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Defekter Lift am Lüner Hauptbahnhof: Behinderte sind der Bahn egal
Meinung
Ein Treppenlift zu den Gleisen am Lüner Hauptbahnhof ist offenbar schon länger defekt. Vor allem Rollstuhlfahrer kommen so nicht zum Zug. Die Bahn interessiert das nicht, meint unser Autor.
Für die meisten ist es nur ein grauer Kasten an der Wand – für einige andere ist es der Fahrschein für ein selbstbestimmtes Leben: der Treppenlift zum Bahnsteig. Diesen Fahrschein können Rollstuhlfahrer gerade aber nicht lösen, der Zug fährt ohne sie von Gleis 3/4. Schuld ist die Deutsche Bahn, denn die fühlt sich nicht zuständig für den defekten Lift.
Dem Unternehmen scheint es also völlig egal, ob ein Teil seiner Fahrgäste den Zug erreicht. Doch damit nicht genug: Die Bahn drückt sich vor der Verantwortung, weil die Stadt Lünen den Treppenlift installiert habe. Erst ist die Deutsche Bahn nicht in der Lage, ihr eigenes Gebäude barrierefrei auszustatten, dann drückt sie sich noch vor Reparaturen, wenn andere den Job übernehmen.
Wir reden hier nicht von einem Zigarettenautomaten. Hier geht es schließlich darum, jeder Lünerin und jedem Lüner die Zugfahrt zu ermöglichen. Und das ist nun einmal der Job der Deutschen Bahn. Dabei darf sich das Unternehmen auch nicht darauf ausruhen, dass der Bahnhof ab 2023 ohnehin barrierefrei umgebaut wird. Jeder Tag ohne funktionierenden Treppenlift ist ein Tag zu viel.
Für die Bahn scheint der Lift offenbar aber zurzeit auch einfach nur ein grauer Kasten an der Wand zu sein – und Behinderte nicht so wichtig.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
