uni zu gehen und als Dozent junge Talente zu unterrichten.
Bald aber geht es erst einmal zum Lehramts-Studium nach Münster. Bis dahin spielt aber die Musik weiter eine wichtige Rolle. Sancken spielt auf Hochzeiten, wird im September eine CD mit einspielen und bei einem Big Band-Konzert in Hamm auftreten. Im Oktober steht er dann beim Big Band-Festival in Dortmund auf der Bühne und eine Woche in Prag bei verschiedenen Konzerten.
Mit seiner Musik hatte er 2020 in der Corona-Pandemie seinen Nachbarn eine Freude bereitet. Im Garten des Elternhauses spielte er mehr als 100 Tage lang jeden Abend ein kleines Konzert.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
