Betreuung schwieriger Kinder im Ausland in der Kritik
Jugendamt bezieht Position
19 Jugendliche aus Lünen sind derzeit Teilnehmer spezieller Maßnahmen im Ausland. Bewusst schickte die Stadt sie so weit weg, um einen Schnitt zum bisherigen Leben machen zu können. Solche Projekte stoßen bei Experten auf Kritik. Die Stadt Lünen hält trotzdem an ihnen fest - wie ein Sprecher bei uns im Video erklärt.
Durch die Krise in der Ukraine rückten 14 Jugendliche aus Lünen in den Fokus, die als Teilnehmer an sogenannten Auslandsmaßnahmen auf der Halbinsel Krim betreut werden. Diese schwierigen Mädchen und Jungen mussten wegen des drohenden Konfliktes mit Russland evakuiert werden.
Nicht nur in der Ukraine sind Lüner Jugendliche bei Betreuern oder Familien untergebracht - auch in Rumänien (2), Spanien, Italien und Russland (jeweils 1). Insgesamt handelt es sich also um 19 Mädchen und Jungen. Dass man die Jugendlichen aus ihrer gewohnten Umgebung holt, hat den Grund, bewusst einen Schnitt zum bisherigen Leben und Verhalten zu erreichen. Denn die Betroffenen verweigern den Schulbesuch, halten sich zu Hause nicht mal an die einfachsten Grundregeln des Zusammenlebens oder wurden auch schon kriminell.
Diese Maßnahmen sind jedoch bei Experten umstritten. So sagt zum Beispiel Dr. Christian Lüdke, Jugendpsychologe aus Lünen: "Sie bringen nichts. Das ist nicht nur meine, sondern auch die allgemeine Wissenschaftsmeinung. Studien haben ergeben, dass diese Maßnahmen keine positiven Effekte bringen. Nur der geringste Teil der Jugendlichen, die teilnehmen, schafft es anschließend sein Leben positiv zu gestalten." Laut Studien haben solche Projekte lediglich 80 Prozent Erfolgsquote. Das weiß auch Thomas Stroscher, Abteilungsleiter Jugend.Hilfen und Förderung der Stadt: „Es gibt Jugendämter in Deutschland, die finden diese Maßnahmen gut und es gibt welche, die sie ablehnen.“ Er sei froh, dass trotz der Haushaltslage seine Abteilung die Maßnahmen durchführen kann, die „wir aus fachlicher Sicht für sinnvoll und effektiv halten“.
Und er betont: „Es handelt sich um eine freiwillige Teilnahme. Wenn die Jugendlichen und die Eltern bzw. Vormünder nicht einverstanden sind, werden die Jugendlichen nicht in die Maßnahmen geschickt.“