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Draheselmarkt in Lünen: Corona und E-Bikes sorgen für Fahrrad-Boom
Fahrrad
Während viele Branchen und Sportarten unter Corona leiden, erlebt Fahrradfahren einen Boom. Das zeigte sich auch am Samstag (30. April) auf dem Drahteselmarkt in Lünen.
Der Willy-Brandt-Platz vor dem Lüner Rathaus ist gut gefüllt. Nicht nur mit Menschen, sondern am Samstagmittag vor allem mit Fahrrädern. Alte Holzräder, schwer zu manövrierende Hochräder, top-gepflegte Vintage-Rennräder, moderne E-Bikes und sogar Räder die nur auf der Stelle fahren - beim ersten Lüner Drahteselmarkt nach zwei Jahren Corona-Pause ist für jeden Fahrrad-Fan etwas dabei. Und Fahrradfans und -fahrer gibt es offenbar immer mehr.
Lüner Radsportverein gewinnt an Mitgliedern
„Corona hat viele Menschen neu - oder zurück zum Fahrradfahren und auch zum Radsport gebracht“, sagt Uwe Fohrmeister vom Lüner Radsportverein Lippe 23. Während viele Sportarten, die nur drinnen oder in Gruppe stattfinden gelitten haben, seien Individualsportarten wie Radfahren oder auf Joggen deutlich gefragter als vor Corona.
Das zeige sich auch bei den Mitgliederzahlen des RSV Lippe 23. Direkt vor Corona waren es nur etwas mehr als 30, seitdem kamen rund 60 neue Mitglieder dazu. Mit den beim Drahteselmarkt herausgegeben Beitrittsformularen könnte es schon in wenigen Tagen in den dreistelligen Bereich gehen, hofft Fohrmeister. Der Stand des Vereins ist es auch, der jenes Rad zum Testen anbietet, das nur auf der Stelle fährt. Beim Training im Winter ersetzen die Radsportler das Hinterrad einfach durch einen Rollentrainer und fahren - über das Internet verbunden - vor dem Fernseher um die Wette.
E-Bikes gefragt, aber Angebot begrenzt
Neue Technik ist omnipräsent auf dem Willy-Brandt-Platz. Echte Drahtesel gibt es hier kaum noch, auch wenn der Markt weiterhin besonders gut ist, um gebrauchte Räder zu verkaufen. Schon jetzt sei mindestens jedes zweite Rad, das im Laden verkauft wird, ein E-Bike, heißt es am Stand von Zweirad Mönninghoff aus Lünen. Die Nachfrage ist groß, aber das Angebot begrenzt. Wer sich auf genau ein Rad festgelegt hat, auf den kommt schnell eine Wartezeit von bis zu einem Jahr zu. Flexibilität ist also beim Radkauf von Vorteil.

Weil sie so schwer sind, gibt es Lastenräder fast nur noch mit Motor. Inzwischen sind sie auch in Lünen gefragt. © Luca Füllgraf
Ein weiterer Trend: Lastenräder sind inzwischen auch in Lünen angekommen. Auch die gibt es vor allem als E-Bikes zu kaufen. Aktuell würden sogar spezielle und wegen des hohen Gewichts der Räder besonders leistungsstarke Motoren entwickelt.
Auch beim Lüner Radsportverein sind E-Bikes gerne gesehen. „Viele von uns haben gleich mehrere Räder zuhause und darunter ist auch oft ein E-Bike“, sagt Fohrmeister. Auch er nutze eines, um von Lünen nach Dortmund zur Arbeit zu kommen, ohne ins Schwitzen zu geraten, aber trotzdem an der frischen Luft zu sein.
Pedelecs sorgen für mehr Unfälle
„Das Wetter ist gut, da holen viele das Rad raus“, sagt Rainer Strehl, Verkehrssicherheitsberater der Polizei. Gemeinsam mit der Verkehrswacht ist die Polizei mit einem eigenen Stand vertreten. Durch die zunehmende Zahl der E-Bikes, oder Pedelecs wie es korrekt heißt, wenn der Moter den Radfahrer nur unterstützt - gebe es auch 30 Prozent mehr Unfälle. Deshalb biete die Verkehrswacht auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Lünen Süd regelmäßig kostenlos Fahrtrainings für „Jedermann“ an. Besonders ältere Menschen nehmen vermehrt teil, aber auch jüngere könnten noch etwas lernen, so Strehl.

Der ADFC bietet Kurse speziell für erwachsene Radfahranfänger an. © Luca Füllgraf
Neben dem Fahrtraining hat Strehl noch einen zweiten Tipp zur Sicherheit, dieses Mal aber nicht für den Fahrer, sondern fürs Rad. Ein eingestanzter Kode auf dem Rahmen helfe gegen Diebstahl. Etwa 30 Menschen ließen am Samstag ihr Rad kodieren, unter andem beim Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Auch der ADFC konnte im letzten Jahr einen deutlichen Zuwachs an Mitgliedern verbuchen, die Zahlen stiegen deutschlandweit um acht Prozent, sagt Wolfgang Maas, der beim ADFC in Lünen für die Pressearbeit zuständig ist.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
