Großer Bahnhof in der kleinen Lippestraße: Der Rummel am Montagmorgen (23.10.) galt dem Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker. In Lünen entsteht zurzeit das bundesweit erste öffentlich geförderte Wohnhaus in neuer Bautechnik. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach gratulierte während der Baustellenbesichtigung der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG) zu dem Mut, ein solches Projekt auf den Weg zu bringen. Sie kam nicht mit leeren Händen.
Das Ministerium fördert das etwa 1,9 Millionen Euro teure Projekt mit 400.000 Euro aus der landeseigenen Förderung „Innovation Bauwirtschaft“. Zudem fließen 1,3 Millionen Euro aus der öffentlichen Wohnraumförderung ein.
Die Mittel sollen bezahlbare Mieten für Menschen mit geringerem Einkommen und gleichzeitiges modernes Bauen möglich machen. „Mit dem Pionierprojekt in Lünen zeigen wir, dass öffentlicher Wohnungsbau trotz dieser herausfordernden Zeit schnell, modern und nachhaltig entstehen kann“, sagt die Ministerin. Der Quadratmeterpreis in dem Sechsfamilienhaus aus dem XXL-Drucker liegt bei 6 Euro. Im Sommer 2024 sollen die ersten Mieter einziehen können.
Von schwierigen Zeiten sprach auch WBG-Vorstand Jan Hische. Sie machten es schwer, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Daher wolle die WBG neue Wege gehen. Dort, wo die ersten Häuser des fast 100 Jahre alten Unternehmens stehen, werde jetzt das jüngste gebaut. Mit der Idee, die seinerzeit bei dem 3D-Druck des Vereinshauses in Capelle entstand, habe man einen Nerv getroffen. Die WBG wolle dazu beitragen, konventionelles und innovatives Bauen zu verbinden. So sollen Standards geschaffen werden, damit aus experimentellem Bauen bezahlbarer Wohnraum werden könne.
„Botschaft an die Branche“
Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns lobte, man könne heute sehen, dass sich Lünen bewege. Er freue sich, dass in Lünen Pionierarbeit geleistet werde, um mit innovativer Technik bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz zu verbinden. Schon die Ministerin hatte darauf hingewiesen, dass der 3D-Druck-Beton 55 Prozent weniger Co2 enthalte als herkömmlicher Zement. Er sei zudem zu 100 Prozent recycelbar.
Als starkes Signal für den Wohnungsbau bezeichnete Architekt Lothar Steinhoff das Projekt der WBG. Gemeinsam mit der Technischen Hochschule Köln werde daran gearbeitet, dass Bauen aus dem 3D-Drucker wirtschaftlicher werde. Noch liegen die Kosten etwa 10 bis 20 Prozent höher als bei herkömmlicher Bauweise. Durch Prozessoptimierung soll sich das ändern.

WBG und Politik hätten das Potential erkannt, erklärte Jan-Peter Gaumann von der Firma Peri 3D-Construction. Der Kobold-Drucker brauche keine 100 Stunden, um die beiden Stockwerke in Lünen hochzuziehen. Dass Förderung möglich sei, sei eine wichtige Botschaft an die Branche. Der 3D-Druck sei nicht die Antwort, aber eine Antwort auf die Herausforderungen. Sonst könne man dem Bedarf an Wohnungen nicht gerecht werden.
Sechs barrierefreie Wohnungen
Sechs Wohnungen zwischen 61 und 81 Quadratmetern bietet der Neubau auf dem 651 Quadratmeter großen Grundstück an der Lippestraße in Citynähe. Das Kellergeschoss wurde gemauert, das Dach wird in Holzbauweise gefertigt. Das Haus ist energieeffizient gebaut nach Standard 40. Es hat Photovoltaik auf dem Dach und Stromspeicher. Geheizt wird mit Fernwärme. Alle Wohnungen sind barrierefrei.
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