Inkasso-Büro schreibt Lünerin Mahnbrief: „Da bekommt man schon Angst“

© picture alliance / Jens Büttner

Inkasso-Büro schreibt Lünerin Mahnbrief: „Da bekommt man schon Angst“

rnVerbraucherberatung

Post von dubiosen Inkasso-Büros flattert derzeit in die Briefkästen. Zahlreiche Verbraucher wenden sich jetzt verunsichert an die Verbraucherberatung Lünen. Die gibt einen wichtigen Rat.

Lünen, Selm, Werne

, 20.08.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Telefon steht in der Lüner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale seit Mittwoch (18.8.) nicht mehr still. Auffallend viele Ratsuchende aus Lünen, Selm und Werne wenden sich an die Expertinnen. Alle haben Post von dubiosen Inkasso-Büros bekommen, alle sollen - inklusive Mahn- und Bearbeitungsgebühr - 268,46 Euro zahlen. Alle hätten angeblich einen Gewinnspiel-Vertrag am Telefon abgeschlossen.

Mit Gerichtsvollzieher gedroht

So geht es auch Miriam Weber (Name geändert). Die Lünerin hat vor wenigen Tagen ein Schreiben eines angeblichen Inkasso-Büros erhalten, in dem gedroht wird, dass sie - wenn sie die geforderte Summe nicht zahlt - sogar mit Pfändung und Gerichtsvollzieher rechnen müsse.

Jetzt lesen

„Da bekommt man schon Angst und überlegt, ob man nicht doch unbewusst einen Gewinnspiel-Vertrag am Telefon abgeschlossen hat“, sagt Miriam Weber. Sie schickte ein Schreiben an das Inkasso-Büro, dass sie keinen Vertrag abgeschlossen habe und auch nicht zahlen werde. Dann wandte sie sich sofort telefonisch an die Lüner Verbraucherberatung.

Dort konnte man sie beruhigen. „Mittlerweile wissen wir, dass derzeit zwei angebliche Inkasso-Büros solche Mahnschreiben schicken - immer mit derselben Forderung von 268,46 Euro und von derselben Adresse“, sagt Jutta Gülzow, Leiterin der Lüner Beratungsstelle. Recherchen der Verbraucherberatung haben nun ergeben, dass es sich nicht um registrierte Inkasso-Unternehmen handelt.

Jetzt lesen

„Das heißt, man braucht auf die Briefe nicht zu reagieren, sollte aber Anzeige bei der Polizei erstatten.“ In einigen der Mahnschreiben lag auch ein vorgefertigtes Kündigungsschreiben des angeblich abgeschlossenen Gewinnspiel-Vertrags. „Auch dieses Schreiben muss man nicht ausfüllen und abschicken“, so Jutta Gülzow.

Immer wieder Anrufe

Wenn man unsicher sei, sollte man auf jeden Fall die Verbraucherberatung anrufen, Tel. (02306) 30 13 801. Jutta Gülzow: „Seit einiger Zeit informieren uns Verbraucher, dass sie immer wieder Anrufe bekommen, dass sie angeblich einen Gewinnspiel-Vertrag abgeschlossen hätten.“ Als „Entgegenkommen“ müssten sie einen Betrag X bezahlen, dann wäre man kulant und würde den Angerufenen aus dem Vertrag entlassen. „Auch hier spielt man mit der Verunsicherung der Leute. Am besten legt man auf“, so die Verbraucherschützerin.

Solche Anrufe bekommt auch Miriam Weber ständig. „Bestimmt seit einem Jahr, manchmal einmal in der Woche, manchmal aber auch bis zu fünfmal am Tag“, so die genervte Lünerin. Auch ihr wird dann erzählt, sie habe doch einen Gewinnspiel-Vertrag abgeschlossen. „Das habe ich aber nie gemacht und wenn, hätte ich ja was Schriftliches bekommen müssen“, sagt Miriam Weber.

Mittlerweile hebt sie gar nicht mehr ab, „wenn eine komische Nummer im Display erscheint“ oder sie blockiert die Nummer nach einem solchen Anruf. „Die rufen so oft an, um die Leute mürbe zu machen, dass die tatsächlich bezahlen“, ärgert sich die Lünerin. Manchmal erscheint auch eine Nummer mit Lüner Vorwahl, doch auch dann geht es wieder um ein angebliches Gewinnspiel. „Ich hatte auch schon Anrufe von Inkasso Stuttgart und habe dann nachrecherchiert - die gibt es gar nicht.“

Lünerin wartet jetzt ab

Nachdem sie nun auf das Schreiben des angeblichen Inkasso-Büros geantwortet hat, das ihr eine Frist zur Zahlung setzte, wartet Miriam Weber jetzt erst mal ab - ob sie eine Antwort erhält.

Jetzt lesen

Wenn man solche „Mahnschreiben“ erhält, rät Jutta Gülzow, sollte man erst mal in Ruhe prüfen, ob man tatsächlich einen Vertrag abgeschlossen hat. Meistens ist das nicht der Fall. Dann entweder die Forderung schriftlich zurückweisen, oder sich bei der Verbraucherberatung erkundigen, ob es sich um ein registriertes Inkasso-Büro handelt. Eine Anzeige bei der Polizei ist ebenfalls sinnvoll.

  • Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale findet man einen Musterbrief zur sogenannten „Abwehr unberechtigter Forderungen“, den man als Antwortschreiben auf solche unberechtigten Mahnschreiben nutzen kann. www.verbraucherzentrale.de
  • Die Lüner Verbraucherzentrale ist telefonisch unter Tel. (02306) 3 01 38 01, zu folgenden Zeiten erreichbar: Mo und Don 9 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Mi 9 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Fr 9 bis 13 Uhr.