Maßnahme der Bezirksregierung

Darum wird die Lippe in Lünen bald 2,5 Kilometer länger

Flurbereinigungsverfahren Lippeaue Lünen, ein sperriger Begriff. Im Jahr 2000 eingeleitet, kam es 2017 zum Abschluss – und ermöglicht neue Projekte. Der Fluss soll so naturnäher und flacher werden.

Alstedde

, 27.12.2017 / Lesedauer: 3 min

Die Lippe soll weiter renaturiert werden. Eine Folge: Sie wird länger. © Neubauer (A)

Renaturierungsmaßnahmen an der Lippe zu ermöglichen und dabei auch die Interessen der Landwirte zu berücksichtigen, war nach Mitteilung der Bezirksregierung Arnsberg das Ziel des 17 Jahre währenden Flurbereinigungsverfahrens. Mit der nunmehr erfolgten „Schlussfeststellung“, so der juristische Begriff, sei es abgeschlossen.

Das Gebiet umfasste laut Bezirksregierung im Bereich Alstedde eine Fläche von 273 Hektar mit 31 Teilnehmern. „Durch den Erwerb von Flächen außerhalb der Aue konnten den betroffenen Landwirten Tauschflächen angeboten werden. Das Land NRW erhielt entsprechend durch Tausch oder Kauf die benötigen Flächen für die geplanten Renaturierungsmaßnahmen“, heißt es in der Mitteilung der Bezirksregierung.

Ackerland geht verloren

Ein Verfahren, das für Carl Schulz-Gahmen, Vorsitzender des Ortsverbands der Landwirte, sowohl positive, als auch negative Seiten hat. Die Renaturierung der Lippe finde er gut, allerdings solle das „mit Augenmaß gemacht werden“. Denn: „Dabei geht eine Menge Ackerland verloren. Das fehlt den Landwirten dann für den Getreideanbau“, so Schulz-Gahmen, der indirekt auch von dem Verfahren betroffen ist. Ein Teil seines Landes hat er verkauft, damit es der Alstedder Hof Schulte-Witten als Ausgleich bekommt. Dafür habe er wiederum neues Land erhalten, das in Richtung Dortmund liege.

Durch Abschluss des Flurbereinigungsverfahrens können nun die Planungen für die Renaturierungsmaßnahmen beginnen. Beim Lippeverband, so dessen Sprecher Michael Steinbach, läuft das Projekt unter dem Titel „Lippeumgestaltung Dahl“. Damit ist der acht Kilometer lange Lippeabschnitt zwischen dem Wehr Buddenburg und dem Wehr Dahl auf Selmer Gebiet gemeint. Die Lippe fließt hier teilweise genau auf der Stadtgrenze Lünen/Waltrop/Selm.

Künstlicher Bach

Eine Reihe von Maßnahmen hat der Lippeverband längst durchgeführt, so Sprecher Steinbach. Er nennt als Beispiel den als künstlichen Bach angelegten Fischaufstieg neben dem Wehr Buddenburg oder die Uferentfesselungen, also das Freilegen der in den 1940er bis 1960er Jahren mit Wasserbausteinen befestigten Ufer.

In dem Abschnitt vom Wehr Buddenburg Richtung Nordwesten, der zum großen Teil im Naturschutzgebiet Lippeaue Lünen liege, gehe es aber um mehr als punktuelle Eingriffe zugunsten der Natur.

Verlängerung der Lippe

Die Lippe solle insgesamt naturnäher und flacher werden. So sei vorgesehen, insgesamt elf Flussschleifen neu anzulegen – dadurch werde die Lippe um rund 2,5 Kilometer verlängert. Die dann „abgeschnittenen“ Flussabschnitte blieben als Stillgewässer erhalten.

Auch sollen Altarme in der Aue wieder an den Hauptlauf angeschlossen werden. „Hauptsächlich diesen Maßnahmen dient der Grunderwerb, wegen dem das Flurbereinigungsverfahren der Bezirksregierung durchgeführt wurde“, erklärt Verbandssprecher Michael Steinbach.

Hintergrund des Projekts sei das Lippe-Programm, das der Verband im Auftrag des Landes NRW als Eigentümer der Lippe aufstelle. Damit solle der in der Wasserrahmenrichtlinie der EU einheitlich in ganz Europa geforderte „gute Zustand“ von Flüssen erreicht werden.

Zum „guten Zustand“ der Lippe gehöre nicht nur sauberes Wasser, so Steinbach, sondern auch eine naturnahe Gewässerstruktur, damit sich Pflanzen- und Tierwelt im und am Gewässer weiter entwickeln könnten und die Lippe für Freizeit und Erholung wertvoller werde.