Die Zahl der Touristen, die aus Deutschland und dem Rest der Welt in Richtung der USA reisen, ist in den vergangenen Monaten massiv eingebrochen. Der gebürtige Lüner Chris Hadac (55) lebt seit 25 Jahren in der Stadt Marco Island im Bundesstaat Florida – einer Region, die besonders abhängig von der Tourismus-Branche ist. Die Situation sei aber komplizierter, berichtet Chris.
Der Sommer auf der Nordhalbkugel sei ohnehin eine maue Saison für den Tourismus in Marco Island – erst von Oktober bis Ostern käme der Großteil der Touristen in den sonnigen Küstenort. Deswegen spüre man dort den aktuellen Tourismus-Rückgang nur in gedämpfter Form.
Weniger Tourismus in den USA
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump in den USA ist die Zahl der touristischen Flüge aus Deutschland sowie dem Rest Europas und der Welt in Richtung USA deutlich zurückgegangen. Insgesamt waren im vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum knapp zwölf Prozent weniger Besucher aus Übersee gekommen, wie die „Washington Post“ berichtete. Aus Deutschland kamen demnach im März 28 Prozent weniger. Die Zeitung berief sich auf Daten des US-Handelsministeriums.
Infolgedessen sind die Preise für Flugtickets für die Strecke Deutschland–USA zuletzt deutlich gesunken. Grund für die Zurückhaltung dürfte zum einen ein Missfallen der Deutschen an der nationalistischen Politik Trumps sein sowie aktuelle Berichte über Touristen, die (teils trotz vollständiger Papiere) an US-amerikanischen Flughäfen für mehrere Tage in Haft genommen wurden.
Dennoch ist der gebürtige Lüner betrübt von der aktuellen Situation, denn er empfindet sie als unfair: „Das Land ist sicher. Hier ist alles so schön wie immer.“ Das Problem seien eher „Gerüchte und Panikmache durch die Medien. Negative Einzelfälle werden immer aufgebauscht.“
Von den Fällen, in denen deutsche Touristen tagelang an US-Flughäfen festgehalten wurden, hat er in deutschen Medien gelesen. „Ich kann nicht beurteilen, was in diesen einzelnen Fällen schiefgelaufen ist, aber die USA sind nun mal zur Zeit sehr vorsichtig und sensibel“, sagt Hadac. Es handele sich aber um extrem wenige Sonderfälle, die es früher auch schon gegeben habe.

Der Wahl-Amerikaner beschreibt die Sachlage so: „Es ist doch eigentlich genau so, wenn man in Lünen ins Schwimmbad geht: Es gibt nun mal ein paar Regeln, die nicht schlimm sind, und solange man sich an sie hält, kann man einen wunderbaren Aufenthalt haben. Und genau so ist es mit den USA.“
Viele von Hadacs Bekannten in Marco Island vermieten Gästehäuser an Touristen. „Ich weiß nicht, ob ich kommen soll“, sagen einige Interessierte. „Aber das ist eher emotional, nicht rational“, so Hadac.
Florida ist Trump-Hochburg
Marco Island liegt im Süden Floridas, an der westlichen Küste, direkt am „Golf von Mexiko“ – zumindest heißt das Meer, auf das Hadac und seine Freunde jeden Tag blicken, noch offiziell in Deutschland so. Donald Trump hatte gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit veranlasst, das Meer zwischen den USA und Mexiko in „Golf von Amerika“ umzubenennen. Der Online-Dienst „Google Maps“ führt mittlerweile beide Namen auf, wird dafür aber von Mexiko derzeit mit einer Klage bedroht.
Der „Ausschuss für geografische Namen“ in Deutschland gibt die Empfehlung heraus, den alten Namen beizubehalten. „Wir sagen hier eigentlich immer nur ‚Gulf‘“, sagt Hadac, „aber Florida hat einen hohen Anteil an Trump-Wählern, also hört man jetzt immer mehr auch ‚Gulf of America‘“.

Hadac vermisst Weihnachtsmarkt in Lünen
Seine deutsche Heimat vermisst Chris Hadac übrigens durchaus. Vor der Corona-Pandemie war er alle zwei Jahre in Deutschland und in naher Zukunft will er wieder zu diesem Rhythmus zurückkehren. Seit nunmehr sechs Jahren war er nicht mehr hier, zunächst wegen der Pandemie, dann aufgrund seiner Arbeit in den USA als Elektroingenieur für eine große Solarium-Kette.
Was er an Lünen am meisten vermisst? „Den Weihnachtsmarkt“, sagt er, „einfach diese Stimmung, wenn die Stadt voller Leute ist und man sich mit Freunden trifft.“ In Florida feiere man zwar auch Weihnachten, aber es sei nicht dasselbe mit der Wärme und den Palmen, ganz zu schweigen vom fehlenden Schnee. „In den 25 Jahren hier habe ich vielleicht einmal Frost gesehen.“
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