Volker Brüning betreibt Apotheken in Lünen und Selm. Er sieht es kritisch, dass die Bürgertests bald nicht mehr kostenfrei sein sollen.

Volker Brüning betreibt Apotheken in Lünen und Selm. Er sieht es kritisch, dass die Bürgertests bald nicht mehr kostenfrei sein sollen. © dpa/Brüning

Corona-Tests werden kostenpflichtig: „Fahrlässig, das jetzt umzusetzen“

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Die kostenlosen Bürgertests sollen bald der Vergangenheit angehören. Wie das umgesetzt wird, ist aber noch unklar. Ein Apotheker übt daran Kritik – und spricht von einer „Sommerwelle“.

Lünen, Selm, Olfen, Nordkirchen

, 28.06.2022, 17:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der kostenlose Bürgertest soll als Instrument zur Bekämpfung der Corona-Pandemie dienen. Ab dem 1. Juli wird es die nach Plänen der Bundesregierung nicht mehr geben. Nur noch Kinder bis 5 Jahren, Personal und Besucher von Kranken- oder Pflegeeinrichtungen sowie Risikogruppen sollen weiterhin kostenlose Corona-Test durchführen können – der Rest soll zur Kasse gebeten werden.

Unter welchen Bedingungen die Tests konkret durchgeführt werden sollen, steht allerdings noch nicht fest. „Es gibt noch keine Durchführungsverordnung“, bemängelt Apotheker Volker Brüning, der selbst vier Testzentren in Lünen und Selm betreibt. Das Gesundheitsamt in Unna habe laut Brüning ebenfalls noch keine Informationen vom Land erhalten, wie es genau ab dem 1. Juli weiter gehen soll. Somit ist auch unklar, wie die Berechtigung zum kostenlosen Testen nachgewiesen werden soll.

„Bürger werden für das Testen bestraft“

Das NRW-Gesundheitsministerium selbst kann noch keinen Zeitpunkt nennen, wann eine entsprechende Verordnung veröffentlicht werden soll. „Die finale Verordnung vom Bund liegt uns noch nicht vor“, so eine Sprecherin auf Anfrage der Redaktion. Anhand des vorliegenden Entwurfs des Bundes werde aber bereits eine Verordnung erarbeitet. Ob das Land sich an den Kosten der Bürgertest beteiligt, ließe sich noch nicht sagen. Andernfalls werden den Plänen nach drei Euro je Test fällig.

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„Es ist fahrlässig, das jetzt umzusetzen“, findet Apotheker Volker Brüning. „Die Bürger werden für das Testen bestraft.“ Die Testungen seien weiterhin ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie. Außerdem hätte die Zahl der Testungen in seinen Testzentren in den vergangenen Wochen sogar zugenommen. „Wir sind mitten in einer Sommerwelle“, so Brüning. 15 bis 20 Prozent der bei ihm getesteten Menschen hätten ein positives Ergebnis.

Zahl der Tests hat sich verdoppelt

Auch der DRK-Kreisverband in Coesfeld bemerkt eine steigende Zahl der Tests. Waren es bisher etwa 5000 Testungen, die wöchentlich in den Teststellen – je eines davon wird in Olfen und Nordkirchen betrieben – durchgeführt werden, kamen zuletzt etwa 11.000 Menschen in die Teststellen des DRK-Kreisverbandes. Auch das DRK selbst habe aktuell mit vielen Personalausfällen durch Quarantäne zu kämpfen, berichtet Vorstand Christoph Schlütermann.

Er wartet ebenfalls auf die Verordnung des Landes – und rechnet nicht vor Donnerstag (30. Juni) mit einer Veröffentlichung. Ihm liege aber bereits der Entwurf des Bundes vor. „Die Verordnung wird wieder für Aufsehen sorgen“, ist Schlütermann überzeugt. Die darin geplanten acht Fallgruppen, die weiterhin kostenlos getestet werden sollen, seien nämlich sehr „schwammig formuliert“.

Er habe bereits Gespräche mit Bürgern geführt, die nicht nachvollziehen können, warum sie künftig für einen Bürgertest zahlen sollen. Schlütermann nennt ein Beispiel: Wer eine pflegebedürftige Person zu Hause betreut, soll ab Juli keine kostenlosen Corona-Tests mehr bekommen – wer dagegen eine ebensolche gefährdete Person im Pflegeheim besuchen möchte, soll das auch weiterhin ohne Testkosten können.

Geld sparen mit Kontrollen

Statt nun die Tests kostenpflichtig zu machen, hätten konsequente Kontrollen der Teststellen viel mehr Geld eingespart, ist Volker Brüning überzeugt. Allerdings würden Testzentren nur in den wenigsten Fällen überprüft, obwohl es viele schwarze Schafe gebe, die Tests abrechnen, welche es nie gegeben hat.

Ganz überrascht über die nicht vorhandene Planlosigkeit im Bezug auf die Testungen zeigt sich Apotheker Brüning nicht: „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Corona-Politik.“ Den bisherigen Planungen will er auch nicht viel Vertrauen schenken: „Die Erfahrung zeigt, dass hinterher sowieso wieder was anderes dabei raus kommt.“