Acht Dinge, die ohne Ehrenamt in Brambauer vor die Hunde gehen würden

© Günther Goldstein

Acht Dinge, die ohne Ehrenamt in Brambauer vor die Hunde gehen würden

rnEhrenamt und Bürgerinitiative

Kaum ein Stadtteil ist derart vom Ehrenamt geprägt wie Brambauer. Ohne den Einsatz der Bürger läge manches im Argen - wir zeigen, was Ehrenamtliche hier stemmen und wie die Zukunft aussieht.

Brambauer

, 09.07.2019, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Warum ist das Ehrenamt gerade in Brambauer so stark ausgeprägt? Paul Jahnke vom Trägerverein des Freibades hat da eine Idee: „Brambauer liegt ja dezentral zwischen Lünen, Waltrop und Dortmund. Vielleicht haben wir da eher das Gefühl, selbst etwas aufbauen zu müssen.“

Wir haben mal genauer hingeschaut und acht Dinge gefunden, die die Brambaueraner schon aufgebaut haben.

1. Freibad Brambauer

Ohne die Mitglieder des Förder- und des Trägervereins stünden die zahlreichen Besucher vor verschlossenen Toren. Dann gäbe es kein Schwimmvergnügen, keine Liegewiesen und keine Kinderspielgeräte. Und natürlich auch nicht das mittlerweile traditionelle und sehr beliebte Hundeschwimmen zum Abschluss der Saison. Die Mitglieder denken auch an die Zukunft, versuchen einen Stamm von jüngeren Ehrenamtlichen einzubeziehen. „Bei uns ist es gemischt - vom Studenten bis zum Rentner“, sagt Paul Jahnke (65), der mit seinem Team das Bad betreibt. Man habe jüngere Interessenten, die auch bereit sind, sich beispielsweise mit der Technik zu beschäftigen.

Die beiden Macher des Freibades Brambauer Paul Jahnke (l.) und Klaus Stallmann.

Die beiden Macher des Freibades Brambauer Paul Jahnke (l.) und Klaus Stallmann. © Foto: Michael Blandowski

2. Elterninitiave Hidiburi

Vor 30 Jahren, erinnert sich Paul Jahnke, hat er mit Gleichgesinnten die Elterninitiative Hibiduri („Hier bist du richtig“) aus der Taufe gehoben. „Das funktioniert ähnlich wie beim Hundewald Doghausen: Es finden sich immer wieder neue Familien, die mitmachen und das Ganze weiterführen.“

3. Hundewald Doghausen

Hier sind vor allem jüngere Leute aktiv, die dafür gesorgt haben, dass auf dem großen Areal neben dem Freibad Hunde und ihre Besitzer willkommen sind. Auch aus anderen Städten kommen mittlerweile Hunde mit Herrchen und Frauchen nach Brambauer. „Unser Verein hat mittlerweile 120 Mitglieder, bei Arbeitseinsätzen sind immer zwölf Leute dabei, bei den monatlichen Treffen sogar mehr“, sagt Paul Jahnke.

Die Golden Retriever Shelly und Mayla. Ihre Besitzerin war aus Herne nach Brambauer gekommen, um den Hundewald Doghausen zu testen. Möglich wurde der Hundewald nur durch ehrenamtliches Engagement.

Die Golden Retriever Shelly und Mayla. Ihre Besitzerin war aus Herne nach Brambauer gekommen, um den Hundewald Doghausen zu testen. Möglich wurde der Hundewald nur durch ehrenamtliches Engagement. © Peter Fiedler

4. Verein Volkspark

Auch hier haben sich Brambauer Bürger zusammengetan, um den Volkspark auf Vordermann zu bringen und ihn wieder zu einer grünen Oase im Stadtteil zu machen. Die Ehrenamtlichen sind - ähnlich wie bei Doghausen und Freibad - vom Alter her gemischt.

5. Bürgerbücherei

Als die Zweigstelle Brambauer der Bürgerbücherei vor 23 Jahren geschlossen wurde, taten sich Brambaueraner zusammen, um eine Bürgerbücherei zu gründen. Seit Anfang an dabei ist der Motor dieser Bewegung, Claus-Peter Franek. Er wird am 15. Juli 80, denkt aber noch lange nicht daran, aufzuhören. Dafür macht ihm das Engagement für die Bürgerbücherei zu viel Spaß: „Das ist Lebensqualität für mich, und manchmal gehört auch Ärger dazu.“

Auf Helgoland geboren

Claus-Peter Franek wird 80

  • Claus-Peter Franek wurde am 15. Juli 1939 auf Helgoland geboren, wuchs in Binz/Rügen und Rostock auf.
  • Der technische Angestellte einer Mineralölfirma hat sich als Rentner in verschiedenen Fördervereinen engagiert.
  • Zudem war der Vater von drei Töchtern und Großvater von vier Enkeln 30 Jahre lang - bis 2017 - Schiedsmann in Brambauer und davon auch lange Zeit Obmann der Schiedsleute im Amtsgerichtsbezirk.

Die Ausleihzahlen steigen, 350 aktive Leser kommen regelmäßig, manche jede Woche. Mindestens 40 Prozent sind Kinder. „Auch immer mehr Familien mit Migrationshintergrund schicken ihre Kinder zu uns.“ Die Brambauer Grundschulen verbringen klassenweise Deutschstunden in der Bücherei. Und dort findet auch der Lesewettbewerb für die Grundschüler statt, in diesem Jahr zum 20. Mal.


Claus-Peter Franek ist seit 23 Jahren aktiv in der Bürgerbücherei Brambauer und ist auch noch in anderen Vereinen ehrenamtlich aktiv.

Claus-Peter Franek ist seit 23 Jahren aktiv in der Bürgerbücherei Brambauer und ist auch noch in anderen Vereinen ehrenamtlich aktiv. © Beate Rottgardt

Franek ist die Wertschätzung der 16 ehrenamtlichen Mitarbeiter wichtig, einmal im Jahr findet ein Ausflug statt, auch ein Sommerfest. „Solche Einrichtungen wie die Bücherei brauchen verbindliche Ehrenamtliche, die nicht nur einen Sommer bleiben. Bei uns sind die meisten schon älter und lange dabei.“

6. Bürgerhaus

Hier sind es eher ältere Ehrenamtliche, die das Haus mit Leben füllen. So ist an den Markttagen (montags und donnerstags) der Markttreff gerade bei Senioren beliebt, die so miteinander Kontakt halten. Es gibt auch Veranstaltungen im Bürgerhaus, die vom Team um Klaus Stallmann gemanagt werden. Vernetzung ist dabei, so Claus-Peter Franek, der sich im Förderverein Bürgerhaus engagiert, das A und O. „So bekommt man auf kurzen Wegen die Hilfe, die man braucht. Beispielsweise beim Umzug der Bürgerbücherei ins Bürgerhaus“, so Franek.

7. Müll-Sammel-Aktionen

„In Brambauer engagieren sich auch viele Jüngere für unseren Stadtteil“, sagt Alexander Halbe, der sich bei Doghausen und anderen Projekten engagiert. Die Müll-Sammelaktionen sind ein Beispiel dafür, dass Bürger selbst Probleme angehen.

Alexander Halbe (r.) und "Superheld" Atus haben sich gegen den Müll verschrieben. Und organisieren Aktionen, die dieses Problem in Brambauer bekämpfen sollen.

Alexander Halbe (r.) und "Superheld" Atus haben sich gegen den Müll verschrieben. Und organisieren Aktionen, die dieses Problem in Brambauer bekämpfen sollen. © Alexander Halbe

Und auch dafür, dass sich jüngere Leute eher für ehrenamtliche Projekte begeistern, die zeitlich absehbar sind, wie Claus-Peter Franek beobachtet hat: „Ich vermute, es hat mit dem Zeitgeist zu tun. Junge Leute engagieren sich anders als ältere, sie möchten bei Projekten dabei sein, die über einen überschaubaren Zeitraum laufen.“ Alexander Halbe ergänzt: „Die nächste Aktion ist schon in Planung.“

8. Brambauer 2030 - Zukunftswerkstatt

„Das ist ein Projekt, bei dem sich Menschen aus allen Generationen ehrenamtlich engagieren - aus Liebe zur Heimat“, sagt Alexander Halbe, der aus voller Überzeugung mit seiner Familie in Brambauer lebt. Mit-Initiator Christoph Haumann umreißt das Ziel der Initiative: „Brambauer zu bewegen, das Quartier auf dem weiteren Weg in die Zukunft aktiv zu begleiten und positive Akzente zu setzen.“ Ein Netzwerk von Brambauer Bürgern für Brambauer Bürgern soll so geknüpft werden, um für die Zukunft des Stadtteils einiges in Gang zu bringen.